Flüchtlingskrise als Wahlkampfveranstaltung?

Die Flüchtlingskrise ist eine riesige Wahlkampfveranstaltung, eine wilde Party mit All-You-Can-Eat-Charakter für NPD und AfD. Da werden kernige Parolen geschmettert, ja, aber es sind die leiseren, verhalteneren Töne, die mir so richtig Angst machen.

BerlinGegenNazis_Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM)_pixelio.de

Gesehen in Berlin: Schild an einem Geschäfts-Schaufenster Foto: © Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM) / pixelio.de

Weil sie so eingängig sind für jene, die in unserem System am unteren Ende der Nahrungskette stehen. Weil es diese Menschen anspricht, wenn sie mal zum Thema gemacht werden, mal vermeintlich wichtiger genommen werden als andere.

Die Psychologie ist so einfach wie perfide. Gib den Menschen ein Feindbild. Mach ihnen Angst. Weck ihren Stolz durch kernig-deutsche Parolen und ein bisher nicht oft erlebtes Zusammengehörigkeitsgefühl. Bring sie dazu, die Drecksarbeit für dich zu machen, lehn dich zurück und warte auf die Ernte.


Was wir zurzeit erleben, sowohl in den sozialen Netzwerken als auch draußen auf den Straßen … nun ja, das sind all die kleinen Leute bei eben jener Drecksarbeit. Um die passende Propaganda braucht Kackbraun sich eigentlich gar nicht mehr zu kümmern. Die ist inzwischen zum Selbstläufer geworden, gefüttert von den Ängsten und der Hysterie ganz normaler Menschen, die sich einfach davor fürchten, das (gefühlt) Wenige, was sie haben, (auch noch) zu verlieren. Wie sollten sie auch auf ein soziales System vertrauen, das an ihnen immer wieder versagt? Oder einer Regierung, von der sie allzu oft den Eindruck haben, dass ihr einziges Interesse an ihnen darin besteht, sie sanktionieren zu lassen. Und die, selbst uneins, ihre Ängste und Nöte weitgehend ein weiteres Mal durch inhaltsleere Sprechblasen kontert oder einfach übergeht.

Die Taktik der Drahtzieher mag ebenso perfide sein wie die ihr zugrunde liegende Psychologie, aber sie funktioniert. Logisch. Woher soll der Glaube des kleinen Mannes an genügend Mittel zur Versorgung aller denn kommen, wenn man selbst allzu oft nur Sparmaßnahmen zu spüren bekam?
Jetzt zahlen wir alle den Preis für die Ausdünnung der sozialen Systeme. Wir zahlen den Preis für Altersarmut und die Aufweichung des Umlageverfahrens durch Sonderregelungen für Reiche und Besserverdienende. Wir zahlen den Preis für Riester, Hartz 4 und die Agenda 2010 – und den damit einhergehenden Vertrauensverlust.
Wir zahlen den Preis für den Hochmut und den Dünkel der finanziell Bessergestellten, die sträfliche Gleichgültigkeit der Politik gegenüber den sozial Schwachen und insbesondere für die Gier der Superreichen.

Die Erwartung, dass jene, die jetzt gemütlich in ihren Sesseln lehnen und sich angesichts der derzeitigen Entwicklung die Hände reiben, tatsächlich das Wohl des kleinen Mannes im Auge haben, ist ebenso müßig wie absurd. Es geht um Macht und Moneten – genau wie immer.

Aber das ist schließlich Zukunftsmusik, und wir sind ja nicht einmal fähig, aus unserer Vergangenheit zu lernen, außer vielleicht, wie man sich selbst, seine Werte und seine Zukunft am wirkungsvollsten zerstört.
Im Augenblick haben die Menschen das Gefühl, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen, etwas zu bewirken – und die eigene Propaganda trübt dabei den Blick für die Richtung. Der Abgesang wird angestimmt, Kackbraun hebt schon den Taktstock, während allzu viele Menschen sich erwartungsvoll räuspern

Armes Deutschland, deine Werte werden mit Füßen getreten von eben jenen, die behaupten, zu ihrer Verteidigung angetreten zu sein. Diesen Missbrauch hast du nicht verdient.

Ein Aufreger von Heidi Langer

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Quellen – weiterführende Links

Foto: © Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM) / pixelio.de


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