Professor Hans von Storch ist Klimaforscher am Meteorologischen Institut der Universität Hamburg und Mitautor des Weltklimaberichts des IPCC. Mit ihm sprach Ulli Kulke.DIE WELT: Die Flut in Pakistan und nun auch in Sachsen, eine Hitzewelle mit katastrophalen Waldbränden in Russland. Ist das der Klimawandel?Hans von Storch: Das kann man so nicht sagen, jeder Fall muss einzeln bewertet werden. Die Flut in Sachsen etwa ist auch auf einen Dammbruch in Polen zurückzuführen, den nicht das Klima verursacht hat. Und es gab dort immer schon schwere Überschwemmungen.DIE WELT: Ihr Kollege, der Klimaforscher Mojib Latif, sagt, die jetzigen Katastrophen seien eine Blaupause dafür, was der Klimawandel in diesem Jahrhundert anrichten werde.von Storch: Das war meines Erachtens aus der Hüfte geschossen und statistisch nicht unterlegt. Genauso gut könnte man das auch an einem Tag mit schönem Wetter sagen. Wir haben in der Vergangenheit Extremereignisse gehabt und werden auch in der Zukunft welche haben. Einige Ereignisse werden häufiger stattfinden, andere seltener. Den vergangenen sehr harten Winter können wir ja auch nicht als Blaupause für die Zukunft bezeichnen. Entscheidend sind Veränderungen von Häufigkeiten, keine Einzelereignisse, auch wenn zufällig mal zwei oder drei zusammenfallen wie jetzt. Wir müssten auch genauer untersuchen, wie häufig große Waldbrände in dem ja meist heißen Sommer in Russland stattfanden. Heute sind die Medien bei solchen Ereignissen aufmerksamer. Es ist wissenschaftlich unlauter, einfach mehr Extremereignisse zu prophezeien, und dann bei jedem Ereignis zu sagen: "Seht ihr!"DIE WELT: Als Symbol für eine zunehmende Anzahl von Extremereignissen galten lange Zeit Hurrikane. Wie sieht es denn da aus?von Storch: Um die Hurrikane ist es ruhig geworden. Auch sie eignen sich nicht als Blaupause für künftig extremere Wetterereignisse.