Grab von Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg - Foto: Heiko Peter Melle
Straubing (internet-zeitung) – Eine deutsche Fliegerheldin, die am 8. April 1945 bei einem Flug mit ihrer unbewaffneten Maschine nahe Straßkirchen unweit von Straubing von einem amerikanischen Jagdflugzeug abgeschossen wurde, kommt zu neuen literarischen Ehren. In dem Taschenbuch „Sturzflüge für Deutschland“ (GRIN-Verlag) von Ernst Probst aus Wiesbaden und Heiko Peter Melle aus Albstadt wird das abenteuerliche Leben der Testpilotin Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg (1903-1945) in Wort und Bild darstellt.
Melitta konnte nach dem Abschuss zwar noch auf einem Acker notlanden, erlag aber zwei Stunden später im Alter von nur 42 Jahren ihren schweren Verletzungen und wurde vorläufig in Straubing begraben. Bei ihrem verhängnisvollen Flug war sie unterwegs zu ihrem Ehemann Alexander Schenk Graf von Stauffenberg.. Dieser befand sich nach dem missglückten Attentat seines Bruders Claus Schenk Graf von Stauffenberg vom 20. Juli 1944 immer noch in „Sippenhaft“. Er wurde damals während eines Transports in einer Schule in Schönberg im Bayerischen Wald gefangengehalten.
Die fliegende Gräfin, deren 110. Geburtstag Anfang 2013 bevorsteht, war eine außergewöhnliche Persönlichkeit ihrer Zeit. Sie tat sich in den 1930-er und 1940-er Jahren als Entwicklungsingenieurin und Testpilotin hervor. Zu ihren besonderen Leistungen gehören mehr als 2.500 nervenaufreibende Sturzflüge von etwa 4000 bis auf 1000 Meter Flughöhe mit Sturzkampfflugzeugen. Ähnliches hat kaum jemand auch nur annähernd geschafft.
Bis zu 15 Mal am Tag unternahm Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg waghalsige Sturzflüge. Wenn sie in genug Höhe aufgestiegen war, senkte sie die Spitze ihres „Stuka“ in Richtung Erdboden, stürzte sich mit der Maschine Tausende von Metern senkrecht hinab und riss sie dann wieder nach oben. Solche waghalsigen Sturzflüge sind für einen menschlichen Körper fast nicht auszuhalten. Oft verliert ein Pilot dabei kurz das Bewusstsein.
Die mutige Pilotin litt unter einem ungeheuren Gewissenskonflikt. Einerseits war sie wegen ihres jüdischen Vaters Michael Schiller und wegen ihrer Verwandtschaft mit ihrem adligen Schwager Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 das missglückte Attentat auf den Diktator Adolf Hitler verübt hatte, keine Anhängerin der Nationalsozialisten. Neueren Erkenntnissen zufolge ist sie sogar in die Attentatspläne eingeweiht gewesen. Andererseits tat sie alles, um die kämpfenden Verbände zu unterstützen.
Nach dem misslungenen Attentat und dem gescheiterten Putschversuch brachen schwere Zeiten für die Familie der Schenken von Stauffenberg an. Die Brüder Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944) und Berthold Schenk Graf von Stauffenberg (1905–1944) sowie deren Onkel Nikolaus Graf von Üxküll-Gyllenband (1877–1944) wurden hingerichtet.
Außer den Frauen und Kindern der Widerstandskämpfer kamen viele Mitglieder der weitverzweigten Sippe der Schenken von Stauffenberg in so genannte „Sippenhaft“. Darunter waren auch Alexander Schenk Graf von Stauffenberg und dessen Gattin. Melitta wurde nach sechs Wochen wegen ihrer „kriegswichtigen Aufgaben“ wieder entlassen, durfte aber fortan nur noch unter dem Namen „Gräfin Schenk“ ohne den Zusatz „von Stauffenberg“ arbeiten. Ihren Ehemann Alexander und ihre Schwägerinnen hielt man bis Kriegsende in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern („KZ“), darunter Buchenwald, fest.
Die Kurzbiografie „Sturflüge für Deutschland“ umfasst 84 Seiten, ist reich bebildert und kostet 12,99 Euro. Aus der Feder von Ernst Probst stammen zahlreiche Kurzbiografien über berühmte Fliegerinnen, Ballonfahrerinnen, Luftschifferinnen, Fallschirmspringerinnen, Astronautinnen und Kosmonautinnen, die ebenfalls beim „GRIN Verlag“ bestellbar sind. Der Autor Heiko Peter Melle ist ein Kenner der Familiengeschichte der Schenken von Stauffenberg.
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