Am kommenden Wochenende beginnt die neue Formel 1 Saison und diese bringt jede Menge Neurungen mit sich. Wir werfen einen ausführlichen Blick auf die neue Formel 1 Saison.
Die größte Neuerung auf der technischen Seite ist natürlich der Motor. Anstatt eines 2,4 Liter V8 Motors ist ab dieser Saison ein 1,6 Liter V6 Turbomotor mit ERS in den Boliden verbaut. Diese neuen Motoren sind hoch komplex und bestehen aus insgesamt sechs Komponenten. Zunächst natürlich aus dem Motor selbst, bei dem sich wie bereits erwähnt um einen V6 Turbomotor handelt. Hinzu kommen die Komponenten ERS-K (kinetische Energierückgewinnung), ERS-H (Abgas-Turboaufladung), Energiespeicher, Turbolader und natürlich die Steuerungseinheit.
Es gibt also eine Menge Komponenten, die alle perfekt zusammen harmonieren müssen. Das dies nicht sonderlich einfach ist, hat Renault in diesem Winter unter Beweis gestellt. Große Änderungen sind nun aber nicht mehr möglich, denn die Motoren wurden von der FIA mittlerweile homologiert, was bedeutet, dass die Motoren nur unter bestimmten Voraussetzungen noch geändert werden dürfen. Und zwar, wenn die Änderungen der Verbesserung der Standfestigkeit oder der Reduzierung des Spritverbrauchs dienen.
Ein großes Problem im Winter war bei Renault das ERS. Das Energierückgewinnungssystem ist in diesem Jahr deutlich komplexer geworden. Die Leistung des ERS ist zehnmal so hoch wie die des KERS aus der vergangenen Saison. Die Gesamtleistung beträgt ungefähr 165 PS und es kann 33 Sekunden pro Runde eingesetzt werden. ERS wird also in diesem Jahr eine große Rolle spielen, größer als KERS in der Vergangenheit. Sollte das System ausfallen, dann ist der Verlust pro Runde immens. Man sprich von mindestens 2 Sekunden, die man pro Umlauf verlieren würde.
Die Teams dürfen von jedem der sechs Komponenten fünf pro Saison verbrauchen. Erst ab dem sechsten Teil gäbe es eine Rückversetzung um zehn Plätze in der Startaufstellung, bei jedem weiteren Teil eine Rückversetzung um fünf Plätze. Schaut man sich die Testfahrten an, dann könnte es wohl so einige in diesem Jahr erwischen.
Eine ganz große Rolle wird in diesem Jahr der Verbrauch spielen. Jeder Pilot muss im Rennen mit 100 kg Sprit auskommen, was einer Reduzierung von 35 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Heißt also die Piloten müssen sich ihren Sprit gut einteilen. Besonders bei den ersten Rennen könnten die Teams noch Schwierigkeiten haben, mit dem vorgegeben Sprit über die Runden zu kommen. Reduziert wurde auch der Benzindurchfluss. Im vergangenen Jahr betrug dieser noch 170 kg/h. Ab dieser Saison ist der Durchfluss begrenzt auf 100 kg/h.
Auch in Sachen Getriebe gibt es ab der Saison 2014 eine große Neuerung. Denn ab sofort haben die Piloten acht Gänge zur Verfügung. Doch die große Herausforderung für die Teams ist die Übersetzung, denn diese muss von dem Teams vor dem ersten Rennen der Saison festgelegt werden und muss dann für den Rest der Saison beibehalten werden. Doch hier die richtige Entscheidung ist gar nicht so leicht, auch wenn die Teams über Daten aus den Vorjahren verfügen.
Das Getriebe darf im Übrigen drei Mal pro Saison getauscht werden. Anders ausgedrückt: Ein Getriebe muss nun sechs Rennen halten. Auch hiermit werden einige Teams wohl nicht auskommen.
Eine weitere Neuerung ist das Bremssystem, welches sich „Brake by wire“ nennt. Heißt also, ab dieser Saison ist das Bremspedal elektronisch. Die technische Umsetzung ist dabei nicht wirklich das Problem für die Teams. Das Problem haben eher die Piloten, denn die müssen für dieses neue System ein Gefühl entwickeln. Was bei einigen besser klappte, bei anderen nicht so gut. Adrian Sutil beispielsweise beschwerte sich mehrmals über das neue Bremssystem.
Erhöht wurde im Zuge der ganzen Änderungen auch das Mindestgewicht, denn die komplette Motoreinheit ist deutlich schwerer geworden. Das Mindestgewicht beträgt nun 690 kg (vorher 642 kg). Da das aber immer noch recht wenig ist und die Fahrer über den Winter ordentlich abgespeckt haben, um das Mindestgewicht so wenig wie möglich zu überschreiten, hat die FIA bereits angekündigt, dass Mindestgewicht in der kommenden Saison nochmal anzuheben, auf dann 700 kg.
