Nach nur zehn Minuten Einsatz in der Primera División reifte bei Javie Pove der Entschluss: Profi-Fußball und persönliche Wertvorstellungen sind nicht zu vereinen. Der 24-Jährige kündigte seinen Vertrag und kehrt dem Fußball den Rücken. Er will lieber Geschichte studieren.
Sein Debüt in der Primera División feierte Javier Poves am letzten Spieltag der abgelaufenen Saison. Manolo Preciado, der Trainer von Sporting Gijon schenkte ihm zehn Minuten Einsatzzeit gegen Hercules Alicante. Für viele andere wäre dies die Erfüllung eines großen Traums.
Anders bei Poves, für ihn war es der Anfang und das Ende seiner Fußballkarriere. Früher, als Junge, habe er Fußball aus Liebe zum Sport gespielt. Der Profifußball hat ihm diese Liebe genommen sagte er gegenüber einer spanischen Zeitung.
Es dreht sich alles nur ums Geld
Also hat Poves nach nur zehn Minuten Spielzeit in Spaniens Oberhaus beschlossen, seinen Vertrag, der noch eine weitere Saison lief, aufzulösen. Aus Abscheu, wie er sagt, vor dem „kapitalistischen Fußballsystem.“ „Je besser man den Fußball kennenlernt, desto klarer sieht man, dass sich alles nur ums Geld dreht. Das raubt dir alle Illusionen“, erklärte der Ex-Verteidiger. Auch für einen unterklassigen Verein wolle er nicht mehr spielen. Er wolle nicht länger Teil eines Systems sein, in dem Leute Unmengen an Geld verdienen, weil andere Menschen in Entwicklungsländern sterben.
Die Vertragsauflösung sei keine unüberlegte Aktion, sondern eine bewusste, wohlüberlegte Entscheidung. „Es sei nicht er, der verrückt sei“, so Poves. Zuvor hatte er es bereit abgelehnt, sein Gehalt Sporting weiterhin überwiesen zu bekommen. Damit wollte er verhindern, dass die Bank mit seinem Geld Spekulationsgeschäften nachgehen könne. Selbst das Auto, das ihm vom Klub zur Verfügung gestellt worden war, gab Poves zurück. „Es fühlte sich falsch an, zwei Wagen zu haben.“
„Ich bin gegen das System“
Bei seinen Teamkollegen stößt er damit auf Verwunderung, dass er Bücher wie „Das Kapital“ von Karl Marx und „Mein Kampf“ von Adolf Hitler las. Politisch habe er jedoch bisher keinen Standpunkt. Weder links noch rechts. Er wolle einfach möglichst viel lesen und Dinge analysieren. In einem Punkt ist er sich jedoch sicher: „Ich bin gegen das System.“ Poves will nun Geschichte und Geografie studieren und Libyen, Syrien und den Iran bereisen. „Ich will die Realität in diesen Ländern für mich selbst sehen, nicht was die Politiker sagen oder im Fernsehen gezeigt wird.“
Bastian Weber bloggt zu aktuellen Sportnachrichten und Fußballnachrichten