Zum zwanzigsten Mal jährte sich der Abend des Chorkonzertes im Rahmen der Freundschaft macht Schule – Aktionstage und entgegengesetzt zu den beiden vergangenen Jahren fand die diesjährige Veranstaltung nicht in der Nikolaikirche in Hamburg-Altona, sondern in der Friedenskirche, an der Reeperbahn gelegen, statt, wie es auch schon 2008 der Fall gewesen war. Und zur besonderen Ehrung des Jubiläums gab es noch eine Besonderheit – es sollte sogar zwei Chorkonzerte geben anstatt nur einem. Dieses war das erste, das andere war für den folgenden Abend angesetzt. Zum Auftakt waren vier Chöre geplant, von denen ein alter Freundschaft macht Schule – Bekannter den Anfang machen würde: der Chor des Marion Dönhoff Gymnasiums, die Götterfunken, begannen nach einer kurzen Ansage von der Chorleiterin Kathrin Carbow mit einem Stück von den britischen Pop-Urgesteinen schlechthin, den Beatles, das gar nicht auf den – in zu geringer Anzahl gedruckten – Programmzetteln angekündigt worden war! Die rund 60-70 Sängerinnen und Sänger, in Jeans und weiße Oberteile gekleidet, zeigten schon beim ersten Lied, wozu sie musikalisch in der Lage waren. Es bestand zu einem großen Teil aus in unterschiedlichen Stimmen auftretenden Crescendi. Hier konnten sich auch die Männer positiv hervorheben, die dieses Jahr in deutlich höherer Anzahl vertreten waren als noch in den Vorjahren, wo sie leider oft lediglich einen verschwindend geringen Anteil des Chores dargestellt hatten. Ebenso zogen sie im zweiten Stück, „Zieh die Schuhe aus“ von Roger Cicero, alle Aufmerksamkeit auf sich, da die Frauen sich ihnen aufmerksam zuwandten und lauschten, ohne selbst nur einen Ton zum Lied beizutragen. Das brauchten sie auch gar nicht, da es den Männern mehr als überzeugend gelang, die Botschaft des armen, unterdrückten Mannes zu vermitteln. Einen großen Beitrag dazu leistete der Solist der ersten Strophe, der selbst ohne Mikrofon seine Stimme in der gesamten Kirche ertönen ließ. Waren die Männer im vergangenen Song Mittelpunkt des Geschehens gewesen, traten sie nun wieder aus dem Rampenlicht heraus und machten Platz für ihre weiblichen Mitsängerinnen, die den folgenden Song, Great Feeling, allein präsentierten. Speziell gegen Ende, als es in die hohen Tonlagen ging, konnte der Chor wieder einmal seine gesanglichen Qualitäten unter Beweis stellen. Rechtzeitig zum letzten Song vereinten sich dann Frauen und Männer wieder und präsentierten das wohl fast jedem bekannte Sweet Dreams von Eurythmics. Gegenüber schon in vergangenen Jahren vorgetragenen Interpretationen hob sich diese insbesondere auch durch die stimmliche Imitation von Instrumenten von diesen ab und machte den Song zu einem grandiosen Abschluss des ersten Chorauftrittes und schuf Raum für große Erwartungen an das, was nun noch folgen sollte.
