Übergangszeit. Die Krise als Katalysator des Überlebens Kampfes der alten Machteliten

Sie finden keine einheitliche Antworten zur Lösung der EU(RO) Krise: unsere politischen und wirtschaftlichen Machteliten kämpfen um den Bestand eines zerfallenden Wirtschaftssystems und damit auch um ihr eigenes Überleben. Die unsoziale und ökologisch unnachhaltige Finanz- und Kapitalwirtschaft, in Verbindung mit eines auf Habgier und Raubbau begründeten Marktradikalismus, steckt in der selbst verursachten Systemkrise – nicht nur in Europa, sondern weltweit. Es deutet sich ein Wandel an, nicht etwa durch eine Reform von oben, oder einer Revolution von ganz unten, sondern über einen grundlehenden Bewusstseinswandel der neuen jungen Generation in unserer Welt.

Vielleicht erleben wir, wie die die alte unfähige und dekadente politische Elite langsam die Macht verliert; und ihre Handlungen sind Ausdruck der Gegenwehr. Man will sich noch ein wenig länger den wirtschaftlichen und politischen status quo erhalten, gegen den wachsenden Widerstand der Bevölkerung. Wir leben in spannenden Zeiten, in einer Zeit des Übergangs. Es wird viel passieren. Veränderungen sind nicht mehr aufzuhalten. Durch die Vernetzung über das Internet enstehen grenzübergreifende neue Gegenöffentlichkeiten und gut organisierte Bürgergruppen und Initiativen, die nicht mehr mit den herkömmlichen Kontroll- und Repressionsmitteln des Staates aufgehalten oder zerschlagen werden können. Acta war ein solcher Versuch, die Kontrolle über das Internet, durch Zensur und rabiaten staatlichen Eingriffen in das Meinungsrecht, zu erlangen. Acta wurde vom Europäischen Parlament abgelehnt, vielleicht ein Hinweis darauf, dass das neue Bewusstsein schon die politischen Institutionen erreicht hat.

Die Formung einer neuen (zukünftigen) Machtelite durch das Netz

Eine neue technisch hochentwickelte, aber gleichwohl partizipierende und transparente Machtelite entsteht. Sie löst politische Probleme sachorientiert und nachhaltig, wobei sie den Menschen als Ganzes in den Mittelpunkt stellt. Durch das Informationsnetzwerk des Internets ist dies so gegeben worden. Es entstehen geballte Interaktionsmuster und  multiple Informations – Distributoren durch viele dezentrale und nicht staatlich kontrollierte Akteure. Blogs, die neue fast kostenlose Art, eigene Verlage, Diskussionsforen und Zeitungen zu gründen, bilden Meinungen abseits des propagandistischen Mediensystems von Springer, Focus, rtl, Spiegel, Bertelsmann, sat1, N 24, n-tv und co, die im wesentlichen dem herrschenden neoliberalen Wirtschafts – Paradigma nachäffen, und den medial überfluteten und überforderten Deutschen Michel bisher so erfolgreich den Kopf gewaschen hat.

Internetkompetenz als neue Kulturtechnik, die Gesellschaft und Politik verändert

Die neue Generation, die man zunehmend als “digital natives” bezeichnen kann, ist hingegen mehr auf die freie Meinungsbildung im Internet orientiert und wegen der effektiven Informationsvernetzung auch gebildeter, informierter und letztendlich sogar fachkompetenter geworden. Die neuen politschen Akteure lernen durch den täglichen Umgang mit dem wahrlich gesellschafts – revoltutionierenden Medium Informationen zu filtern und zusammenzufassen. Sie sind mehr und mehr imstande aus der Informationsflut die für sie relevanten und wichtigen Informationen herauszusuchen, um Probleme zu lösen, offene Fragen zu beantworten oder auch politische Strategien oder Taktiken zu entwickeln. Diese Internetkompetenz ist damit zu einer prägenden und wesentlichen Kulturtechnik unserer modernen Zivilisation geworden; ganz so wie Schreiben, Lesen und der Buchdruck.

Grenzübergreifende Interessensgruppen und partizipierende Sachpolitik

Die neuen Eliten sind entnationalisiert und im wahrsten Sinne des Wortes global. Das bedeutet, dass von unten herauf eine Art Weltbürgerschaft entsteht. Ein Weltbewusstsein existiert in Ansätzen schon und bildet sich immer intensiver über das globale web heraus, wobei es kulturspezifische Varianten von Politik und Gesellschaftsgestaltung lokal umsetzt, getreu dem Motto: think global, act local.

Im Anbetracht dieses Umstandes wirken die etablierten nationalen Parteien bereits anachronistisch; sie verfügen (mit Ausnahme der Piraten und teilweise der Grünen) nicht über die neue Art der vernetzten Intelligenz und der informationstechnologisch begründeten offenen Basisdemokratie. (Stichwort Liquid Democracy und open Governance) Die Schwarmintelligenz wird durch neue Technologien zielgerichtet eingesetzt, und sie ist efektiver und auf Dauer wesentlich mächtiger als die schlecht koordinierte politische Einzelkompetenz in den Parteien. Die Geschwindigkeit mit der Entscheidungen gefällt werden, ist in den Internetbasierten politischen Kremien bedeutend höher  als in den alten starren Partei-Instanzen. In einer Zeit schneller tiefgreifender Veränderungen innerhalb unseres Lebensraumes – Klimawandel, Energiekrise, Ressourcenknappheit, Überbevölkerung, Umweltzerstörung, Wirtschaftskrise, Sozialkrise – ist dies von immenser Bedeutung. Die Denkweise der alten Politikgarde stellt sich nicht oder nur sehr langsam und widerwillig darauf ein. Bornierte Vertreter der alten Machtelite, die verzweifelt an den bestehenden Verhältnissen festhalten, versuchen die Repräsentanten des neuen Bewusstseins zu diffamieren und diskreditieren. Liquid democracy und open governance seien die Diktatur der Massen, hört man von einem besonders widerlichen Exemplar eines Dekadenz Politikers aus der Lobbyistenpartei FDP. Mitglieder der Piratenpartei werden durch die System Presse mit konstruierten Vorwürfen und falsch dargestellten Behauptungen angegangen. Die Gegenöffentlichkeit im Internet funktioniert aber mittlerweile, und Lügen und Hetzkampagnen werden schnell aufgedeckt, und angeprangert.

Politische Kompetenz geht anders

Es gibt noch einen weiteren Unterschied zwischen den alten und den sich neu herausbildenten Eliten: die politische Kompetenz wird bei den etablierten Pareien in erster Linie als Fähigkeit zur Machtbildung und Ausübung, sowie als Kunst des networkings, verstanden. Bei den “neuen” ist politische Kompetenz hingegen vorwiegend Sachverstand und Problemlösungsbefähigung. Das Parteiforum der Neuen delegiert Macht und Entscheidungskompetenz an diejenigen, die genau dies am besten können.
Ein Drama der etablierten Parteien besteht also darin, dass sie dies nicht erkennen. Zuwenig Sachverstand, zuviel Machtgier. Das ist die Chance der Neulinge: nutze die Arroganz und Ignoranz der alten dekadenten Elite. Stelle deine Stärke gegen ihre Schwäche: Partizipation, Fachkompetenz, Transparenz und Effektivität.

Wer wird wohl bestehen? Die Dinosaurier oder die wendigen schlauen Wiesel?

viele Grüsse von René Brandstädter – humanicum


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