Für wen arbeiten wir eigentlich?

Ab dem 8. Juli 2012, 5:20 Uhr arbeiten wir für den eigenen Geldbeutel. So meldet es jedenfalls der Bund der Steuerzahler und spricht pathetisch von einem Steuerzahlergedenktag.

Natürlich ist klar, für wen wir bis dahin gearbeitet haben: Für den Staat. Und, so kann man weiter lesen: Dieses Jahr mußten wir zwei Tage länger für den Staat arbeiten als letztes Jahr.

Darüber hinaus ist die Rede davon, daß der Staat durch undurchsichtige Steuererhöhungen Mehreinnahmen auf Kosten der Bürger erzielt.

Damit wir uns richtig verstehen: Natürlich bin auch ich gegen Steuermittelverschwendung, ich will auch gar nicht in die Detaildiskussion einsteigen, wo jetzt eingespart werden muß. Mir geht es hier lediglich um die Gegenüberstellung eigener Geldbeutel – Staat.

Wer ist denn dieser ominöse Staat? Bei aller Kritik an unserer Form der Demokratie, an mangelnden direktdemokratischen Elementen muß man doch sagen: Der Staat, das sind wir. Unsere Volksvertreter sind tatsächliche Volksvertreter, die vom Volk gewählt wurden.

Eine Differenzierung zwischen uns und dem Staat ist daher mindestens gezwungen. Wohin geht denn das Geld, das wir angeblich nicht für uns erwirtschaften? In Rentenversicherungskassen, die uns später einmal unsere Rente auszahen sollen. In Krankenversicherungskassen, die unsere Behandlungen bezahen, wenn wir krank werden. In die Kindergärten und Schulen unserer Kinder, in die Universitäten, die es uns ermöglichten, einen gut bezahlten Job zu bekommen, so daß wir überhaupt das Luxusproblem haben, Steuern zu zahlen. Die Polizei wird davon bezahlt, die für das Machtmonopol sorgt, innerhalb dessen wir in relativer Ruhe leben können, ohne uns alle selbst bewaffnen zu müssen.

Kurz und knapp: Das Geld, das an den Staat geht, geht an uns. Wir arbeiten also von Anfang an für uns selbst, und nicht erst ab morgen.

Es kommt uns zu Gute, daß wir uns um Dinge wie Schule nicht kümmern müssen. In der Zeit, in der wir unsere Kinder unterrichten würden, können wir arbeiten und Geld verdienen, das uns wieder zu Gute kommt. Und unseren Kindern. Und was für die Schule gilt gilt noch mehr für das staatliche Machtmonopol. Dank Polizei müssen wir nicht mit der Wumme unterm Kopfkissen schlafen.

Das alles kostet Geld, ja, und es ist zentral organisiert. Dabei wird auch Geld verschwendet, wie überall. Wer könnte schon sagen, er hätte nie Geld verschwendet? Und ja, manche zahlen in die Sozialkassen mehr ein, als sie herausbekommen. Andere bekommen mehr, als sie hineinbezahlen. Die Bedingungen sind jedoch recht klar und gelten für jeden in gleicher Weise.

Man kann sich gerne über Verschwendung beklagen. Man kann diskutieren, wo der Staat, also wir, in unserer Selbstverwaltung effektiver werden kann, wo Dinge verbessert werden können. Aber diese Staatsschelte, als ob es mit uns nichts zu tun hätte, führt zu nichts außer vielleicht zu einer Entsolidarisierung: Weniger “Staat”, mehr “Eigenverantwortung”. Das führt dann dazu, daß die Stärkeren (wirtschaftlich Potenteren oder wirklich körperlich Stärkeren)  die Schwächeren immer stärker dominieren werden. Schon jetzt scheint mir hier eine Schieflage zu existieren.

Die Lösung kann aber nicht weniger Staat sein, so populär es ist. Zumindest, so lange man sich stark fühlt. Bei weniger Staat wird jedoch ziemlich schnell klar, wie stark der Einzelne alleine ist. Man denke an Hartz IV, das ja auch mit dem Argument Eigenverantwortung beworben wurde. Die “Schmarotzer” sollten Verantwortung übernehmen. Inzwischen merken einige, daß sie selbst zu diesen “Schmarotzern” gehören.

Genau genommen sind wir alle Schmarotzer. Wir alle profitieren von unserem Gemeinwesen, wenn auch einige mehr als andere. Und das ist in Ordnung. Dafür ist das Gemeinwesen da, daß man davon profitieren kann.

Wenn man schon Feindbilder aufbauen will in der Art “wir gegen den Staat”, dann sollte man sich vielleicht eher darauf konzentrieren, wer wie viel vom Gemeinwesen profitiert. Man käme wohl zu Gegenüberstellungen wie Familien gegen Kinderlose, Gesunde gegen Kranke, Steuerzahler gegen Arbeitslose. Das wäre immer noch nicht ideal, aber vielleicht würde sich dann der ein oder andere der “Starken” bewußt werden, daß er auf den “Schwächeren” rumhackt. Da gibt es dann hoffentlich noch ne höhere Hemmschwelle. Aber vielleicht wäre es auch ganz heilsam, gesellschaftlich zu diskutieren, wieso die Gesunden den Kranken ihre Behandlungen zahlen.


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