Früher begann der Tag mit einem Gedicht von Wondratschek ¶

Veröffentlicht von Wortlieb Martin auf Mittwoch, 13.November'13 · 6 Kommentare 

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den heutigen #mittwochsbuchtipp wünsche ich mir von @WORTlieb. ich bin gespannt! merci! lsfr.ch/mbt


manu hofstaetter (@mhofstaetter) November 13, 2013

Die Gedichte Wolf Wondratscheks begleiten mich mein ganzes Leben lang bereits, nicht nur innerlich. Er selbst verkörpert eine Philosophie der Poesie, die meiner sehr nahe ist; es verbindet mich viel mit Herrn Wondratschek, ob auf der Theaterbühne, als Radio-Performance, bei Lesungen oder als Rock-Poet ohne Band. So bleiben mir hochpoetische Zyklen purer Ehrlichkeiten wie “Chuck’s Zimmer”, “Die Einsamkeit der Männer” (Lowry-Lieder) oder “Carmen oder Ich bin das Arschloch der achziger Jahre” in Erinnerung als eigen Erlebtes. Der Roman “Mara” ist hingegen ein sanftes, aber nicht minder starkes Buch Wondratscheks. Protagonist ist das berühmte Stradivari-Cello Mara, welches benannt wurde nach dem berüchtigten Virtuosen Mara, dessen Eskapaden im 18. Jahrhundert für Gesprächsstoff sorgten. Das hier erzählende Violoncello hat 300 Jahre auf dem Buckel, ist mehrmals um die Welt gereist, hat für Könige und Bürger gespielt, in Kathedralen, Schlössern und modernen Philharmonien, und klingt nach wie vor wie am ersten Tag.

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Das berühmte Cello ›Mara‹ mit dem ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel, Wolf Wondratschek und dem Cellisten Heinrich Schiff.

Ich bin eben nicht nur einfach ein Cello, sondern das Kind meines Vaters, ein Kunstwerk eigenen Rechts. Und ich bin Mara, eine Legende.”

“Ich stehe seit meiner Geburt im Dienste zeitgenössischer Musik. Ich habe Türen knallen gehört wie Ohrfeigen. Ganze Stuhlreihen leerten sich unter schlurfenden Schritten, andere waren von Beginn an überhaupt leer geblieben. Macht nichts, macht doch nichts, denn seht! Oder hört, sage ich, und glotzt nicht! Und sitzt nicht da wie in nassen Socken. Es wird nicht mehr komponiert, um Schneiderrechnungen zu zahlen. Es tagt das Weltgericht. Die Schöpfung schrumpft, dem Adler gehen im Fluge die Federn flöten, es plumpst der Himmel unters Mikroskop. Sprengsätze gehen hoch in Spieldosen. Ein Schmetterling zeigt seine Krallen. Wenn ich jetzt nicht alles verwechsle, ist das spannend. Fliegt fort! Versucht, die Sonne zu fassen! Hört Ihr den Lärm, den die Rosen machen mit ihren Dornen. Wie laut das Innere aus den Bäumen bricht, und wie der Saft spritzt. Tod, schreit die Seele, sauf! Es dreht ein Fluch die Maulwürfe um unter der Erde. Es fallen Äste, die Schäfer erschlagen und Liebespaare, die da doch eben noch in ihrem reichen Schatten ruhten; das Publikum, zu Grabe getragen von Fröschen in Karnevalshüten.”

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Die abenteuerliche Geschichte eines Cellos, von ihm selbst erzählt.
Eine spannende Zeitreise der 1711 von Antonio Stradivari hergestellten Mara.

Wondratschek, Wolf; Mara
Eine Erzählung, 208 Seiten
ISBN 978-3-423-13407-1

In diesem Sinne:

#mittwochsbuchtipp Für alle Wondratschekker: "Mara" ¶ wp.me/p3zKmM-CE


Inszenario (@WORTlieb) November 13, 2013

Anmerkung:
¹Diese Leseempfehlung wurde auf Anfrage der von mir geschätzten Twitter-Aktion von lesefieber.ch erstellt mit dem Wunsch nach mehr Teilnehmenden und auch nach mehr Wondratschekker.

²Wondratschek wurde in diesem Jahr 70 und sein neuestes Buch heisst “Mittwoch” #mittwochsbuchtipp

³Das Kolumnen-Titelbild zeigt eine Postkarte des Komponisten Wolfgang Rihm an Wolf Wondratschek


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