Aerodynamik
Soweit zur technischen Seite, doch auch in Sachen Aerodynamik gibt es einige Änderungen. Die schlimmste Änderung sind die neuen Nasen. Die FIA hat das Reglement in Sachen Nasen aus Sicherheitsgründen geändert mit dem Ziel, dass man wieder Nasen hat, die deutlich tiefer sind. Die Höhe der Nase wurde daher auf 185mm über den Boden beschränkt. Die FIA hat allerdings einen entscheidenden Fehler gemacht. Man hat nämlich vergessen im Reglement festzuhalten, wie breit die Nase an der tiefsten Stelle sein muss.
Da man natürlich möglichst viel Luft unter das Auto führen will, hat man die Nase an der Spitze natürlich so schmal wie möglich konstruiert und so sind die verschiedensten Varianten endstanden. Von Finger- über Staubsauger- bis zu Gabelnase ist alles vertreten. Doch die FIA hat schon angekündigt das Reglement für die kommende Saison zu ändern, damit die hässlichen Nasen schnell wieder verschwinden. Änderungen gibt es auch beim Frontflügel. Dieser darf nun nur noch 1,65 Meter breit sein.
Auch im Heck gibt es einige Veränderungen. So ist das untere Element des Heckflügels verschwunden, der so genannte „Beam Wing“. Dieser Beam Wing erzeugte nicht nur Abtrieb, sondern diente auch dazu die Luft hinter dem Heckflügel zu synchronisieren. Hier treffen nämlich die Heckflügel- und Diffusorluftströme aufeinander. Mit dem Wegfall dieses Beam Wings muss das Heck vollkommen neu konstruiert werden.
Der angeblasene Diffusor gehört ab diesem Jahr der Vergangenheit an, denn es ist nur noch ein mittiges Auspuffendrohr hinter der Motorhaube erlaubt. Es ist also nicht mehr möglich die Abgase für aerodynamische Zwecke zu nutzen.
Sportliches Reglement
Auch beim sportlichen Reglement gibt es in diesem Jahr einige Änderungen, die wir uns nun genauer anschauen wollen.
So wurde das Strafsystem für diese Saison runderneuert. Wie bei uns im Straßenverkehr gibt es nun ein Punktesystem. Für welches Vergehen es wie viele Punkte gibt, hat die FIA bisher allerdings noch nicht veröffentlicht. Die höchste Strafe für ein Vergehen beträgt drei Punkte. Hat ein Fahrer insgesamt 12 Punkte gesammelt, bekommt er sozusagen die „rote Karte“ und muss ein Rennen pausieren. Danach wird das Punktekonto des Fahrers auf Null zurückgesetzt.
Für kleinere Vergehen, wie beispielsweise das Überfahren der weißen Linie bei der Boxengassenausfahrt, hat die FIA eine 5-Sekunden Strafe eingeführt. Diese Strafe kann in Verbindung mit einem Boxenstopp abgesessen werden. Der Fahrer kommt an seine Box und nach den fünf Sekunden darf die Crew ganz normal den Boxenstopp durchführen. Steht kein Boxenstopp mehr an, bekommt der Fahrer die fünf Sekunden am Ende auf seine Rennzeit addiert.
Apropos Boxenstopp: Der berühmte „Unsafe Release“ wird ab dieser Saison auch deutlich härter bestraft. In der Vergangenheit gab es meistens nur eine Geldstrafe für die Teams, doch da sich die Vorfälle dieser Art in letzter Zeit häuften, wurde das Strafmaß drastisch erhöht. Für den betroffenen Piloten gibt es eine Durchfahrtstrafe und eine Rückversetzung um zehn Plätze in der Startaufstellung beim nächsten Grand Prix.
Und da wären wir auch schon beim Thema Rückversetzung, denn auch hier gibt es eine Neuerung. Denn die Strafe kann nun auf mehrere Rennen verteilt werden. Ein Beispiel verdeutlicht dies ganz gut:
Nehmen wir an Kamui Kobayashi im Caterham bekommt eine Rückversetzung um zehn Plätze in der Startaufstellung aufgebrummt, weil er eine Komponente des Motors zum sechsten Mal wechseln muss. Kobayashi qualifizierte sich auf Startplatz 17, was bedeutet, dass er beim anstehenden Rennen maximal um fünf Plätze nach hinten versetzt werden kann. Somit bleibt eine Rückversetzung von fünf Positionen übrig, die dann beim nächsten Rennen durchgeführt wird.
