„Frau ohne Gewissen“ (1944) von Billy Wilder

„Frau ohne Gewissen“ (1944) von Billy Wilder

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Billy Wilder ist einer dieser Regisseure, der einfach alles kann. Man nehme nur den großartigen „Das Apartment", wo er auf dem schmalen Grad zwischen Komödie und absoluter Tragödie wandelt - erfolgreich, wohlgemerkt. Sein 1944er Film „Frau ohne Gewissen" mit Fred MacMurray und Barbara Stanwyck ist ein Vorzeigebeispiel für den Film Noir, einer Filmgattung, in der es um Mord, um Betrügereien, um Verschwörungen und oftmals um eine Femme Fatale geht, die alle Fäden der Handlung in ihren Händen hält.

Basierend auf der Story „Double Indemnity", von Autor James M. Cain als achteilige Reihe im US-Liberty Magazin ein Jahr vor der Verfilmung veröffentlicht, geht es um den Versicherungsvertreter Walter Neff, der auf die forsche Hausfrau Phyllis Dietrichson trifft, die sich nichts sehnlicher als den Tod ihres Ehemannes wünscht. Sie wickelt Neff um den Finger und hofft darauf, ihren Wunsch schon sehr bald erfüllt zu bekommen.

„Double Indemnity", das verweist auf eine - um es simpel zu halten - Versicherungsklausel, die sich in manchen Lebensversicherungen finden lässt. Diese besagt, dass bei eher selten auftretenden Todesursachen die doppelte Versicherungssumme - die „Doppelte Abfindung" - ausgezahlt wird. So sieht im Falle von „Frau ohne Gewissen" der Plan also vor, den störenden Ehemann nicht nur loszuwerden, sondern ihn auch möglichst obskur ums Leben kommen zu lassen. Ein Sturz von einem fahrenden Zug ist da, zum Wohlwollen der Mörder, ausreichend.

Barbara Stanwyck, viermal erfolglos als beste Hauptdarstellerin mit dem Oscar nominiert, bevor sie 1982 eine Ehrenauszeichnung bekam, spielt hier die mordlüsterne Ehefrau als erotisch verführende Dame, die sich sehr wohl ihrer Fähigkeiten als manipulierende Venusfliegenfalle bewusst ist. Es ist faszinierend ihr beim Schauspiel zuzusehen, wie sie ihren finsteren Plan immerzu in ihrer Mimik mit sich trägt.

Obwohl „Frau ohne Gewissen" am Ende beginnt und per Rückblende erzählt wird, hält das Drehbuch von Billy Wilder und Raymond Chandler immer neue Twists parat, die die Story in abwechslungsreicher Weise vorantreiben. Pläne werden geschmiedet, Täter vermeintlich entlarvt, aber eben auch Dinge verschleiert, denen nicht einmal wir auf die Spur kommen. Wir können nur zusehen, wie sich die Spielfiguren gegenseitig betrügen und beschuldigen, wie sich die Ereignisse immer weiter ineinander verstricken.

„Frau ohne Gewissen" lebt von MacMurray und Stanwyck in den Hauptrollen, die das perfekte Nicht-Liebespaar abgeben. Oder lieben sie sich doch? Zumindest lieben beide den Gedanken an einen gemeinsamen Mord. Das ist ebenso finster, wie die markant dunklen Bilder, die scharfkantigen Schatten und die einsamen Settings, die diesem Film Noir seine Kehle zuschnürende Atmosphäre verschafft.


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