Formulierungstipps Motivationsschreiben

Als Geisteswissenschaftlerin mit entsprechend schlechten Arbeitsmarktchancen habe ich nach Studienabschluss mehrere Hundert Bewerbungsdossiers verschickt und über 20 Vorstellungsgespräche geführt. Ich habe deshalb ein Gespür dafür entwickelt, wie ein Motivationsschreiben ausschauen sollte. Meine Erfahrungen und mein zusätzliches Wissen als Textlinguistin möchte ich hier in gebündelter Form wiedergeben.

Tipp 1: Gute Standardformulierungen finden

Wenn Sie gerade erst in den Bewerbungsprozess gestartet sind, können Sie nicht auf eigene Vorlagen zurückgreifen. Nehmen Sie sich deshalb besonders viel Zeit, um gute Formulierungen und Argumentationsmuster zu finden – die Sie dann später für andere Bewerbungen wiederverwenden können.

Tipp 2: Jede Bewerbung individualisieren

Auch wenn Standardformulierungen bis zu einem gewissen Grad sinnvoll sind: Jedes Motivationsschreiben muss ein Unikat sein und es soll sofort ersichtlich sein, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, sich mit der Stelle auseinanderzusetzen.

Tipp 3: Adresse, Datum

Bewerbungen werden heute in den allermeisten Fällen elektronisch eingereicht. Deshalb ist es nicht unbedingt nötig, die Adresse des Empfängers im Briefkopf aufzuführen. Es sieht aber meist gut aus: Besonders dann, wenn Ihr Motivationsschreiben eher kurz ist. Das Datum hingegen ist ein Muss auf jeder Stellenbewerbung.

Tipp 4: Titel

Es ist allgemein üblich, unterhalb des Datums einen Titel respektive eine fett formatierte Betreffzeile einzufügen, nach dem Muster «Bewerbung als wissenschaftliche Mitarbeiterin» oder aber nur «Wissenschaftliche Mitarbeiterin». Gerade bei langen Stellenbezeichnungen kann es aus optischen Gründen (es ist eher unschön, wenn sich der Betreff über zwei Zeilen erstreckt) Sinn machen, auf die einleitende Bezeichnung «Bewerbung» zu verzichten – in der Regel ist ja sowieso klar, dass es sich um eine Bewerbung handelt.

Tipp 5: Der Einstieg

Nennen Sie im Einstiegssatz (oder -abschnitt) nochmals die ausgeschriebene Stelle und verbinden Sie sie mit ersten qualifizierenden Schlagworten aus Ihrem bisherigen Werdegang: «Gerne bewerbe ich mich als Spezialistin Agglomerationsprogramme und Stellvertretung Programmleitung. Als Allgemeine Ökologin und Soziolinguistin mit Erfahrung in der Umweltkommunikation bringe ich gute Voraussetzungen für die ausgeschriebene Stelle mit.»

Tipp 6: Bezug zum Arbeitgeber

Erklären Sie Ihren Bezug zum Arbeitgeber: «Das Bundesamt für Raumentwicklung nehme ich schon länger als potenzielle Arbeitgeberin war.»

Tipp 7: Der Zeitpunkt

Überzeugen Sie den Arbeitgeber davon, dass die Stelle zum richtigen Zeitpunkt kommt und perfekt in Ihren Lebenslauf passt: «Es freut mich daher ausserordentlich, genau zu diesem Zeitpunkt, da ich auf der Suche nach einer Anschlusslösung an das BAFU-Praktikum bin, auf die vorliegende Ausschreibung Junior Campaignerin zu stossen.» [Klammerbemerkung: Bei der Stelle als Greenpeace-Junior-Campaignerin handelt sich um eine (befristete) «Berufseinsteiger*innenstelle – das passt also als Fortsetzung zum Praktikum.]

Formulierungstipps MotivationsschreibenIhr Timing als Gipfelstürmer*in: Überzeugen Sie den Arbeitgeber davon, dass dieser Karriereschritt genau jetzt ansteht.

