Wir können reden. Manchmal tun wir das geräuschvoll, manchmal flüsternd, gelegentlich vor mehreren Menschen und dann reden wir auch für uns allein.
Der Nachbar singt laut in der Badewanne und der Kollege murmelt etwas im Fahrstuhl.
Aber wozu dient das Wort?
Das Wort, die Sprache wird gebraucht um:
- Träume, Ideen, Hoffnungen oder Ziele zu formulieren.
- um Befehle, Drohungen, Beleidigungen oder Lügen auszusprechen
- um zu jammern, zu reklamieren oder um zu (ver-)fluchen
- für das Gebet, das Lob, das Lied und die Liebeserklärung
- um uns zu ermutigen, zu trösten, aufzustacheln oder zu beruhigen
- um zu schwätzen, zu fabulieren, zu erzählen, (sich) zu unterhalten
- für die Werbung, den Verkauf, die Manipulation oder Missionierung
- um zu beraten, zu coachen, zu therapieren und um zu (be-)lehren
- um etwas zu erklären, zu beschreiben oder um (sich) zu informieren
Beobachte einmal einen ganzen Tag lang, wofür die Menschen die Fähigkeit, Worte zu formulieren gebrauchen. Oft gibt es verborgene Absichten. So kann eine “Information” eigentlich eine Statusmarkierung sein, das Erzählen eines Traums ist in Wirklichkeit eine Liebeserklärung und ein zufälliger Schwatz hat vielleicht tatsächlich eine Manipulationsabsicht. Sind wir nicht alle genial?
Fotografie: Aymarà Bauern in einem bolivianischen Hochland (bei Terajahua) diskutieren einen Vorschlag für ein landwirtschaftliches Projekt.
Bild ganz oben: Lauschen den Legenden / 40cm x 30cm / Acryl auf kaschiertes Papier auf Hartholzplatte / 2011, Nr.11-100