Der nun kommende Chor vom Gymnasium Othmarschen startete nach einer kurzen Ankündigung mit einem eher klassisch anmutenden Song, Väinämöisen rukous von dem finnischen Komponisten Heino Kaski, der trotz deutlich niedriger Chorgröße verglichen mit dem Chor des Marion Dönhoff Gymnasiums, überzeugend präsentiert wurde. Als Nächstes hatten sie Good news auf dem Programm und in ihren schwarzen Chormappen, die farblich auf die Auftrittskleidung abgestimmt waren. Die Chorleiterin verzichtete darauf, ihre Schützlinge am Klavier zu begleiten, sondern setzte auf die Wirkung, die die Stimmen allein erzielen konnten. Durch die Abwesenheit einer instrumentalen Ergänzung konnten sich die Zuhörer einzig und allein auf die Gesangskünste der einzelnen Schülerinnen und Schüler konzentrieren und die hohen Erwartungen, die sich schon nach wenigen Sekunden aufgebaut hatten, wurden nicht enttäuscht. Im Gegenteil – eine Begleitung am Klavier hätte ein Stück weit das verdeckt, was man dem Gesang auf diese Weise entnehmen konnte. Sowohl im Tempo als auch in der Lautstärke waren diverse Kontraste und Überraschungen zu finden und so wurde das Herzstück des Auftrittes zu einem großen Erfolg. Das dritte Stück des Chores war der an einen Gospel anlehnende Song If we ever needed the Lord before, ein Stück, das überwiegend schnelle Elemente enthält und einen von den Schülerinnen und Schülern (etwa im Verhältnis 2:1) souverän präsentierten Abschluss bildete. Auch wenn alle Stücke deutlich unbekannter waren als die ihres Vorgängerchores, so hatten sie es doch geschafft, das klatschfreudige Publikum ebenso zu begeistern.
Nun war der Popchor des Gymnasiums Blankenese an der Reihe – diese Bezeichnung ist alles andere als arbiträr, wie der Leiter Horst Liebenau gleich zu Beginn darstellte, da es neben besagtem Popchor auch noch einen klassischen Chor an der Schule gäbe und sie sich in diesem Sinne auf die musikalische Popwelt beschränken würden. Sie begannen auch sofort mit einer wohl allen Anwesenden bekannten Popballade von Elton John – Can you feel the love tonight. Während das Publikum noch mit der Frage beschäftigt war, wie genau dieser Song nun in der deutschen Übersetzung betitelt worden war, überzeugten die rund 30 in Jeans und weiße Oberteile gekleideten Sängerinnen und Sänger von Anfang an mit ihrer harmonischen Darbietung. Die Aufteilung schien zunächst ungewöhnlich, da die Männer jeweils die Strophen eröffneten und die Frauen immer erst später dazu stießen, doch im Laufe des Songs gewöhnte man sich daran und konnte dem immer mehr abgewinnen. Auf den ersten alten Song folgte gleich das nächste Urgestein der Popwelt: Elenaor Rigby von den Beatles. Überwiegend schienen sich die Schüler zwar in Melodie und Text zurechtzufinden, dennoch wurden ihre Chormappen einen Großteil der Zeit in Anspruch genommen, wodurch eventuell ein Teil des Sounds verloren ging. Der Mittelteil ihres fünf Stücke währenden Auftrittes bestand – wie schon beim Chor des Gymnasium Othmarschen – aus einem a-capella Stück, nämlich Down in the River to Pray aus dem Film O brother where art thou. In dieses Stück war anscheinend besonders viel Arbeit gesteckt worden; erkennbar nicht nur an den detailliert ausgearbeiteten Stimmen, die ein harmonisches Ganzes ergaben, sondern auch an der freien Präsentation eben dieser Stimmen. Eine willkommene und angenehme Abwechslung zu den beiden langsamen Stücken, die diesem vorausgegangen waren, die nur dadurch getrübt wurde, dass die Männer zum Teil unterzugehen schienen. War der letzte Song etwas unbekannter gewesen, hatte wohl ein Großteil der jüngeren Besucher die Grundmelodie des nun folgenden Stückes im Ohr, sobald es angekündigt wurde. Nachdem