Wie den meisten Menschen bekannt ist, ist momentan Ramadan, der muslimische Fastenmonat. Anlässlich dieses Ereignisses hat Frankreichs Präsident, Nicolas Sarkozy, welcher in letzter Zeit mit ausländerfeindlichen Äußerungen auffiel, eine Rede gehalten. Mit dieser Rede wollte er nicht nur den dort lebenden Muslimen zum Ramadan "alles Gute wünschen", sondern diesen auch noch erklären, wie man als französischer Muslim fasten soll.
Französische Regeln statt Freiheit
"Liebe Landsleute! Ein französischer Muslim ist bevor er muslimisch ist, erst einmal Franzose und deshalb muss er den Sitten und Gebräuchen, die in Frankreich herrschen, Respekt zollen."
Diesem Teil kann man natürlich zustimmen, wenn es auch jeder definitiv anders beurteilen wird, ob er zuerst Muslim oder Franzose ist. Man sollte aber dennoch den Sitten des Landes, in dem Mann oder Frau lebt, Respekt zollen. Genau wie man jedem Menschen Respekt zollen sollte und man sich eigentlich zuerst als Mensch definieren sollte, bevor man sich über Religion und Herkunft definiert.
Während man diesem Teil also zustimmen kann, ist der zweite Teil der Rede für jeden Menschen, der sich als religiös sieht oder die Religionsfreiheit hochhält, eine nicht nachvollziehbare Beleidigung.
Frühstücks-Kaffe ist Pflicht
"Ist es denn möglich, auf seinen täglichen Frühstücks-Kaffee zu verzichten? Ich bin sicher, dass ihr trotz des Fastens nicht euren Kaffee um 8 Uhr vergesst und erst danach zur Arbeit geht",
Möchte Herr Sarkozy mit dieser Aussage den französischen Muslimen sagen, dass er es für wichtiger hält, "den Früchstücks-Kaffee zu trinken", als dass die Menschen das Recht haben, ihren Glauben auszuleben?
Wenn Sarkozy nun den Ramadan, welcher ein sehr wichtiger Monat für die Muslime ist, und das Fasten mit dem Kaffee trinken vergleicht, dann stellt er die Religion als etwas dar, auf das man besser verzichten sollte, wenn man sich an "französische Sitten halten will".
Es ist allerdings schwer vorstellbar, dass ein Land wie Frankreich, in dessen Geschichte sich viele für die Freiheit und die Demokratie eingesetzt haben, nun Menschen die Ausübung ihrer religiösen Pflichten untersagen möchte.
Gebet ist Zeitverschwendung
"Das Gebet eines französischen Muslims darf nicht dem eines Muslims im Osten gleichen. Außerdem darf er nicht Stunden in den Moscheen für die Verrichtung des Tarawih-Gebetes vergeuden, denn dieses Gebet ist religiösen Gesetzen nach nicht vorgeschrieben."
Möchte Herr Sarkozy nun den Menschen erklären, dass sie die Religion nur so ausüben sollen, wie er sie für richtig hält?
Wie lange ein Mensch betet und ob er betet, sollte einzig und allein die Entscheidung dieser Person sein. Kein Politiker und auch kein anderer Mensch darf sich in eine solch persönliche Entscheidung einmischen.
Herr Sarkozy kann ruhig den Menschen "alles Gute wünschen", er sollte allerdings niemandem vorschreiben, wie er sein Religion ausübt, solange diese Ausübung keinen Widerspruch zur Verfassung darstellt. So weit mir bekannt ist, stellt es allerdings kein Problem dar, in Frankreich seinen Kaffee nicht zu trinken oder für sein Gebet Stunden zu brauchen.
Liberté, égalité, fraternité = Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit waren die hehren Ziele der französischen Revolution. Das Ziel der Freiheit und auch das der Gleichheit werden durch solche Äußerungen in Frage gestellt.
Die Äußerungen von Herrn Sarkozy sind beschämend und ich hoffe, dass er sich nicht bei den nächsten religiösen Ereignissen äußert, auf welche Religion diese sich auch immer beziehen mögen.