ich stürme das zimmer, voller elan, mitten im workflow, es ist kurz vor elfe, da arbeite ich bereits im akkord. ich sehe die junge dame an der praxisliege lehnen, nehme den rucksack auf dem stuhl wahr, aus dessen seitentasche ein kleiner stoffteddy schaut, registriere noch das spritzentablett an der waschbeckenablage, aber kein kind weit und breit.
ich: “sooo, guten morgen hallo,” ich gebe ihr kurz die hand, “wo hat sich denn ihr knirps versteckt?”
sie schaut mich irritiert an.
ich: “unter dem wickeltisch, was?” ich beuge mich darunter. kein kind zu sehen.
ich: “hat der so eine angst vor dem impfen?” dann etwas lauter aber in tendenziell höherer tonlage: “kuckuck, wo bissu denn? na, komm, es geht ganz schnell vorbei, dann gibts auch noch eine belohnung… hallo?”
die junge dame tippt mir auf die schulter. “herr dokter?”
ich: “ja? wo ist denn jetzt ihr kind?”
junge dame: “die impfung da, die ist für mich.”
ups. wer liest und schaut, ist stets im vorteil. es ist eine hpv-impfung, die junge dame siebzehneinhalb und ich ziemlich dämlich.
sie wirkte aber wirklich schon sehr … äh … mütterlich … äh … frühreif … äh … erwachsen … äh … aus der nummer komme ich nicht mehr raus.