Tipp 8: Den Text auflockern

Auch Personaler*innen sind manchmal lesefaul. Vermeiden Sie deshalb längere Abschnitte und nutzen Sie optische Strukturierungsmittel, die es möglich machen, die wichtigsten Inhalte Ihres Motivationsschreiben in kürzester Zeit zu erfassen:

«Eine kommunikative Stelle bei Greenpeace passt wie die Faust aufs Auge. Denn ich habe:

  • Erfahrung in der Online-Kommunikation, auch dank einer Selbständigkeit als Texterin, SEO-Texterin und Webdesignerin,
  • einen Master Minor in Allgemeiner Ökologie und damit einen sowohl breiten als auch wissenschaftlichen Zugang zu zahlreichen Umweltthemen,
  • eine Vorliebe fürs Storytelling, was ich im beiliegenden ersten Motivationsschreiben (welches Ihnen hoffentlich ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnte) illustriere,
  • Berufs- und Projekterfahrung an der Schnittstelle von Kommunikation und Umwelt: durch mein langjähriges Engagement für die Energie Genossenschaft Schweiz und zwei Hochschulpraktika, unter anderem beim Bundesamt für Umwelt BAFU.»

Tipp 9: Das Pensum

Zeigen Sie, dass das ausgeschriebene Pensum zu Ihnen passt: «Obwohl ich zwei Kinder habe, möchte ich zu 80 % arbeiten.» Mütter von (kleineren) Kindern sollten zum Beispiel klarmachen, dass sie gerne höherprozentig arbeiten und unter Umständen sogar darauf hinweisen, dass die Kinderbetreuung geregelt ist. (Leider ist es auch 2018 noch so, dass Väter sich im entsprechenden Fall weniger erklären müssen.) Ausführungen zum Thema Pensum sind auch dann wichtig, wenn das Pensum bei Ihrer aktuellen Stelle deutlich kleiner oder grösser ist.

Tipp 10: Der Schluss

Zum Schliessen eignet sich meist ein philosophisch-angehauchter Satz aus der Vogelperspektive à la: «Gerne würde ich mein kommunikatives Flair und mein allgemein-ökologisches Wissen für einen umweltverträglichen Bergsport einsetzen; damit Bergsporttreibende das, was sie eigentlich suchen – nämlich eine intakte, ‘unberührte’ Natur – nicht zerstören.» (Testfrage: Wer findet heraus, bei welchem Arbeitgeber ich mich mit diesem Abschlusssatz beworben habe?)

Tipp 11: Fallen Sie auf!

Bedenken Sie, dass Personalerinnen oft innerhalb von Sekunden entscheiden, ob Ihr Bewerbungsdossier weiterkommt oder nicht; das ist insbesondere dann der Fall, wenn sich sehr viele Bewerberinnen melden. Deshalb ist es manchmal wichtig, aufzufallen. Schauen Sie sich dieses garantiert auffällige Motivationsschreiben an! (Wenn Sie wenig Konkurrenz haben, sollten Sie auf solche Experimente aber eher verzichten.)

Formulierungstipps MotivationsschreibenPersonaler*innen entscheiden oft binnen Sekunden, ob ein Dossier weiterkommt oder nicht. Da hilft nur eins: Fallen Sie auf!

Tipp 12: Stellen Sie eine Frage im Kommentarfeld unten

Versetzen Sie sich in die Lage der Menschen, die Ihr Motivationsschreiben lesen werden. Nehmen Sie sich dafür ruhig etwas mehr Zeit. Recherchieren Sie die Adressaten, vielleicht finden Sie ein aussagekräftiges Social-Media-Profil oder weiteres relevantes Material. Sie sollten dabei allerdings nicht den Fehler machen, direkt auf diese Infos zu verweisen – niemand wird gerne gestalkt. Vielmehr können Sie die gefundenen Informationen indirekt einfliessen lassen, indem Sie beim Sprachstil und der thematischen Ausrichtung ein Finetuning vornehmen.


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