Wenn man irgendwo alleine saß, wo Menschen sich typischerweise nicht alleine aufhalten und alle anderen in Grüppchen sitzen und sich unterhalten – zum Beispiel im Kino vor der Vorstellung oder in einem Café – benutzte man das Handy, um sich zu beschäftigen und den anderen Leuten subtil den Eindruck vermitteln, dass man doch kein bedauernswerter Mensch ohne soziale Kontakte ist, sondern diese Kontakte nur halt gerade woanders sind, man aber bereits damit beschäftigt ist, sich mit ihnen zu einer total coolen Party zu verabreden. Mittlerweile, so scheint es mir, ist die Toleranz gegenüber dem öffentlichen Alleinsein gesunken. Man kann nun nicht einmal mehr von einem Hörsaal zum anderen laufen, ohne dabei zu telefonieren.
Gott bewahre, dass man einfach so, nur mit seinen Büchern in der Hand, über den Campus spaziert… die anderen könnten ja annehmen, man habe keine Freunde! Steht man, wie ich gestern vor einem Gebäude in dem gerade eine paar Kurse zu Ende gegangen sind, sieht man, dass zwei von drei Studenten, die das Gebäude verlassen, ein Handy in der Hand haben. Das Phänomen ist dem, das ich immer wieder im Flugzeug beobachte, verdächtig ähnlich. Sobald the captain the fasten seatlbelt sign offgeturnt hat SPRINGEN alle auf und schnellen gleichzeitig mit ihren Daumen zur entscheidenden Stelle des Touchscreens ihres iPhones um es vom quälend netzfreien Flugmodus zu befreien und mehreren Telefonbuchkontakten die hochwichtige Botschaft zu überbringen, dass man nun in Frankfurt am Gate steht, aber noch nicht aussteigen darf, dass dies noch ein bisschen dauern kann, man aber keine Ahnung hat, wie lang, und an welchem Ausgang man die Gepäckausgabe verlassen wird, weiss man auch nicht. Nicht, dass die abholende Person genau diese Informationen – und noch viel präzisere Informationen – von der eigens dazu erfundenen Anzeigetafel ablesen könnte. Würde man nicht telefonieren müsste man ja die Menschen um sich herum zur Kenntnis nehmen und käme sich total unwichtig vor.