Mühleberg II: Das letzte Gefecht

Nun also auch noch das Gaskombikraftwerk. Wer sich in den vergangenen Monaten mit Vertretern der Atomlobby unterhalten hat, staunt höchstens darüber, dass das Pro-Komitee für ein neues AKW in Mühleberg mit diesem Argument so lange zugewartet hat: „Mühleberg statt CO2-Dreckschleuder!“, lasen die Bernerinnen und Berner in den vergangenen Tagen in den bereits sattsam bekannten, grünen Inseraten, die prominent in ihren Tageszeitungen platziert waren. Und weiter: „Seien wir ehrlich: Wir brauchen die klimafreundliche Kernenergie.“
Tatsache ist: Energie Wasser Bern (EWB) baut im Westen der Stadt Bern eine neue Kehrichtverbrennungsanlage samt Energiezentrale, welche auch ein Gaskombikraftwerk nach neustem Stand der Technik enthält (welches trotzdem noch CO2 emittieren wird). Tatsache ist auch, dass das EWB bis ins Jahr 2039 aus der Atomenergie aussteigen will. Und Tatsache ist ferner, dass beide Entscheide demokratisch legitimiert sind. 88 Prozent der Bernerinnen und Berner sprachen sich Anfang 2008 für das EWB-Projekt aus.
Eine letzte Tatsache noch: Ausgerechnet diejenigen Unternehmen, die in der Schweiz neue AKWs bauen wollen und auf „klimafreundliche Kernenergie“ setzen, haben sich in den vergangenen Jahren im Ausland still und leise für das exakte Gegenteil engagiert – unter anderem mit dem Bau von zwei Gaskraftwerken (und der Planung von fünf weiteren) in Italien.
Aber eben: Im Abstimmungskampf um „Mühleberg II“ wird derzeit um jede einzelne Stimme gerungen. Die AKW-Gegner haben in den vergangenen Wochen im Akkord Komitees gegründet: Ärzte, Touristiker, KMU-Chefs, Bauern, Anwohner – allesamt gegen ein „Mühleberg II“, alle mit Medienmitteilung.
Die Befürworter wiederum, koordiniert von der PR-Agentur Burson-Marsteller, setzen auf Frauen („Als Mütter, Berufstätige und Politikerinnen tragen wir die Verantwortung für kommende Generationen!“), auf alt Bundesrat Moritz Leuenberger (dessen angeblich atomfreundliches Statement derart aus dem Zusammenhang gerissen war, dass sich Leuenberger augenblicklich dagegen verwahrte), auf Barack Obama und einen ehemaligen Direktor des Bundesamts für Energie.
Als – vorerst? – letzten Coup lächelt den Bernerinnen und Bernern nun Gewerkschafter und alt SP-Grossrat Roland Künzler von den Zeitungsseiten entgegen: „Als Gewerkschafter kämpfe ich für Arbeitsplätze. Ohne günstigen Strom gehen viele verloren.“
Etwas Ehrlichkeit täte allerdings auch diesem Inserat gut. Vorzeige-Gewerkschafter Künzler stand jahrelang im Sold der Kraftwerke Oberhasli (KWO). Diese sind eine Tochtergesellschaft der BKW, und diese will bekanntlich in Mühleberg ein neues AKW bauen.


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