"Funky town" dank AKW?

Der französische Atomkonzern Areva lässt sich mit einem sündhaft teuren Werbespot ins beste Licht rücken. In der Schweiz darf dieser nicht ausgestrahlt werden – zu sehen ist er trotzdem.

Sie dachten, Sie wissen nach Swisscom TV und Sony Bravia, wie ein richtig aufwändiger Werbespot aussieht? Nun, der französische Atomkonzern Areva könnte Sie allenfalls eines Besseren belehren. Der setzt nämlich mit seinem eben lancierten 1-Minuten-Film neue Maßstäbe in der Fernsehwerbung. Das Beste reichte dabei knapp, um den AKW-Bauer und Uranminen-Betreiber (und Zulieferer von Schweizer AKWs) ins günstigste Licht zu rücken.

Realisiert wurde das Werk vom französischen Atelier H5, das sich seit 2010 mit einem Oscar für den besten animierten Kurzfilm («logorama») schmücken darf. Die Trickfilmkünstler zogen denn auch alle Register und führen ihr Publikum in 60 Sekunden zur Musik des Uralt-Hits «funky town» auf einer rasanten Kamerafahrt durch die Geschichte der Energiegewinnung von der Frühzeit durch die Jahrhunderte. Die Reise endet bei einer ausgelassenen Party, welche – so wird uns suggeriert – nur dank dem Strom von AKWs (und ein paar Windrädern) stattfinden kann.


Areva, die in den vergangenen Jahren vor allem wegen der großen Probleme und Kostenüberschreitungen beim Bau ihres EPR-Atomreaktors im finnischen Olkiluoto und ihren Uranminen in Niger in die Schlagzeilen geraten ist, lässt sich für die Imagepflege nicht lumpen: 15,5 Millionen Euro (rund 20 Millionen Franken) soll das technisch brilliante Werk gekostet haben.

Die Ausstrahlung des Spots auf Schweizer TV-Kanälen oder in Schweizer Werbefenstern von ausländischen Sendern ist derzeit nicht erlaubt, da die Aussage des Spots die Abstimmung über das AKW Mühleberg II im Kanton Bern vom 13. Februar beeinflussen könnte. Aus diesem Grund intervenierte das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) im Januar auch bei Werbespots von Greenpeace und dem Stromkonzern Alpiq. Beide durften die – harmlosen – Spots nicht ausstrahlen. Der 15-Millionen-Spot von Areva ist in der Schweiz trotzdem zu sehen – via ausländische Sender wie «France 24» oder «Eurosport». Dort habe das Bakom «keine Interventionsmöglichkeit», erklärt dessen Kommunikationschef Roberto Rivola. Er selber habe den Spot schon «x-mal auf Eurosport gesehen» – in deutscher Sprache.

Die Atombefürworter lachen sich darüber ins Fäustchen – und die Gegner basteln an der Gegenpropaganda. Mit weniger Mitteln zwar, aber mit durchaus originellen Ideen.

 


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