Frau (Dr.) Schavan (Foto: Wikipedia)
Nachdem gestern dem Berliner CDU-Fraktionschef Florian Graf sein Doktortitels verlustig ging steht nun auch die “Wissenschaftsministerin” Schavan unter Plagiatsverdacht. Graf war – bei allem Unanständigen – immerhin anständig genug, den Titel abzulegen ehe ihm dieser von der Uni Potsdam entzogen wurde.1
Frau Schavan jedoch … ist der Meinung, dass eine Lüge, die durch jemanden aufgedeckt wird, der seinen Namen nicht nennt, keine Lüge sein kann. Und der Focus spielt dieses verlogene Spiel mit wenn er verteidigend einschränkt “Die Quelle der Plagiatsvorwürfe ist anonym….” als würde das die Vorwürfe entkräften oder den Betrug weniger dramatisch machen.
Schavan laut Focus zu den Vorwürfen “Ich habe mir heute diese entsprechende Seite angeschaut, es ist eine anonyme Seite, deshalb ist meine erste Antwort: Wer sich mit meiner Dissertation beschäftigt hat, mit dem bin ich gerne bereit, über diese Dissertation zu sprechen, über das Zustandekommen.”
Da stellt sich mir die Frage: warum will (oder kann?) sie nicht öffentlich genau diese Auskünfte geben? Wenn sie nichts zu verbergen hätte, ließen sich die Vorwürfe schnell entkräften. Doch daran scheint Frau Schavan nicht zu denken. Sie möchte – wie zuvor Herr von und zu Guttenberg – die Sache gern aussitzen. Sie (und andere) haben noch immer nicht begriffen, dass das Netz nicht vergisst.
Es kommt Frau Schavan nicht einmal in den Sinn, dass gerade sie in ihrer Funktion als Wissenschaftsministerin besonders auf die Sauberkeit wissenschaftlichen Arbeitens zu achten hätte. Und dass sie mit einer offensiven Offenlegung der strittigen Passagen mehr erreichen würde als mit dieser Hinhaltetaktik. Oder, wie der Feuerwächter es ausdrückt:
Im Schavanplag werden nur für jedermann überprüfbare Fakten aufgezählt. Wer die Vorwürfe erhebt ist vollkommen unerheblich, Fakten sind Fakten. Andererseits ist die Reaktion auch wieder typisch für das Geltungsbedürfnis politisch aktiver Menschen, bei denen der Wert eines Argumentes von der Parteizugehörigkeit desjenigen abhängt, der es vorbringt. Es besteht in dem Sinne auch kein Gesprächsbedarf mit demjenigen der die Vorwürfe erhebt. Eine wissenschaftliche Arbeit ist kein politisches Pamphlet, dessen Erstellung Konsensbildung erfordert.
Nic
Der Focus-Artikel hat im Übrigen die unterschwellige Botschaft, wordpress.com mithaftbar zu machen: schließlich kann es nicht sein, dass man dort anonym bzw. mit falschem Namen etwas veröffentlichen darf. Böse neue Welt!
- Unerträglich ist jedoch, dass es nicht einmal mehr politische Konsequenzen hat, wenn ein Politiker der Lüge überführt ist. ↩