“Frozen”: Polar-Frost bis minus 27,2 Grad lässt Big Apple erstarren

“Frozen”: Polar-Frost bis minus 27,2 Grad lässt Big Apple erstarren

Die US-Eiszeit, die bereits den Mittleren Westen mit Rekord-Frost erstarren ließ, erreichte Dienstag morgen die Metropole New York. Kälterekorde purzelten: In Central Park fiel das Thermometer auf minus 16 Grad, damit wurde der bisherige Tiefstwert für diesen Tag aus dem Jahr 1896 unterboten. Mit den eisigen Windböen bis 72 Stundenkilometer hinzugerechnet, fühlt es sich jedoch an wie minus 27,2 Grad an. Diese sogenannten “Wind Chill”-Temperaturen führen zu einer “lebensgefährlichen Kälte”, wie die Behörden in New York warnten.

photoIch höre in meiner Wohnung im Manhattaner Finanzbezirk bereits am Morgen den Sturm heulen. “Siri” am iPhone sagt beim ersten Check der Temperaturen “Brrr…”. Die Untertreibung des Jahres. Im mehreren US-Staaten sind die öffentlichen Schulen am diesem Höhepunkt der schlimmsten Fost-Welle in den USA seit 20 Jahren geschlossen. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio (58) jedoch entscheid sich jedoch für den Schulbetrieb. Ich wickle meine Kinder (11, 6) ein: Mehrere Schichten Gewand, Wollmütze, Schal ums Gesicht. Sie sehen aus wie Polarfahrer. Unten erwischt uns rasch eine erste Windböe. Das Atmen fällt schwer, die Kälte dringt rasch durchs dicke Gewand. Vorher versuchet ich noch schnell das Schnee-Explosions-Experiment. Eine CNN-Reporterin hatte das in Minneapolis vorgeführt: Heißes Wasser wird in die Luft geschleudert, prompt rieselt Schnee zu Boden. Bei mir verwandelt sich nur ein Teil in Schneestaub, der Rest tropft auf Deo Jacke. Wenigstens gefriert das Wasser rasch.

Meine Tochter beschwert sich, dass ihre Wangen unter dem Schal schon weh tun. Wir hetzen nun bereits halb im Laufschritt. Zum Glück ist es nicht weit. Nach dem Abliefern bei der Schule sehe ich im Battery Park das Wasser vor der Freiheitsstatue im New Yorker Hafen dampfen. Es ist gespenstisch, schön eigentlich. Der Wind peitscht die Wellen auf. Anders als in Chicago, wo der Lake Michigan zufror, ist der Hudson noch eisfrei. Immerhin: Vor 24 Stunden hatte es hier noch plus 13 Grad. Ein Temperatursturz von 29 Grad (!).

Ich mache mit dem iPhone ein paar Fotos, selbst nach wenigen Sekunden sind die Finger klamm, sie schmerzen. Experten hatten gewarnt: Bei solchen Extrem-Temperaturen können Frostbeulen in weniger als fünf Minuten auf ungeschützter Haut entstehen. “Das sind lebensgefährlich Bedingungen”, warnte das “Office of Emergency Management”. Aus der nahen Fährengebäude “Staten Island Ferry” treten die Pendler dick vermummt wie in Sibirien ins Frei. Hunderte Helfer hatten in den letzten Tagen Obdachlose auf den Straßen oder Subway-Stationen überredet, sich einen Platz in den Notunterkünften. Ein halb erfrorener Homeless gegenüber unseres Gebäudes hatte sich schließlich auf den Weg gemacht.

photo1Doch offenbar haben in der Metropole bekannt für ihre taffen Einwohner nicht alle die Warnungen erreicht: Ein Wall-Street-Typ rennt ohne Wollmütze mit bereits knallroten Obren zu einer Subway-Station, eine Frau führt mit offener Jacke, ohne Handschuhe und Kopfbedeckung ihre Hunde nach draußen.

Insgesamt froren 187 Millionen Amerikaner durch die Extremkälte, die sogar das Ferienparadies Florida erfasste. Der Bürgermeister von Indianapolis wurde deutlich bei der Wahrung an die Bevölkerung, zu Hause zu blieben: “In zehn Minuten konnten Sie tot sein”.
Auch für New York blieb die Lage prekär: Als Höchstwerte waren Dienstag minus 12 C angesagt, mit Windböen bis 80 km/h. Merkbar wärmer wurde es erst am Donnerstag.

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