die Männer beiseitegetreten waren und Platz auf den Stufen gemacht hatten, sangen die Frauen Happy Ending von Mika, dem mittlerweile wohl fast jedem bekannten libanesischen Musiker. Und auch wenn das von einem Mann geschriebene Lied textlich als auch gesanglich für kleinere Schwierigkeiten sorgte, gelang es doch, zu zeigen, dass ein Männersong auch durchaus nur von Frauen präsentiert werden kann (wer sich an das Freundschaft macht Schule Konzert von 2009 zurückerinnert, mag vielleicht noch im Kopf haben, dass dort beim Auftritt des Marion Dönhoff Gymnasiums ein von der Hamburger Musikerin Regy Clasen geschriebenes Stück zum Teil solistisch von einem Mann gesungen worden war – hier nun also ein musikalisches Gegenstück vom benachbarten Gymnasium). Abschließend traten die am Rand geparkten Männer wieder zu ihren Mitschülerinnen, um gemeinsam mit ihnen ihren letzten Song zu performen, der ein alter Bekannter war! Den Durchbruchssong der Black Eyed Peas, Where is the love, hatten sie bereits im vergangenen Jahr in der Nikolaikirche in Altona unter großem Applaus gesungen. Diesen Song griffen sie nun noch einmal auf und präsentierten ihn erneut mit zwei Solistinnen, die den großen Rap-Anteil des Liedes übernahmen. Im Refrain wurden sie dann vom gesamten Chor unterstützt, der sichtlich Freude an der Performance hatte. Die Synchronität zwischen den beiden Solistinnen war erstaunlich und zeugte von intensiver Vorbereitung, da sie gerade bei Rap-Songs absolut nicht selbstverständlich ist. Dies motivierte besonders die Schüler im Publikum, spontan eigene Choreografien im Sitzen zu entwerfen und das Stück hindurch beizubehalten. Ein schöner Abschluss des Auftrittes!
Als letzter Act des Abends trat nun der Chor des Gymnasiums Altona auf, der vier abwechslungsreiche Stücke mitgebracht hatte. Los ging es mit einem Popsong von Sara Bareilles (eine interessante Wahl, da sie in erster Linie durch einen anderen Song zu Ruhm gekommen und diesen aufrechterhalten hatte), der sowohl von Percussion im Refrain als auch von Solisten geprägt war, die ohne Mikrofon sangen. Dies ist in einer Kirche mit dieser Akustik alles andere als einfach und wurde mit entsprechendem Applaus gewürdigt, zumal die Übergänge zwischen Solo und dem großen Chor nahtlos funktionierten. Der nächste Song stammte aus der Feder George Michaels und hieß Father Figure, ein Stück mit hohem Ohrwurmpotential, auch wenn es überwiegend langsam war. Ebenso wie beim ersten Lied wurde auch hier mit Percussion gearbeitet, zusätzlich setzte der Chor auf präzisen Einsatz von Crescendi, die die Qualitäten der gesamten Gruppe heraushoben. Nach diesen zwei eher unbekannten Songs folgte nun ein echter Klassiker – Your Song von Elton John. Eine große Aufgabe, die größtenteils von einer Solistengruppe mit Bravour gemeistert wurde. Der letzte Song des Abends war wieder ein eher unbekannter – Why von Nate Dogg, der erneut stark auf Lautstärkevariationen basierte. Mehrere Solistinnen dominierten den Song, bevor der Fokus gen Ende auf die Männer gelegt wurde. Das Ende, a-capella gesungen, schloss den Abend eindrucksvoll ab.
Ein toller Abend voll guter Musik war vorbei. Vier Chöre hatten es geschafft, eine Stunde lang das Publikum zu begeistern und zu unterhalten. Und dieses war erst der erste Streich gewesen, der zweite sollte sogleich (bzw. am nächsten Abend) folgen. Ein großes Dankeschön an alle Chorleiter(innen) und die Organisatoren für einen schönen Abend. Wie schön, dass das Marion Dönhoff Gymnasium mittlerweile auch ein fester Bestandteil dieser Aktionstage ist und jedes Jahr musikalisch etwas Tolles dazu beiträgt! Schon jetzt darf man gespannt sein, was wohl nächstes Jahr kommt.