Vier Jahre hat es gedauert, jetzt ist es vollbracht. Imposant ragt die neue Schinkelkirche vor mir hoch auf, auf den beiden Türmen thronen die Kreuze funkelnd im Sonnenlicht. Die alte Kirche hat einfach nicht mehr genug Platz für alle geboten, darum wurde sie dem Erdboden gleich gemacht. Ich war ein wenig traurig, als das mir so vertraute Gebäude in Schutt und Asche lag. Sonntag für Sonntag hat Vater uns mit der Kutsche zum Gottesdienst gefahren. Im April 1828 waren auf dem Kirchplatz über viele Tage unzählige Männer damit beschäftigt, die alte Kirche abzureißen. Wann immer ich durch die Straßen von Straupitz ging, habe ich einen Blick auf die Berge von Holz und Stein geworfen, die mit Karren abtransportiert wurden. Was für ein aufregender Tag der 2. Mai war! Zur Grundsteinlegung war fast ganz Straupitz auf den Beinen, denn kein geringerer als Karl Friedrich Schinkel, der berühmte Architekt aus Berlin, hat die Pläne für diesen in seiner Schlichtheit so schönen Bau gezeichnet.
Der Himmel hat zur Feier des Tages sein bestes Kleid angezogen, sein Blau strahlt mit der Sonne um die Wette. Ein leichter Wind lässt die Blätter der alten Eiche auf dem Kirchplatz rascheln, die freudige Stimmung der Straupitzer ist ansteckend. Unser König, Friedrich Wilhelm III, hat mit 2.000 Talern den Bau der Schinkelkirche in Straupitz unterstützt, von dem erzählt wird, dass er 30.000 Taler gekostet haben soll! Ich kann mir eine solche Menge Geld gar nicht vorstellen, so unvorstellbar viel ist es. Die Freifrau von Houwald hat all den schönen Zierrat beigesteuert, der die neue Kirche im Inneren schmückt. Der Altar, die Taufe, die Kanzel und die Logen sind wunderschön verkleidet und bemalt. Ich bin erfüllt von Ehrfurcht, als ich das Gotteshaus zum Festgottesdienst betrete. Wir schreiben den 5. August 1832, ein Sommertag, wie er schöner nicht sein könnte.
All die Menschen, die in der Herrschaft Straupitz leben, ganz gleich, ob Wenden oder Deutsche, finden in dieser Kirche Platz, so heißt es. Immer noch strömen Menschen herein, jeder möchte an diesem Tag dabei sein. Mein Gesangbuch fest in der Hand, lasse ich meine Blicke schweifen. Nicht nur ich habe mein schönstes Sommerkleid ausgewählt, auch viele andere haben sich herausgeputzt. Und nicht nur die Menschen, auch das Gotteshaus zeigt sich von seiner schönsten Seite: Das Holz der Kirchenbänken verbreitet noch den Duft frisch geschlagenen Holzes, das hohe weiße Kirchenschiff überstrahlt alles. Feine Malereien zieren die Logen, den Altar und die Empore. Wie festlich wird es beim Weihnachtsgottesdienst zugehen! Das Hüsteln und Rascheln von den unzähligen Menschen, das Scharren vieler Füße erfüllt die Kirche. Freudige Erwartung liegt in der Luft.
Wie lieblich die Stimmen des Chors klingen. Kleine und große Füße haben den Weg auf die Empore gefunden und dort ihre Plätze eingenommen. Der Festgottesdienst beginnt mit den hellen Stimmen des Kinderchors. Ich spitze die Ohren, schließe die Augen und lausche dem Gesang. Der Pfarrer ist ein junger Mann, er versteht es, die Freude dieses Tages in Worte zu fassen und so ist seine Predigt kurzweilig. Er verabschiedet uns mit Gottes Segen in den Tag und beim Hinhausgehen werfe ich einen Blick auf die Gedenktafel des Ahnen der lieben Freifrau von Houwald, Gottlob von Houwald. Seine Nachfahren haben immer Sorge dafür getragen, dass Straupitz eine Kirche hatte. Wie oft sind diese Opfer veheerender Feuer geworden!
Beschwingt verlassen wir nach dem Gottesdienst die Kirche und treten in den Sonnenschein des Sonntags hinaus. Ich kann in der Ferne die Geräusche des Jahrmarkts auf dem Dorfplatz hören - kleine Buden und Stände sind dort aufgebaut, um diesen Tag gebührend zu feiern. Schausteller unterhalten mit Kunststücken und Händler bieten Schönes feil. Der Duft des Spanferkels erinnert mich daran, dass ich vor lauter Aufregung kein Bissen des Frühstücks zu mir genommen habe. Hungrig schlendere ich voller Vorfreude auf das knusprig gebratene, saftige Fleisch der Bude entgegen. Eine Bude weiter werden unsere köstlichen Spreewaldgurken angeboten, der nächste Stand hat frische Limonade zum Verkauf. Welch ein Festtag! Ist es nicht wunderschön bei uns im Spreewald?
Kannst du das Stimmengewirr hören? Den Duft vom Jahrmarkt riechen? Die Wärme der Sonne spüren? Und die Freude der Bewohner von Straupitz spüren?
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