Nun ist der Frankfurt Marathon 2018 auch schon wieder Geschichte. Und es wird Zeit mal wieder was auf meinem Blog zu schreiben. Und über 42 Kilometer kommt ja eigentlich immer etwas „Schreibens wertes“ zusammen. In diesem Fall sogar für mich etwas außergewöhnliches!
Vorbereitung:
Ich habe mich ja, entgegen meiner bisherigen Philosophie, ein wenig auf den Marathon in Frankfurt vorbereitet. Nach vielen Rückschlägen in den letzten Jahren und den Quälereien 2014, wollte ich wenigstens fit und gut vorbereitet nach Frankfurt fahren. Nicht auf Bestzeitenjagd, sondern einfach entspannt einen Marathon genießen. Und das ganze natürlich in FiveFingers. So war jedenfalls der Plan!
Und es lief überraschen gut. Die Einheiten liefern prima und ich konnte die geplanten Läufe ohne Probleme absolvieren. Die Umfänge und das Tempo passten. Zeitweise fiel die Marathonprognose auf knapp sub 4 Stunden. Alles prima und gut!
Bis ich Anfang Oktober, passend zu meinem wohlverdienten Urlaub, als Trägerwirt eines schweren Infektes, meine Tochter ablöste. Shit happens!
Da der Infekt ziemlich hartnäckig war, fielen die letzten drei Wochen eher unter die Kategorie Ausfall. Und schon war die prima Vorbereitung wieder dahin. Trotzdem hoffte ich noch auf einen entspannten Lauf unter 5 Stunden.
Raceday:
Bei der Anreise nach Frankfurt lief es schon nicht optimal. Feuerwehreinsatz im U-Bahntunnel in Frankfurt. Erst mal ein wenig Geduld aufbringen und hoffen das es nicht ganz so lange dauert. Zum Glück hatte ich ausreichend Zeit eingeplant, so dass ich zeitig an der Messe in Frankfurt ankam.
Umgezogen, in die FiveFingers geschlüpft und den Kleiderbeutel abgegeben. Auf Grund des beschissenen bescheidenen Wetters und der Tatsache das ich am Ende des Feldes startete, bin ich so spät wie möglich in die Startaufstellung. Es war einfach nur kalt und windig.
erstes Highlight des Tages. Ein Raucher in der Startaufstellung! Da könnt ich einfach nur kotzen. Solche Typen gehören rausgeschmissen. Das macht man einfach nicht!
10:19Uhr ging ich über die Startlinie. Leider im Pulk der 5 Stundenläufer. Entsprechend musste ich ein wenig Slalom laufen und ein paar Intervalle einbauen bis ich mich frei bewegen konnte. Brachte den Puls nach oben und kalt war mir auch nicht mehr.
Soweit war eigentlich alles OK. Das Tempo war angenehm und lag sogar knapp unter den angestrebten 7min/km. Trotzdem fühlte ich mich nicht richtig wohl. Alles ein wenig unrund und der kalte Wind brachte auch nicht unbedingt mehr Spaß.
Bis Kilometer 15 lief es trotzdem nach Plan. Knapp unter dem angestrebten 7er Schnitt.
Aber dann wurde mir kalt. Und zwar richtig. Da ich eigentlich lieber im Kalten als im Warmen laufe, kenne ich Frieren beim Laufen eigentlich nicht.
Am Sonntag musste ich diese Erfahrung leider beim Marathon machen.
Da die Muskulatur mit den FiveFingers sowieso ziemlich beansprucht wird bewirkt die Kälte nicht unbedingt eine Besserung. Und so kreisten bei Kilometer 25 die ersten Gedanken ums aufhören. Auch dies beflügelt nicht unbedingt.
Aber ich hatte ja schon mal geschrieben, nach 25 Kilometern im Sack lasse ich einen Marathon so schnell nicht sausen. Dafür habe ich in dem Augenblick einfach schon zu viel investiert. Also Augen zu, Zähne zusammenbeißen und durch.
Die Steigung in Höchst wird auch jedes Jahr höher und länger. Scheiße, dachte ich, ich werde einfach alt.
Der Spaß hatte sich bereits in die parallel verlaufende Straßenbahn auf der Mainzer Landstraße verzogen. Also musste ich alleine weiterkämpfen. Zum Glück sind immer tolle Lügner am Streckenrand, welche dich trotz des Wetter unaufhaltsame anlügen.
Klasse Gerd! Du schaffst das! Du siehst gut aus!
Mir steigt beim Schreiben schon wieder das Wasser in die Augen. Wenn man körperlich am Ende ist und solch eine Unterstützung von wildfremden Menschen bekommt ist dies unbeschreiblich. Ich musste mehrfach mit den Tränen kämpfen! Danke.
Richtig kritisch wird´s nochmal bei Kilometer 36 wenn Du auf die Festhalle zuläufst und nur ein paar Schritte vor der Erlösung bist, leider aber nochmal in die Innenstadt abbiegen musst. Der innere Schweinehund wächst auf Elefantengröße!
Der Rest war nur noch Zähne zusammenbeißen, frieren, hoffen, bangen und einen Schritt vor den anderen setzten. Und immer das Mantra, ich schaffe es!
Die letzten Meter waren so ziemlich das emotionalste was ich je beim Laufen erlebt habe. Der Einlauf auf dem roten Teppich in der Festhalle tat nur noch weh, trotzdem waren die Glücksgefühle so überwältigend, dass ich mich direkt hinter der Ziellinie erst einmal in die Ecke verzogen und geheult habe.
Ich hatte es tatsächlich wieder mal geschafft. Trotz aller widrigen Voraussetzungen habe ich die Festhalle wieder al erreicht. Und das Ganze noch in FiveFingers. Vor einem Jahr noch unvorstellbar, jetzt Realität.
Und auch noch fast 20 Minuten schneller als 2014. Zwar hat´s mit den sub5 Stunden nicht geklappt, aber ist mir sowas von gleichgültig. Ich war einfach nur froh das es rum war!
Fazit:
Es war definitiv mein letzter Marathon. Jedenfalls was die offiziellen Läufe betrifft. Es wird keinen Start mehr in Frankfurt oder sonst wo mehr bei einem offiziellen Lauf mehr geben.
Ich hatte dies im Vorfeld schon angedacht. Der Lauf selbst und vor allem der immer höher werdende Aufwand den ich betreiben muss um solch einen Lauf zu absolvieren ist mir einfach zu hoch.
Laufen ja, aber nicht auf bestimmte Termin und Events hinarbeiten. Nur noch Laufen wann und wie es passt. Nach Lust und Laune!
Als ich 2009 meinen ersten Marathon in Frankfurt gelaufen bin war ich danach glücklich, stolz und zufrieden. Jetzt, wo ich 2018 meinen letzten Marathon in Frankfurt gelaufen bin, bin ich glücklich, stolz und zufrieden.
Lassen wir es einfach dabei!
Danke fürs virtuelle mitlaufen beim Frankfurt Marathon 2018!