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„The Killing“ litt die vorangegangenen Staffeln vor allem daran, dass der Plot auf zwei Seasons ausgewalzt wurde. Zwar konnte der Mord an Rosie Larson durchaus fesseln und dank interessanter Charaktere überraschen, doch schlichen sich häufig Längen ein. Die Ermittlungen stagnierten, das Tempo drosselte gefährlich weiter und weiter und nur dank böser Cliffhanger blieb der Zuschauer dabei.
Doch mit Staffel drei sollte alles anders werden. Rosie Larson konnte nun in Frieden ruhen, das kaputte Ermittlergespann Holder/Linden zu neuen Ufern ansetzen. Und tatsächlich: „The Killing“ tut die Neuausrichtung merklich gut. Showrunnerin Veena Sud verstärkt ihre Seattle-Serie um den Aspekt der obdachlosen Kinder, die in Gruppen zusammen auf der Straße leben. Ein Killer treibt dort sein Unwesen, denn niemand will etwas mit den Streunern zu tun haben, keiner vermisst sie.
War „The Killing“ in den vorherigen Staffeln schon düster, so setzt sie jetzt in ihrer Düsterheit und Ausweglosigkeit mehrere Schippen drauf. Die zwei Hauptdarsteller Joel Kinnaman und Mireille Enos laufen derweil zur Höchstform auf, besonders Kinnaman schafft es, die lockere Seite seines Holders mit der dunklen Vergangenheit gekonnt zu verbinden. Ihre Polizeiarbeit ist kräftezehrend und hinterlässt Narben, die sie nur schwer vor ihren Freunden verstecken können. Nur unter sich können sie sein, wie sie eben sind.
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Der neue Fall besticht durch interessante Wendungen, vor allem da die Macher mit der Figur des zum Tode verurteilten Häftlings Ray Seward die Vergangenheit Lindens ausloten können. Mit Peter Sarsgaard haben sie die perfekte Besetzung Sewards gefunden. So stark wie hier hat man ihn schon lange nicht mehr gesehen. Sein Ray Seward ist von Schuldgefühlen zerfressen, seine Sturheit, die sich schlussendlich in nackte Angst wandelt ist bemerkenswert dargestellt. Dem Zuschauer entsteht ein flaues Gefühl im Magen, desto weiter seine Geschichte gesponnen wird.
Hier findet sich der größte Pluspunkt der dritten Staffel. Endlich einmal hinken Nebenstränge der Hauptstory nicht hinterher. Sämtliche (!) Nebenhandlungen sind interessant. Sei es eben der Häftling, die Wachmänner der Todeszellen, Lindens Chef und ehemaliger Liebhaber oder Holders Liebesgeschichte. Alles passt zusammen und kulminiert in einem zwar konstruierten, jedoch äußerst packenden Finale.
Mit Staffel drei hat „The Killing“ sein niederschmetterndes Ideal gefunden. AMC setzte die Serie trotzdem ab, Netflix sprang ein und spendierte seinen Fans einen runden Abschluss in Form von Staffel vier. Wie es wohl weitergeht? Eines ist sicher: Wirklich glücklich dürfte keiner der Figuren sein.
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BEWERTUNG: 08/10Titel: The Killing Staffel 3FSK: ab 16 freigegebenGenre: Krimi, DramaErscheinungsjahr: 2015Darsteller: Mireille Enos, Joel Kinnaman, Elias Koteas, Peter Sarsgaard, Hugh Dillon, Amy Seimetz, Aaron Douglas