Fracking - Gefährliche Gier

Ein kleiner Ort kämpft gegen einen Weltkonzern – so beginnt mein Film „Gefährliche Gier“. Und tatsächlich: Hier kämpft David gegen Goliath. David, das sind die Bürger des 2000-Seelen-Ortes Lünne im südlichen Niedersachsen, eigentlich ein unternehmerfreundlicher, konservativer Landstrich.
Schild "Vorsicht Hochdruckbereich"Goliath, das ist der US-Konzern ExxonMobil, in manchen Rankings als größter Konzern der Welt betitelt. Mit so einem Gegner legt man sich nicht einfach an, den Menschen muss etwas unter den Nägeln brennen. Sie fürchten sich vor einer Technik, die in den USA zu dramatischen Umweltfolgen geführt haben soll: Die Rede ist von Fracking.
Ich habe zum ersten Mal Ende 2010 davon gehört. Ein Journalisten-Kollege aus Amerika erzählte mir von brennenden Wasserhähnen. Die Szenen, in denen Menschen ein Feuerzeug an ihr Leitungswasser hielten und eine Stichflamme erzeugten – sie liefen bereits im US-Dokumentarfilm „Gasland“ von Josh Fox. Josh Fox zeigte erstmalig, welche negativen Folgen ein Gasförderboom in Amerika hatte. Dafür wurde er für den Oscar nominiert – und von der Industrie zum Feind erklärt. Der Widerstand gegen die Technik „Fracking“ ist heute so groß wie nie zuvor. Nicht nur in den USA. Auch in Deutschland gehen die Menschen auf die Straße und protestieren gegen ExxonMobil und Co. Denn auch hierzulande soll Fracking nach dem Wunsch der Konzerne einen Gasförderboom auslösen.
Die Materie ist relativ komplex. Fracking kann zum einen bislang ungenutzte Erdgasfelder überhaupt erst förderbar machen, zum anderen kann die Technik dafür genutzt werden, schon angezapfte Gaslager besser auszubeuten. Letzteres wird in Deutschland schon seit vielen Jahren gemacht. Dass dabei tonnenweise zum Teil sehr giftige Chemikalien in die Erde gepumpt wurden, hat die Öffentlichkeit erst erfahren, nachdem sich der Protest formierte. Einige Konzerne behalten die genaue Rezeptur der verwendeten Stoffe für sich. Sie berufen sich auf ihr Betriebsgeheimnis. Völlig unverständlich für Menschen, die in der Nachbarschaft von Erdgasbohrungen leben. Dass alles sehr sicher sei, und die Ängste oft überzogen, haben die Unternehmen auch mir gegenüber immer wieder versichert.
Reporter Christian Wilk (r.) spricht mit Anwohner Heinrich Schröter. Bei ihm vor der Haustür ereignete sich ein Umweltschaden, ausgelöst durch die ErdgasförderungBei uns gebe es strenge Auflagen, alles würde minutiös überwacht, nichts dem Zufall überlassen. Und doch mussten alle Konzerne eingestehen: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Spätestens seit der Katastrophe von Fukushima erwarten die verunsicherten Bürger aber genau das. Sie sind nicht bereit, ein Restrisko in Kauf zu nehmen, geschweige denn ein „beherrschbares Risiko“. Deshalb gehen sie auf die Straße. In Lünne, in Bötersen, in Nordwalde – und anderswo. Erst jetzt haben die Konzerne reagiert. ExxonMobil hat einen „Dialogprozess“ ins Leben gerufen. Unabhängige Wissenschaftler beschäftigen sich derzeit mit den Risiken von Fracking. Ein Ergebnis wird für nächstes Jahr erwartet.
Und gerade jetzt schaltet der Konzern Anzeigen und Werbespots. Aus den PR-Aktivitäten lässt sich ablesen: Der Konzern will ein Verbot von Fracking verhindern. Es geht um viel Gas und viel Geld, einige Experten sprechen sogar von einem „Millionenschatz“, der unter der Erde Deutschlands schlummert, uns gar unabhängig von Gasimporten machen könnte. Von Versorgungssicherheit ist oft die Rede. Doch aus der jüngsten Atom-Debatte konnte man ablesen: Die Akzeptanz der Bevölkerung ist bedeutsamer, als Gewinnmaximierung. Der Schlüssel dazu ist Transparenz: Offen über Risiken sprechen, Bürger in Entscheidungsprozesse einbeziehen, Entsorgungsproblematiken klären – daran mangelt es noch an vielen Stellen. In meinen Gesprächen habe ich immer wieder gehört: Das Vertrauen in die großen Öl- und Gas-Konzerne ist verloren gegangen. Deutschland ist auf dem Weg in ein Zeitalter der regenerativen Energien. Für Risiken, auch angeblich beherrschbare Rest-Risiken, ist da kein Platz mehr.
- Christian Wilk
ZDF zoom 2011 - Fracking "Gefährliche Gier:

Fracking - Gefährliche Gier
Über Fracking in Österreich: "Der ausgebeutete Planet - Fracking"

wallpaper-1019588
1500 Kalorien am Tag – Ihr Plan fürs Abnehmen!
wallpaper-1019588
1500 Kalorien am Tag – Ihr Plan fürs Abnehmen!
wallpaper-1019588
Wenn das Neue lockt: Shiny New Object Syndrome im Online-Business
wallpaper-1019588
KiVVON: Der Game-Changer für Content-Creators