Freundschaft macht Schule 17.11.2009

Das Wort „Tradition“ impliziert normalerweise, dass etwas bereits einige Male stattgefunden hat, bzw. dass man sich schon mehrmals daran beteiligt hat. Im Fall von „Freundschaft macht Schule“ kann man im Zusammenhang mit dem Marion-Dönhoff-Gymnasium bereits jetzt von einer Tradition sprechen, auch wenn die Schule erst zum zweiten Mal, beide Male unter der Leitung von Frau Carbow, dabei ist. Nachdem der Auftritt im letzten Jahr ein so großer Erfolg gewesen war, durfte der Chor des Marion-Dönhoff-Gymnasiums bei den diesjährigen Aktionstagen natürlich nicht fehlen. Und so kam es, dass rund 100 Götterfunken am 17. November 2009 nach und nach in der St Johanniskirche in Altona eintrudelten, um unter dem Motto Think Global – Sing Local die erarbeiteten Songs zu präsentieren.

Um Punkt halb acht – draußen war es schon seit Stunden stockfinster – war es dann endlich soweit: ein Abend voller musikalischer Highlights begann.
Eröffnet wurde das Konzert durch den Chor des Gymnasiums Rissen, der sich zunächst optisch schon einmal perfekt in die Kirche einfügte – ihre schlichte schwarze Kleidung mit grünen Schals erinnerte an einen professionellen (Kirchen-)Chor, und – soviel sei vorweggenommen – wer einen dementsprechend qualitativ hochwertigen Auftritt erwartete, sollte nicht enttäuscht werden. Ihr Repertoire war wirklich vielfältig und erstreckte sich von Gospel (Oh Happy Day) bis hin zu Pop (We are the World von dem großen Michael Jackson). Das Highlight dieses Auftrittes war aber wohl die Interpretation einer Schülerin von Toni Braxton’s Unbreak my Heart, einer wunderschönen Ballade, die das Publikum fast zu Tränen rührte. Wenn man die Augen schloss, konnte man fast das Gefühl bekommen, man würde gerade dem Original lauschen. Gänsehaut und Emotionen pur!

Als sich das Publikum wieder einigermaßen gefangen hatte, wurde der Chor unter großem Applaus von der Bühne entlassen und der Chor der Max-Brauer-Schule trat auf.
Genau wie schon ihr Vorgängerchor hatten auch sie unter anderem einen Song von Michael Jackson vorbereitet – They don’t really care about us, der gemeinsam mit dem großen Schulorchester performt wurde. Waren zuvor doch eher leisere und besinnlichere Töne angeschlagen worden, so wurde es jetzt richtig laut. Doch sollte man an dieser Stelle nicht den Fehler begehen, „laut“ in einen gedanklichen Kontext mit „unpassend“, „störend“ oder gar „abstoßend“ zu bringen! Das „Experiment“, wie die Chorleiterin den Auftritt ankündigte, war eindeutig gelungen und dementsprechend fiel auch der Applaus am Ende aus.

Nun folgte eine winzige Umbaupause, da all die Instrumente (inklusive der Schüler, die sie spielten) wieder heil von der Bühne gebracht und zum Teil auch wieder verstaut (nur die Instrumente, nicht die Schüler) werden mussten, doch schon nach wenigen Minuten ging es mit dem dritten Chor weiter – dem der siebten Klassen des Gymnasiums Altona, der somit eindeutig die jüngsten Künstler des Abends stellte. Sie sangen insgesamt 2 Songs, Heal the World von Michael Jackson und We go together, einen Gute-Laune-Song aus dem Musical Grease, der vermutlich jeden Sänger und jede Sängerin vor recht große Probleme stellte, was die Artikulation betrifft, da rund die Hälfte des Songs aus ähnlichen, kurzen Worten besteht und es durchaus nicht das Einfachste ist, bei dieser Lautabfolge nicht durcheinander zu kommen und sich zusätzlich auch noch an die richten Töne (idealerweise in der richtigen Reihenfolge) zu erinnern. Doch die „Kleinen“ (an dieser Stelle ein Stoßgebet gen Himmel, dass kein Siebtklässler je diesen Text zu lesen bekommt und sich aufgrund dessen womöglich diskriminiert fühlt!) meisterten dies wirklich erstaunlich gut, so dass sie mit viel Applaus abtraten, um Platz für den Oberstufenchor der Schule zu machen, die auf dem Programmblatt mit drei Songs angekündigt waren.
Als sich aber bereits nach zwei tollen Songs (Cry me a River von Justin Timberlake, in einer interessanten Chorversion, und Sunny von Bobby Hepp) der Chor des Marion-Dönhoff-Gymnasiums aufzustellen begann, herrschte zunächst große Verwirrung bei dem Publikum, die jedoch rasch beiseite geschafft werden konnte: Ohne dass dies vorher in der Öffentlichkeit angekündigt worden war, hatten sich beide Chöre zusammengeschlossen um – getreu dem Thema „Freundschaft macht Schule“ – den dritten Song von Altona zu singen – das traditionelle Evening Rise aus Indien. Die Aufstellung – in der Mitte das Gymnasium Altona und jeweils links und rechts davon das Marion-Dönhoff-Gymnasium – sorgte für eine absolute musikalische Delikatesse.

