Freispruch gegen Mord

Eine neue Abscheulichkeit des saudischen Regimes im Kampf gegen Syrien wurde offenbar. Saudi Arabien schickt zum Tode verurteilte Sträflinge zum Kampf nach Syrien. Bewähren diese sich an der syrischen Front, so sind sie freie Männer

Syrien KonfliktEin offizielles saudisches Dokument enthüllt, dass zum Tode verurteilte Schwerverbrecher aus saudischen Gefängnissen zum Einsatz in Syrien gekarrt werden um gegen Assads Soldaten im Kampf anzutreten. Dies erfüllt alle Merkmale eines Kriegsverbrechens und könnte die saudische Regierung, zumindest theoretisch, vor den Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag bringen. Ebenfalls mit von der Partie, die Türkei, die offenbar derselben Praxis frönt. Der für Presse- TV und Al Alam tätige Journalist Maya Naser war am 26. September dieses Jahres in Damaskus von einem Heckenschützen durch einen Halsschuss ermordet worden, als er bei seinen Recherchen eben dieser Story auf der Spur war. Mit ihm verletzt wurde sein Kollege Hussein Mortada, der den Anschlag jedoch überlebte. Zuverlässigen Quellen zufolge sollen die beiden verantwortlichen Scharfschützen exakt zwei Stunden vor den Anschlägen in Position gebracht worden sein. Als Naser über zwei Bombenexplosionen berichtete, ereilte ihn dann sein Schicksal. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass dies kein Zufall war.

Strafgefangene an die FrontWährend der Woche vor seiner Ermordung hatte Naser Ermittlungen angestellt zum vermehrten Kriegseinsatz von Strafgefangenen auch aus türkischen Gefängnissen. Er war im Besitz von Fotokopien mehrerer Pässe, die seine Behauptung untermauert hätten. Die Gruppe der enttarnten Frontsträflinge umfasst 105 Jemeniten, 21 Palästinenser, 212 Saudis, 96 Sudanesen, 254 Syrer, 82 Jordanier, 68 Somalis, 32 Afghanen, 194 Ägypter, 203 Pakistanis, 23 Iraker und 44 kuwaitische Staatsbürger. Die Verbrecher waren vor ihrem Einsatz noch einer schnellen Schulung unterzogen worden in unkonventioneller Kriegsführung, Terrorismus und Jihadismus. Es darf zudem davon ausgegangen werden, dass dies nicht die einzige Sträflingstruppe in diesem schmutzigen Spiel ist. Dass es sich hierbei um einen groben Verstoß gegen die Genfer Konventionen handelt, interessiert offenbar nicht in einer gesetzlosen Phase wie dieser. Einige der getöteten oder inhaftierten Schwerverbrecher hatten offenbar Kontakt zu Al Kaida nahe stehenden Gruppierungen.

Einer der bekannteren unter den Sträflingssöldnern war der Bruder des Mannes, der im Jahre 2003 die HSBC-Bank in Istanbul mit einer Bombe verwüstet hatte. Damals waren 67 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 700 Personen wurden verletzt. Wie das saudische Dokument beweist, handelt es sich bei diesem Vorgehen um einen gemeinsamen Plan der Golfstaaten und der NATO. Dass es sich hierbei um einzelne, isolierte Vorfälle handelt, kann daher verneint werden. Dennoch ist es mehr als unwahrscheinlich, dass diese Sauereien gerichtlich verfolgt werden. Der Iran hat zwar derzeit den Vorsitz der blockfreien Staaten inne, ist jedoch anhaltendem Druck aus den USA, Großbritanien und Kanada ausgesetzt. Daher wird Ahmadinedschad vermutlich alles daran setzen, die letztverbliebenen diplomatischen Beziehungen zum Westen nicht zusätzlich zu verschlechtern. Und staatlich geförderter Terrorismus ist ohnehin zur Zeit derart in Mode, dass es niemandem mehr auffällt, wenn ein paar Verrückte mehr in Syrien Menschen abschlachten. Im Krieg stirbt zuerst die Wahrheit, dann die Menschen und dann der letzte Rest an Menschlichkeit.

Quellennachweis und weiterführende Links:



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