Gertrude Aubauer rüttelt an einem Tabu: Am verfassungsrechtlich fixierten Frauenpensionsalter von 60 Jahren bis 2024. Die Seniorensprecherin der ÖVP im Parlament: „Die Regelung war als Vorteil und Ausgleich für Frauen gedacht, um die Mehrfachbelastung durch Familie, Haushalt und Beruf auszugleichen. Der Ansatz war gut. Aber die Zeiten haben sich geändert. Heute entpuppt sich das mehr und mehr als Bumerang. Das zeigt auch der Frauenbericht. Daraus geht hervor, dass die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern in der Pension extrem groß ist.“
Viele Frauen hätten aus privaten Gründen den Wunsch, über das Alter von 60 hinaus zu arbeiten.
Frauen in Spitzenjobs wollten oft gerne im Unternehmen bleiben, würden aber sobald sie 60 sind in Zwangspension geschickt. Das widerspricht im Übrigen EU-Recht, wie der EuGH kürzlich aufgrund eines Falles aus Österreich festgestellt hat. In einem ersten Schritt geht es Aubauer darum, spezielle Bestimmungen in Betriebsvereinbarungen zu eliminieren. Darin ist geregelt, dass Frauen bis 60 Kündigungsschutz genießen. Wer länger bleiben will, verliert ihn und kann daher in Pension geschickt werden. „Diese Klauseln gehören entfernt. Das müssen wir 2011 angehen.“
Ziel sei es fürs Erste, dass Frauen die Möglichkeit bekommen, freiwillig länger arbeiten zu können. „Und dann sollte man verhandeln, ob man die Angleichung des Frauenpensionsalters an jenes der Männer nicht rascher vornimmt als ab 2024.“
Frauen, die damit rechnen müssten, mit 60 vor die Türe gesetzt zu werden, rät Aubauer zu einem Schreiben an die Pensionsversicherung. Darin müsste stehen: „Ich möchte, dass mein gesetzliches Pensionsantrittsalter auf 62 angehoben wird.“ Dies ist laut Aubauer rechtlich bindend. „Und für den Arbeitgeber gäbe es keine Ausrede mehr.“ (Kurier 5.1.2011)
