Nach längerer Zeit ohne Ausstellungsbesuch zog es mich vergangene Woche in gleich zwei. An einem einzigen Tag absolvierte ich einen kleinen Parcours, der mich von Frida Kahlo im Bank Austria Kunstforum zu Cézanne, Picasso, Giacometti et al. im Leopoldmuseum führte und selbst wenn beide mit Namen werben, die im Ausstellungszirkus quasi Eigenläufer sind, so konnten sie unterschiedlicher nicht sein.
Frida Kahlo im Bank Austria Kunstforum
Bereits vergangenes Jahr erfreute mich die Neuigkeit, dass es endlich eine große Kahlo-Ausstellung in Österreich geben werde, geduldig wurde gewartet, um nachher vor lauter Unmut über die langen Warteschlangen, die sich vor dem Kunstforum auf der Freyung immer wieder dahinschlängelten, ernsthaft darüber nachzudenken, auf den Besuch der Ausstellung zu verzichten.
Zum Glück motivierten mich meine kunstinteressierten Eltern, die sich Kahlo nicht entgehen lassen wollten und aufgrund der Anreise aus der fernen Steiermark wurde gleich auch das Leopoldmuseum mit auf das Besuchsprogramm gesetzt. Zur Kahlo ging es am späten Vormittag, an einem Wochentag, was ich allen, die es irgendwie einrichten können, sehr empfehle, denn selbst am Donnerstag gegen 11 Uhr stand eine kleine Traube von Menschen vor dem Eingang. Die Wartezeit hielt sich zwar mit ca. 30 Minuten in Grenzen, aber was man diesbezüglich am Abend oder Wochenende vor sich hat, kann sich jeder vernünftige Mensch ausmalen.
Die Ausstellung selbst rechtfertigte dafür dann doch die Mühe des Anstellens, denn sie war schlicht und einfach überwältigend. Die Künstlerin beeindruckte nicht nur mit unglaublich farbenprächtigen, hervorragenden Malereien – die Serie ihrer Selbstportraits ist umwerfend – die Ergänzung der Ausstellung mit einer Reihe von Fotografien, die Kahlo und ihre Zeitgenossen zeigt, wirft Licht auf das bewegte, von großem Leid und leidenschaftlicher Liebe geprägte, Leben der Künstlerin. Gerade dadurch wird sie aber angreifbar und wandelt sich von der Ikone zum Menschen, ohne ihre Magie und ihr Charisma zu einzubüßen. Im Gegenteil, man findet sich tief bewegt von der großartigen Künstlerin, der wunderschönen Frau, die beim Verlassen der Ausstellung, nie wieder die mexikanische Malerin mit den zusammengewachsenen Augenbrauen und dem Damenbart sein wird. Allerwärmste Empfehlung, die Ausstellung läuft nur mehr bis 5. Dezember!
Picasso, Césanne, Giacometti & Co.
Im Leopoldmuseum hingegen kann man sich ansehen, was passiert, wenn man ein paar bekannte Namen auf ein Plakat druckt und sich sonst keinerlei Gedanken mehr macht, außer vom Klingeln der Museumskassa zu träumen. Leider hat der Trick wieder einmal funktioniert, schließlich bin ich ja selbst drauf reingefallen. Man hat also Sämtliches, was in der Sammlung der Fondation Beyeler Rang und Namen hat, einfach aufgestellt und -gehängt und sich, wie das so oft der Fall ist, bloß darauf verlassen, dass die Zugpferde ihren Dienst tun werden. Da hängt dann hier ein Monet und dort ein paar weniger interessante Picassos, den Cézanne gibt’s auch und ebenso den Giacometti, und weiter geht’s mit einem Jackson Pollock (hurrah, wer jemals dessen großflächige Bilder gesehen hat, lächelt mitleidig), ein Lichtenstein darf nicht fehlen, schon gar nicht der Andy Warhol. Gähn. Das muss man nicht gesehen haben.
Zum Glück war man mit der Kondition noch nicht am Ende und machte noch einen Streifzug durch die ständige Sammlung des Museums. Zumindest dort ließen sich, abseits der Klassiker, noch ein paar neue persönliche Neuentdeckungen machen. Zum Beispiel, dass die Malereien von Koloman Moser großartig sind. Wenn man sich nun in der Leopoldstiftung also auch Gedanken machen könnte, wie man Sonderausstellungen interessanter gestaltet, als bloß irgendwelche Bilder von bekannten Malern aufzuhängen (dafür wäre eigentlich das Kuratorium zuständig), dann würde mich das sehr freuen.
Susanne, 7. November 2010