Danach ging es für das Gymnasium Altona wortwörtlich „ab durch die Mitte“, während sich die Götterfunken nun aufstellten, um anschließend mit dem ersten deutschen Song des Abends, Dieser Weg von Xavier Naidoo, ihren Auftritt zu eröffnen. Spätestens NACH dem Song war dann wohl allen im Raum klar, dass dieser Song nicht ausschließlich von einem Mann gesungen werden konnte, sondern auch in umarrangierter Form von einem (gemischten) Chor wirklich toll klingen konnte.
Danach folgte ein weiterer deutscher Song, der – im Gegensatz zum vorherigen – von einer Frau geschrieben worden war: Wo ist Zuhause von der Hamburger Singer/Songwriterin Regy Clasen, eine wunderschöne, nachdenklich stimmende Ballade.
Wer bereits zwei Monate früher, bei der Hamburger Theaternacht im September, den Götterfunken zugehört hatte, war dort mit einem männlichen Solisten überrascht worden. Und wer geglaubt hatte „Das passt nicht. Das KANN gar nicht passen!“, der war damals eines Besseren belehrt worden. Für diesen Abend nun hatte sich Chorleiterin Kathrin Carbow wieder etwas Neues einfallen lassen und die Strophen auf 2 Personen aufgeteilt – einen Jungen und ein Mädchen. Und auch wenn das nur schwer möglich ist, es klang tatsächlich noch besser! Die Kontraste zwischen den beiden Stimmen (hoch-tief, kraftvoll-nachdenklich, eher laut- eher leise) machten aus diesem ohnehin emotionalen Song das Highlight des Abends – bestimmt nicht nur aus „Dönhoff’scher“, sprich aus meiner Sicht.
Doch noch war der Abend nicht zu Ende – der letzte Song, (Sitting on the) Dock of the Bay, ein Klassiker von Steve Cropper, stand an, bei dem dem Publikum auch eine musikalische Rolle zugedacht war, die es mit Meeresrauschen und dem Schrei einer Möwe kombinieren sollte, wobei letzterer irgendwie in all dem Rauschen untergegangen sein muss…
Dieser Song – in einer tollen Chorversion arrangiert und mindestens ebenso toll gesungen – war der perfekte Abschluss eines wirklich tollen Abends voller musikalischer Phänomene, mit Songs aus vielen verschiedenen Genres (von Gospel über Soul bis hin zu Rock). Und als das Publikum unter Begleitung des Max-Brauer-Orchesters die Kirche verließ, sah man so viele begeisterte und beeindruckte Gesichter, dass man sich sicher sein kann, dass dieser Abend ein einziger Erfolg gewesen ist.

Ich möchte an dieser Stelle allen Chören, aber besonders den Götterfunken und natürlich Kathrin Carbow für viele neue musikalische Erfahrungen, eine Menge Gänsehaut sowie das eine oder andere (Fast-)Tränchen – gerade bei Wo ist Zuhause – , kurz also für einen wunderbaren Abend danken und freue mich schon sehr auf den Auftritt im nächsten Jahr, den ich mir selbstverständlich nicht entgehen lassen werde (was ich im Übrigen allen anderen auch nur raten kann!).



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