Ganser
„Odd Talk“
(No Trend Records)
Spätestens mit der Single „Pyrrhic Victory“, erschienen im September 2016, war klar: Das hier könnte eine neue Lieblingsband werden. Allein der Name: Hergeleitet aus einem psychischen Krankheitsbild, das man auch unter der Umschreibung „hysterischer Dämmerzustand“ findet – gar nicht lustig, aber angemessen schräg und natürlich maximal befremdlich. Dann der Song selbst: Flatternder Bass, Gitarre und Gesang wiegen sich in bester Post-Punk-Manier, verschroben und eingängig zugleich, Volltreffer. Später die dazugehörige EP „This Feels Like Living“, gefolgt von einer Geduldsprobe – warten. Bis jetzt. Und schlußendlich Erleichterung. Und zwar über einen Entscheidung, die nur auf den ersten Blick widersinnig erscheint.
Denn auf dem Debütalbum findet sich kaum ein Stück, das annähernd solche Harmonien wie die besagte Erfolgs-Single aufweist. Das Quartett aus Chicago hat bewusst auf jegliche Glättung verzichtet, nicht von ungefähr erinnern die Songs auf „Odd Talk“ eher an den indifferenten No-Wave von Sonic Youth. Der Sound ist schroff, meistenteils analog, die Gitarren scheppern und splittern, Ruhepunkte sind nur wenige auszumachen. Die drei Vorabsingles in Folge geben dafür ein gutes Beispiel – „Satsuma“ klirrt zu mächtigen Drums, bei „PSY OPS“ dann schneller Punk, gemischt mit Sprachsamples und taumelnden Vocals, „Avoidance“ wiederum bekommt eine sparsame Synthgrundierung, es bleibt dennoch hart, hektisch, ruhelos.
Haben sie sich mal wie bei „Aubergine“ auf ein gefälligeres Thema eingelassen, wird dieses kurz darauf wieder lustvoll zerstört, man hat tatsächlich den Eindruck, daß eine der Triebfedern für die Platte die Flucht vor übermäßiger Ausgewogenheit war. Denn was sperrig ist, entgeht der Vereinnahmung, bleibt widerständig, authetisch. Und auch für die Fans hat diese kreative Art der Verweigerung etwas Gutes, die Gefahr, daß Alicia Gaines, Nadia Garofalo, Brian Cundiff und Charlie Landsman demnächst durch die üblichen Latenight-Shows oder smarte Indieprogramme gereicht werden, ist überschaubar, man wird Ganser auf längere Zeit für sich haben. Und das ist ein weiterer Grund, dieses Album in höchsten Töne zu loben. Gewöhnliches können gern andere hören. https://ganser.bandcamp.com/
„Odd Talk“
(No Trend Records)
Spätestens mit der Single „Pyrrhic Victory“, erschienen im September 2016, war klar: Das hier könnte eine neue Lieblingsband werden. Allein der Name: Hergeleitet aus einem psychischen Krankheitsbild, das man auch unter der Umschreibung „hysterischer Dämmerzustand“ findet – gar nicht lustig, aber angemessen schräg und natürlich maximal befremdlich. Dann der Song selbst: Flatternder Bass, Gitarre und Gesang wiegen sich in bester Post-Punk-Manier, verschroben und eingängig zugleich, Volltreffer. Später die dazugehörige EP „This Feels Like Living“, gefolgt von einer Geduldsprobe – warten. Bis jetzt. Und schlußendlich Erleichterung. Und zwar über einen Entscheidung, die nur auf den ersten Blick widersinnig erscheint.
Denn auf dem Debütalbum findet sich kaum ein Stück, das annähernd solche Harmonien wie die besagte Erfolgs-Single aufweist. Das Quartett aus Chicago hat bewusst auf jegliche Glättung verzichtet, nicht von ungefähr erinnern die Songs auf „Odd Talk“ eher an den indifferenten No-Wave von Sonic Youth. Der Sound ist schroff, meistenteils analog, die Gitarren scheppern und splittern, Ruhepunkte sind nur wenige auszumachen. Die drei Vorabsingles in Folge geben dafür ein gutes Beispiel – „Satsuma“ klirrt zu mächtigen Drums, bei „PSY OPS“ dann schneller Punk, gemischt mit Sprachsamples und taumelnden Vocals, „Avoidance“ wiederum bekommt eine sparsame Synthgrundierung, es bleibt dennoch hart, hektisch, ruhelos.
Haben sie sich mal wie bei „Aubergine“ auf ein gefälligeres Thema eingelassen, wird dieses kurz darauf wieder lustvoll zerstört, man hat tatsächlich den Eindruck, daß eine der Triebfedern für die Platte die Flucht vor übermäßiger Ausgewogenheit war. Denn was sperrig ist, entgeht der Vereinnahmung, bleibt widerständig, authetisch. Und auch für die Fans hat diese kreative Art der Verweigerung etwas Gutes, die Gefahr, daß Alicia Gaines, Nadia Garofalo, Brian Cundiff und Charlie Landsman demnächst durch die üblichen Latenight-Shows oder smarte Indieprogramme gereicht werden, ist überschaubar, man wird Ganser auf längere Zeit für sich haben. Und das ist ein weiterer Grund, dieses Album in höchsten Töne zu loben. Gewöhnliches können gern andere hören. https://ganser.bandcamp.com/