Heutzutage haben wir eine riesige Auswahl an Nahrungsmitteln aus der ganzen Welt und es gibt unzählige Ernährungsweisen. Zwei davon sind aktuell ganz besonders populär und täglich in den Medien und Diskussionen präsent. Während der pflanzliche Veganismus das Leid der Tiere in den Fokus stellt, sind Fleisch, Fisch und Ei unter den Hauptbestandteilen der Steinzeiternährung Paleo. Zwei Ernährungsarten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können oder stimmt das überhaupt nicht?
Ein paar Begrifflichkeiten
Unter Veganismus versteht man einen Lebensstil, der bei der Ernährung auf rein pflanzlichen Nahrungsmitteln besteht und den Verzehr von Tieren und Tierprodukten ausschließt. Die Motivation für Menschen dieser Ernährungsrichtung kann verschieden sein, in den meisten Fällen handelt es sich um ethische oder ökologische Gründe.
Genau so kann auch die individuelle Ausprägung einer vegan lebenden Person sehr unterschiedlich sein. Auf der einen Seite des Spektrums gibt es sehr gesundheitsbestrebte Richtungen wie vegane Rohkost oder der generelle Fokus auf Obst und Gemüse. Gleichzeitig ziehen vegane Industrienahrung und Junkfood immer weiter in das Sortiment von Supermärkten ein.
Bei Paleo, auch Steinzeiternährung genannt, entstand die Idee, sich so gut wie möglich an den Nahrungsmitteln unserer Vorfahren in der Steinzeit zu orientieren. Der Hauptkritikpunkt liegt hierbei auf unnatürlichen, industriell verarbeiteten Lebensmitteln. Aber auch historisch junge Nahrungsmittelgruppen wie Hülsenfrüchte oder Getreide, werden vom Speiseplan gestrichen.
Stattdessen bilden neben frischen Gemüse und gesunden Fetten aus Avocados, Oliven oder Kokosnuss vor allem Fleisch, Fisch und Eier von freilaufenden Tieren die Grundlage der Ernährung. Kleinere Mengen Obst, vor allem Beeren, runden neben Nüssen und Samen die Paleo-Ernährungspyramide ab.
Unterschiede
Die Unterschiede beider Ernährungsarten liegen sehr offensichtlich auf der Hand (und auf dem Teller). Fleisch, Fisch und Eier sind in der veganen Ernährung tabu, machen bei Paleo aber einen Großteil der gewählten Lebensmittel aus.
Die Hauptnahrungsgruppen unterscheiden sich aber auch, wenn es um Energielieferanten geht. Während bei Paleo besonders Proteine und Fette zum täglichen Energiebedarf beitragen, sind im Veganismus zumeist Kohlenhydrate aus Hülsenfrüchten, Getreide oder verwandten Pflanzengruppen der größte Beitrag. Proteine und Fette sind oft nur in mäßigen Mengen vorhanden.
Gemeinsamkeiten
Dabei gibt es bei genauerem Hinsehen aber auch sehr große Gemeinsamkeiten. Zugegeben, das ist nicht bei jeder Form des Veganismus der Fall, denn das alte Bild des Obst- und Gemüsefressers weicht immer mehr der Vorstellung von Fleischimitaten oder anderen Ersatzprodukten.
Beschränken wir uns aber für den Moment einmal auf Menschen, bei denen nicht nur Tiere, sondern auch der eigene Körper im Vordergrund steht. Auch hier sind industriell verarbeitete Nahrung, raffinierte Kohlenhydrate, Milchprodukte und unnötige Zusatzstoffe nicht gerne gesehen.
Stattdessen kommen bei diesen Menschen vor allem frische, natürliche und unbearbeitete Lebensmittel auf den Tisch. Der große Fokus liegt dabei auf einer Fülle von Obst- und Gemüsesorten. Genauso kommen aber auch (Wild-)Kräuter, Samen, Nüsse oder Pilze zum Einsatz, wie sie in ähnlicher Form auch in der Steinzeit vorgefunden werden konnten.
Es gibt also auch gewisse Überlagerungen, aber sind diese groß genug, um sich ausreichend ernähren zu können?
Paleo + Vegan = Pegan?
Mit den bisher genannten Übereinstimmungen fällt es im Allgemeinen relativ leicht, seine Ernährung mit ausreichend vielen Mikronährstoffen wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zu versorgen. Vitamin B12 stellt die Ausnahme dar und müsste von Extrakten von Bakterienlösungen supplementiert werden.
Wirklich schwierig wird es vor allem bei den Energielieferanten, denn diese Nahrungsgruppen sind im Allgemeinen entweder kohlenhydratlastig (Obst), fettig (Samen und Nüsse) oder energiearm (Gemüse). Wer einen großen Teil seiner Kilokalorien aus Proteinen erhalten möchte, müsste dazu große Mengen an Gemüse und Obst verzehren oder würde bei Samen und Nüssen gleichzeitig besonders viel Fett zu sich nehmen.
Als Art Mittelweg hat der amerikanische Arzt Mark Hyman die Ernährungsform Peganismus vorgeschlagen. Zentrales Element dieser Idee ist es, Fleisch als Beilage zu verwenden und gleichzeitig kleinere Mengen an Kohlenhydraten mit niedrigem glykämischen Index wie z.B. Hülsenfrüchte zu erlauben.
Nicht ganz vegan und nicht ganz Paleo soll diese Mischung die Vorteile von beiden Richtungen ineinander vereinen. Dabei muss jeder selbst entscheiden, was für ihn der beste Weg ist.
Fazit
In der Ernährung haben vegane und Paleo-Lebensweisen viele Gemeinsamkeiten, aber im Allgemeinen unterschiedliche Vorstellungen von Energielieferanten. Eine körperlich nachhaltige Ernährung ist dabei fast nur mit gewissen Kompromissen möglich und es ist fraglich, ob Anhänger von beiden Richtungen dazu bereit sind.
Andererseits lohnt sich ein wenig Verständnis und Toleranz von beiden Seiten, um auch die Gemeinsamkeiten zu erkennen. So könnte in der Zukunft ein positiver Dialog entstehen, von dem alle etwas gewinnen würden.
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