Wir beginnen diesen Post einmal mit einem repetitiven Spoken-Word Filmclip aus… nun wie soll man das nennen, Poesie? Komik? Auf jeden Fall erscheint eine grosse Stadt, ein Mann (Morrissey), eine Frau (die kurzhaarige Pamela Andersson) und eines der liebsten Themen der Welt, des Universums von überhaupt allem; Einsamkeit.
“time after time you say next time”
Ein anderes Video namens “The Bullfighter Dies” gibt es ebenso auf Morrisseys offiziellem Youtube-Channel. Er zählt Städtenamen auf und reimt sie jeweils mit einem Einsamkeitsvers. (Zu persönlichen Lieblingsversen gehören unter anderem: “Ill in Seville” oder auch “gaga in Malaga”).
Seit gestern ist das neue Album “World Peace Is None Of Your Business” des ehemaligen The Smiths Mitglieds Morrissey via NME (nur in England) oder via Spiegel Online (in der EU und CH) im Stream anhörbar. Still und grau sind die Tage nicht mehr, und Sonntag ist es nicht mehr jeden Tag. Nun hören wir aber einmal rein in das Album, welches folgende Tracklist beinhält:
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- ‘World Peace Is None Of Your Business’
- ‘Neal Cassady Drops Dead’
- ‘Istanbul’
- ‘I’m Not A Man’
- ‘Earth Is The Loneliest Planet’
- ‘Staircase At The University’
- ‘The Bullfighter Dies’
- ‘Kiss Me A Lot’
- ‘Smiler With Knife’
- ‘Kick The Bride Down the Aisle’
- ‘Mountjoy’
- ‘Oboe Concerto’
MIESE MISANTHROPIE ALS STILMITTEL ODER DIE LIEBE ZUM ABSURDEN?
Selbstverständlich ist “World Peace Is None Of Your Business” genauso wenig wörtlich zu verstehen wie der gesamte Text des ersten Songs auf dem Album. Oder eben doch? “Neal Cassady Drops Dead” ist jedoch noch viel “charmanter” als das erste Stück. Der besungene Schriftsteller, welcher “im echten Leben” mit den Schriftstellern Allen Ginsberg und Jack Kerouac verkehrte, fällt innerhalb des Stückes tot um. Viele andere darin vorkommende Menschen haben Akne oder Tollwut. All diese Texte werden begleitet von harmonienhafter Musik. Im nächsten Stück folgt die Deklaration Morrisseys, “I´m Not A Man”, nun da sind wir aber gespannt. Als was sieht er sich dann? Als Gott, als Tier, als Teigreste in einer Kuchenschüssel? Die Antwort folgt schon bald innerhalb einer Disney-artigen Ballade, die auch gut in einem amerikanischen Kaffeehaus im Hintergrund laufen könnte: “wise ass, smart ass, workaholic (…) well if this are terms you use to describe oh im shaking look at me i´m quaking”. Nun ob dies eine Antwort ist oder erneut eine metaphorische Spiegelung der Gesellschaft mittels Bildern des Absurden, man weiss es nicht. Bis am Schluss die Sätze des sehr überzeugten Vegetariers kommen: “I´d never kill or eat an animal (…)”. Ein Frappuccino hat noch nie so gut geschmeckt.
“Istanbul” ist schon länger (seit dem 20.05.2014, um genau zu sein) als Single bekannt. Gemäss Angaben des Album-Produzenten Joe Chiccarelli fokussiert das Lied auf die Unruhen innerhalb der Stadt Istanbul und versucht diese musikalisch umzusetzen. So wurde – wie Chiccarelli in diesem Interview erwähnt – als Perkussionsmittel ein Gong eingesetzt: “So (Morrissey) used a cigar-box guitar, a lap steel guitar and a complicated and busy drum rhythm, plus an actual gong as percussion, as well as vocal samples from a field recording taken in the streets of Istanbul by guitarist Jesse Tobias.” Das Musikvideo zu “Istanbul” ist auch hier wieder, gesprochen…
“Earth Is The Loneliest Planet” ist bisher musikalisch gesehen ein absolutes Hochlicht des Albums: Treibende Trommeln, passend eingesetzte Klavierläufe und eine sehr schöne Melodie. Im nächsten Stück “Staircase At The University” geht es um ein weinendes feminines Individuum:
“March April May, she cried night and day”
In “The Bullfighter Dies” stirbt der Stierkämpfer, jedoch weint niemand, weil alle wollen, dass der Stier überlebt. …Denkt mal darüber nach! Oder auch nicht. Ist dieses Album die gezielte Verwirrung und Umdrehung von allem, sodass alles in einer Spirale des Fragezeichens endet?
Auch in “Kick The Bride Down The Aisle” ist der gute Steven Patrick Morrissey wieder einmal in Hochform! “Kick the bride down the aisle and treasure the day, I know so much more than I´m willing to say, she just wants a slave to break his back…”. Unhumorvolle Feminist(inn)en würden wohl aufschreien und wütende Köpfe bekommen. Wäre die Melodie nicht so gut, und wäre Morrissey nicht auf seinem selbstgebauten Podestlein so hoch oben, dass man denkt, jaja, lassen wir den mal singen, wüsste man nicht, was passieren würde. Und falls das Podestlein doch einmal brechen sollte, wird er von all den Feministinnen aufgefressen und behält mit seinem Wort… nun ja…
Man darf jedoch wiedereinmal sehr gespannt sein, welche philosophischen Interpretationen, welche Anschuldigungen, welche Kritiken auf Musikebene zu “World Peace Is None Of Your Business” in naher Zukunft gemacht werden.
“there is a song I can´t stand and it´s stuck in my head”,
heisst es in “Oboe Concerto”, dem letzten Lied auf dem Album. Nun ja, so geht es wohl einigen mit Morrissey. Man mag ihn vielleicht nicht leiden, jedoch sind seine Lieder stuck in our heads.
KEEP BUZZIN
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