Eine kleine Änderung gibt es bei der Qualifikation. Das erste Segment der Qualifikation wird um zwei Minuten verkürzt auf nunmehr 18 Minuten. Dafür wird Q3 auf 12 Minuten verlängert. Beim zweiten Segment ändert sich nichts. Außerdem gibt es für Q3 einen weiteren Reifensatz, den die Teams am Ende der Qualifikation aber wieder abgeben müssen. Die Top 10 Fahrer müssen mit den Reifen starten, die sie in Q2 benutzt haben. Damit will man verhindern, dass in Q3 manche nur eine Runde um die Strecke rollen oder gar nicht erst rausfahren
Die umstrittenste Neuerung betrifft die doppelten Punkte beim Saisonfinale in Abu Dhabi. Es gibt also beim letzten Rennen für den Sieger 50 Punkte, für den Zweitplatzierten 36 Punkte usw. Mit dem Aufwerten des Saisonfinales will man für mehr Spannung sorgen, allerdings hält sich die Begeisterung der Teams in Grenzen. Denn ein einziges Rennen, kann die gesamte Saison „ruinieren“. Denn besonders im Mittelfeld ist es meistens sehr eng und da kann ein solches Rennen große Auswirkungen haben. Eine Platzierung besser oder schlechter macht einige Millionen an Preisgeld aus, das besonders die kleineren Teams gut gebrauchen können. Ob die Änderung im Kampf um die WM eine Rolle spielen wird ist fraglich. Zumindest in den letzten Jahren hätte diese Änderung nur einmal eine Rolle gespielt, nämlich 2012. Hier wäre Fernando Alonso am Ende Weltmeister geworden.
Testfahrten sind ab dieser Saison wieder erlaubt. Es wird vier jeweils zweitägige Tests im Anschluss eines Grand Prix Wochenendes geben. Getestet wird nach Bahrain, Barcelona, Silverstone und Abu Dhabi. Damit es in diesem Jahr weniger oder besser keine Probleme mehr mit den Reifen gibt, muss jedes Team einen Testtag „opfern“. An diesem Testtag muss sich das Team ausschließlich auf Reifentests für Pirelli konzentrieren. Und wann welches Team dran ist, wurde auch schon festgelegt.
Bahrain (08.04.14 – 09.04.14)
Tag 1: Caterham
Tag 2: Mercedes und Williams
Barcelona (13.05.14 – 14.05.14)
Tag 1: Sauber und Toro Rosso
Tag 2: McLaren und Force India
Silverstone (08.07.14 – 09.07.14)
Tag 1: Ferrari und Lotus
Tag 2: Red Bull und Marussia
Beim letzten Test in Abu Dhabi (25.11.14 – 26.11.14) werden alle Teams Reifentests fahren, denn dann liefert Pirelli Prototypen für die Saison 2015 an.
Zum Schluss noch eine tolle Neuerung für die Fans, denn jeder Pilot hat nun eine feste Startnummer bis zum Ende seiner Karriere. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Wird man Weltmeister, hat man die Möglichkeit auch mit der Startnummer 1 an den Start zu gehen. So entschied sich Daniel Ricciardo beispielsweise für die Startnummer 3, weil er ein großer Dale Earnhardt Sr. Fan ist. Fernando Alonso entschied sich für die 14, weil er mit der Nummer im Kartsport erfolgreich war. Und Kimi Raikkonen wählte Startnummer 7, weil er diese Nummer schon im letzten Jahr hatte und keinen Grund für eine andere Startnummer sieht. Die nachfolgende Aufstellung soll euch gerade am Anfang ein wenig Unterstützen.
1 Sebastian Vettel Red Bull Renault
3 Daniel Ricciardo Red Bull Renault
4 Max Chilton Marussia Ferrari
6 Nico Rosberg Mercedes Mercedes
7 Kimi Räikkönen Ferrari Ferrari
8 Romain Grosjean Lotus Renault
11 Sergio Pérez Force India Mercedes
13 Pastor Maldonado Lotus Renault
14 Fernando Alonso Ferrari Ferrari
19 Felipe Massa Williams Mercedes
20 Kevin Magnussen McLaren Mercedes
21 Esteban Gutierrez Sauber Ferrari
22 Jenson Button McLaren Mercedes
25 Jean-Eric Vergne Toro Rosso Renault
27 Nico Hulkenberg Force India Mercedes
27 Jules Bianchi Marussia Ferrari
44 Lewis Hamilton Mercedes Mercedes
77 Valtteri Bottas Williams Mercedes
99 Adrian Sutil Force India Mercedes
Im zweiten Teil unserer Formel 1 Vorschau auf die Saison 2014 werfen wir einen Blick auf die Fahrer und Teams.