Auf den Straßen gewinnt die weltweite Occupy-Bewegung immer mehr Anhänger. Waren vor wenigen Wochen noch tausende jungen Menschen unterwegs, um in die "Tagesschau" zu kommen, sind es jetzt so viele, dass die "Tagesschau" gar nicht mehr berichtet. Und wenn das Wetter erst wieder besser wird, zelten auch die restlichen 99 Prozent der 99 Prozent, die nicht in Kabinett oder Aufsichtsrat sitzen, irgendwo vor einer DKB-Filiale, um die Verstaatlichung der staatlichen Bankenmutter BayernLB zu fordern.
Einen Sonderweg zur Aushebelung des Finanzkapitalismus der Kuponschneider, der nur den Reichen dient, gehen bis dahin nur einige mutige junge Antikapitalisten in Dänemark. Hier hat sich der Freistaat Christiania so lange als Alternativentwurf zum herrschenden Turbokapitalismus gehalten, dass die Regierung am Ende zustimmen musste, das seit Jahrzehnten besetzte Fabrikgelände zur Vorzugspreis an seine Besetzer zu verkaufen.
Ein Sieg für die idealistische Linke, die nun nur noch den Kaufpries für das Gelände zusammenbringen muss, das als Bauland vermutlich beinahe 100 Millionen Euro wert wäre. Zum Glück hat die dänische Regierung ein Herz für Kapitalismuskritiker. Sie möchte nur zehn Millionen Euro für die altehrwürdigen Gebäude und für das 32 Hektar große Gebiet in zentraler Lage von Kopenhagen dann jährlich eine Pacht 800.000 Euro.
Bei 850 Hausbesetzern in der Siedlung geht es nicht um Unsummen. Mit 12.000 Euro pro Nase wäre der Kauf finanziert - doch 12.000 haben die wenigsten der Christiana-Bewohner, die sich meist als "Kreative" und "Aussteiger" verstehen und deshalb wenig sparen konnten. Zum Glück wies der Turbokapitalismus den Aktivisten schnell einen Ausweg: Die Christiana-Kommune gibt jetzt "Folkeaktien" aus, also Volksaktien. Damit könne jeder Sympathisant Teil des Projektes werden, heißt es.
Eigentlich also alles wie damals, als Hans Eichel seinem Volk die völlig überteuerte Telekom-Aktie andrehte. Mit einem kleinen Unterschied: Während der telekom-Aktionär zumindest auf dem Papier Miteigentümer des rosa Riesen ist, handelt es sich bei den "Volksaktien" der Alternativ-Kommune um bloße Quittungen, die bestätigen, dass der "Aktionär" Geld gegeben hat, um das Projekt zu unterstützen. Käufer besitzen keinen Anteil an der Siedlung, sie haben kein Mitspracherecht, sie bekommen keine Dividende, keinen Geschäftsbericht und nicht mal eine Einladung zum Würstchenessen bei der Hauptversammlung. Ein Schlag gegen alle Spekulanten, ein Schritt in eine zumindest für einige bessere Welt: Dank wohlgesinnter Investoren sollen die Mieten in Christiania auch in Zukunft unabhängig vom genutzten Wohnraum bei einheitlich 250 Euro pro Erwachsenen liegen, Sozialfälle sollen weiter gar nichts zahlen müssen. Für 250 Euro bekäme man im Kopenhagen jenseits der Grenzen des Freistaates ein Zimmerchen mit 15 Quadratmetern.
Sollten trotz der verlockenden Aussicht, ein Stück heile Welt zu unterstützen, nicht genug Folkeaktien verkauft werden, plant der Freistaat von Staates Gnaden keinen Rundgang mit der Klapperbüchse auf den weltweiten Occupy-Kundgebungen. Sondern den Gang zur Bank. Man werde dann einen Kredit aufnehmen, hieß es.
Ringelpietz am Rettungsschirm
Einen Sonderweg zur Aushebelung des Finanzkapitalismus der Kuponschneider, der nur den Reichen dient, gehen bis dahin nur einige mutige junge Antikapitalisten in Dänemark. Hier hat sich der Freistaat Christiania so lange als Alternativentwurf zum herrschenden Turbokapitalismus gehalten, dass die Regierung am Ende zustimmen musste, das seit Jahrzehnten besetzte Fabrikgelände zur Vorzugspreis an seine Besetzer zu verkaufen.
Ein Sieg für die idealistische Linke, die nun nur noch den Kaufpries für das Gelände zusammenbringen muss, das als Bauland vermutlich beinahe 100 Millionen Euro wert wäre. Zum Glück hat die dänische Regierung ein Herz für Kapitalismuskritiker. Sie möchte nur zehn Millionen Euro für die altehrwürdigen Gebäude und für das 32 Hektar große Gebiet in zentraler Lage von Kopenhagen dann jährlich eine Pacht 800.000 Euro.
Bei 850 Hausbesetzern in der Siedlung geht es nicht um Unsummen. Mit 12.000 Euro pro Nase wäre der Kauf finanziert - doch 12.000 haben die wenigsten der Christiana-Bewohner, die sich meist als "Kreative" und "Aussteiger" verstehen und deshalb wenig sparen konnten. Zum Glück wies der Turbokapitalismus den Aktivisten schnell einen Ausweg: Die Christiana-Kommune gibt jetzt "Folkeaktien" aus, also Volksaktien. Damit könne jeder Sympathisant Teil des Projektes werden, heißt es.
Eigentlich also alles wie damals, als Hans Eichel seinem Volk die völlig überteuerte Telekom-Aktie andrehte. Mit einem kleinen Unterschied: Während der telekom-Aktionär zumindest auf dem Papier Miteigentümer des rosa Riesen ist, handelt es sich bei den "Volksaktien" der Alternativ-Kommune um bloße Quittungen, die bestätigen, dass der "Aktionär" Geld gegeben hat, um das Projekt zu unterstützen. Käufer besitzen keinen Anteil an der Siedlung, sie haben kein Mitspracherecht, sie bekommen keine Dividende, keinen Geschäftsbericht und nicht mal eine Einladung zum Würstchenessen bei der Hauptversammlung. Ein Schlag gegen alle Spekulanten, ein Schritt in eine zumindest für einige bessere Welt: Dank wohlgesinnter Investoren sollen die Mieten in Christiania auch in Zukunft unabhängig vom genutzten Wohnraum bei einheitlich 250 Euro pro Erwachsenen liegen, Sozialfälle sollen weiter gar nichts zahlen müssen. Für 250 Euro bekäme man im Kopenhagen jenseits der Grenzen des Freistaates ein Zimmerchen mit 15 Quadratmetern.
Sollten trotz der verlockenden Aussicht, ein Stück heile Welt zu unterstützen, nicht genug Folkeaktien verkauft werden, plant der Freistaat von Staates Gnaden keinen Rundgang mit der Klapperbüchse auf den weltweiten Occupy-Kundgebungen. Sondern den Gang zur Bank. Man werde dann einen Kredit aufnehmen, hieß es.
Ringelpietz am Rettungsschirm