gärtnerglück im kessel

Säen, Ernten, Freizeit und Natur genießen: Urban Gardening ist trendy! Auch in der Stuttgarter City wühlen immer mehr Naturliebhaber in der Erde und schaffen grüne Oasen. Im Unterschied zum Balkon oder „Stückle“, wo die meist alleine oder gerade noch mit der eigenen Familie gegärtnert wird, spielen beim Urban Gardening Gemeinschaft und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Rund 40 Urban Gardening-Projekte gibt es derzeit in der Landeshauptstadt, Tendenz steigend.

Foto: Chatkamon Phimjan

So stylish kann Urban Gardening sein: Gewächshaus-Lounge bei Chloroplast e.V.

Ein sonniger Samstagnachmittag mitten in Stuttgart: noch sind die etwa 40 Hochbeete abgedeckt, doch schon bald wird es hier blühen und grünen. Das Besondere an diesem Garten: er liegt auf der obersten Etage des Züblin-Parkhauses. „wenn die Sonne scheint, haben wir sie von allen Seiten“, freut sich Katja Heinemann vom Künstlerkollektiv Ebene 0, das den Garten grün hält.

Die 34-Jährige Innenarchitektin weiß ganz genau, was dieses Jahr ins Beet soll: „Ich pflanze ein paar Klassiker wie Tomaten, mag aber auch Pflanzen, aus denen ich Produkte machen kann, von denen ich über die Gartensaison hinaus noch etwas habe – Ringelblumen für eine Salbe oder spezielle Kräuter für Sirup.“ Die Setzlinge gedeihen bereits zuhause auf der Fensterbank.

Bevor sie nach den Eisheiligen an die frische Luft kommen, laden die „Parkhaus-Gärtner“ zur Saatgut- und Setzling-Börse, bei der zahlreiche Pflanzen neue Besitzer finden. Hier pflanzen und ernten Studenten neben Architekten, Familien neben WG-Grüppchen – die Gärtner kommen aus allen Berufssparten, Nationen und Stadtteilen. Einige aus dem Bohnenviertel nebenan, wo wohl die ersten urbanen Gärtner Stuttgarts gewohnt haben: schon im Mittelalter ließen die Bohnenviertler ihr Hauptnahrungsmittel Bohnen an der Hauswand empor ranken.

Neben dem Kontakt zur Natur und selbst gezogenem Gemüse geht es beim Urban Gardening ums Kollektiv. Bei regelmäßigen Treffen wird besprochen was ansteht und wer welche Aufgaben übernimmt: Beete aufbauen, Gießen, Renovieren – es gibt immer etwas zu tun! „Wir entscheiden alles im Konsens, deshalb ist der Gemeinschaftsgarten für mich gelebte Demokratie“ sagt Volker Haefele vom Stadtacker Wagenhallen.

Die meisten Stadtgarten-Projekte sind eingetragene Vereine, die Zahl der Mitglieder liegt zwischen 12 Leuten wie beim Nachbarschaftsgarten Stöckach und mehr als 100 Aktiven beim Stadtacker. Mitmachen dürfen grundsätzlich Alle, jeder gärtnert was und wann er will. Und „Jeder macht was er kann“ lautet das Motto im Agenda-Garten Degerloch, einem der ersten Gemeinschaftsgärten Deutschlands: „Wer keinen grünen Daumen hat, kann den Rasen mähen oder mit den Kindern spielen“, sagt Carola Federspiel.

„Learning by Doing“ ist ein weiterer Aspekt im urbanen Garten, wo sich durch Austausch Erfahrung und Wissen bündeln. Zudem kooperieren urbane Gärtner mit Künstlern, Erfindern oder Institutionen, laden zu Grillabenden, Gartenflohmärkten und Enkeltagen oder holen sich Experten für die Yoga-Stunde, den Schnitzkurs oder zum Workshop „Färben mit Pflanzen“ in den Garten. „

Mindestens so wichtig wie die Gemeinschaft ist im Stadt-Garten der Nachhaltigkeitsgedanke. Der geht weit über giftfreies Gärtnern hinaus. So ist Urban Gardening ohne Re- und Upcycling nicht denkbar! Die meisten Gartenprojekte entstehen auf Brachen mit kontaminiertem Boden, deshalb wird in Hochbeeten, ausgedienten Badewannen oder LKW-Reifen angebaut. Mit findigen Regal-Systemen entstehen vertikale „Beete“.

Nisthilfen, Kompostieren, eigenes Saatgut gewinnen oder Gewächshäuser aus alten Fenstern bauen ist genau so selbstverständlich. Auch im Nachbarschaftsgarten Stöckach e.V. arbeitet man „mit dem was da ist“, sagt Sonja Wieland. Neben der Gartenarbeit betreut sie die Facebook-Seite „Urban Gardening Stuttgart“, die sie als private Vermittlung- und Infostelle für Urbanes Gärtnern eingerichtet hat.

„Alle reden von Nachhaltigkeit – wir machens!“ sagt Andreas Zeger vom Verein für Urban Gardening und Kulturförderung Chloroplast Stuttgart e.V. in Weilimdorf, wo man zudem auf Aqua- und Terraponik-Systeme setzt. Als Anerkennung erhielt der Verein das Siegel „UN-Dekade Biologische Vielfalt“. Die Stadt Stuttgart fördert ebenfalls Urban Gardening-Projekte: Anträge und Richtlinien für Fördergelder gibt es beim Amt für Stadtplanung und Wohnen Koordinierungsstelle Urbanes Grün.

Warum sich Urban Gardening lohnt? Volker Haefele bringt es auf den Punkt: „Die Welt wird immer abstrakter, da tut es unglaublich gut, das Wunder der Natur hautnah zu erleben, mit den Händen in der Erde zu wühlen und wieder ein Gefühl für unsere Abhängigkeit von Boden, Luft und Wasser zu bekommen.“


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