An diesem Wochenende besuchten uns mein Neffe Fritz und seine Mutter, Korund.
Fritz heißt natürlich nicht so und wenn er wüsste, dass ich ihn hier so nenne, würde er sicher den langsamen Schamestod eines Teenagers sterben. Er ist in dem Altern, in dem aus Franks „Frankies“, aus Karls „Charlies“ und aus Davids „David (engl.)“ werden. Ach. Fritz ist 14 und damit läuft er sich schon mal warm für die schlimmste Zeit der Adoleszenz.
Meine Erinnerungen an die Pubertät sind gemischt. Schrecklich und abscheulich. Das viel gerühmte „Niemals wirst du wieder so starke, ungefilterte Emotionen erleben“ kann auch ganz übel mit einem umspringen, wenn die Emotionen eher zu denen gehören, die man am liebsten durch 100 Meter Mutterboden erleben will. Oder in einen Salzstock versenken.
Jedenfalls hat Fritz mein volles Mitgefühl. Seine Mutter natürlich auch. Ehrlich gesagt: ich finde es mitunter erstaunlich, dass so aus so vielen Teenagern Erwachsene werden. Dass sie die zahllosen selbst zugefügten Modekatastrophen (bauchfreie Oberteile auch bei -20°; Hosen, die auch im dichtesten Straßenverkehr um die Knöchel schlabbern) überleben und nicht obendrein von ihren Eltern erwürgt werden. Mir persönlich reicht Fritz’ bloße Körperhaltung, wenn er seiner Mutter klar machen will, dass er ihre Autorität nicht mehr akzeptiert, um eine Ader an meiner Stirn schwellen zu lassen. Ich frage mich, ob das ein biologischer Mechanismus ist und die Adoleszenz ein Teil der natürlichen Auslese ist.
Komischerweise verhält sich Korund dann auch genau so, dass ein Teenager nicht anders kann, als zu rebellieren. Sie kitzelt ihn vor allen Leuten (d.h. Lapis und mir) und nennt ihn „Mein großer Junge“ und ähnliche Peinlichkeiten. Das erinnert mich dann an meine Großmutter, die mich mal vor einem Mädchen, das ich scharf fand ihren „Bu’“ (Bub) nannte. Und schon laufen meine Ohren rot an. Nach 27 Jahren!
Ich gebe zu, dass Fritz mir Rätsel aufgibt. Einerseits behandelt er seine Mutter schlecht, ein allgemein anerkanntes und akzeptiertes Verhalten in seinem Alter. Andererseits hat er auch einen Narren an mir gefressen, was ich nicht so nachvollziehen kann. Denn, ich mache mir da keine Illusionen, ich bin nicht gerade das, was man einen „glücklichen Camper“ nennt. Vielleicht braucht er das ja. Jemanden, der keinen Zirkus um ihn macht. Fritz ist unter Frauen aufgewachsen und vielleicht imponiert ihm ja jemand, der einfach mal die Klappe hält.
Ich wüsste auch ehrlich nicht, was ich mit ihm besprechen sollte. Ich interessiere mich zwar für seine Schulsachen, aber „Und? Wie läuft es in der Schule?“ ist so ein schlimmes Klischee, dass der Satz höchstens noch in Degeto-Filmen mit Christine Neubauer fällt. Oder „Hast du denn schon eine Freundin?“ am besten noch „kleine Freundin“. Würg. Was geht mich das an? Soll ich ihn vielleicht auch fragen, ob er sich schon einen runterholt?
Also interagieren wir auf echt männliche Art. In Ermangelung eines Sees, auf dem wir Rücken an Rücken sitzen und schweigend angeln könnten, sitzen wir vor meinem PC spielen Spiele für die er zu jung ist und reden möglichst wenig. Vielleicht ist es genau das, was er braucht. Ich hatte meinen Opa, mit dem ich nie richtig gesprochen habe und der mir seit seinem Tod unglaublich fehlt. Ich hoffe, ich werde Fritz irgendwann fehlen.
Musik!
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