Flashback

Es war einer jener Tage, wie ich sie früher fast täglich durchstehen musste: Nicht mehr krank, aber auch noch nicht gesund, zu spät aus dem Bett gekrochen, Karlsson fast zu spät zum Speckstein-Kurs geschickt, das Prinzchen pitschnass, weil die Windel nicht dichtgehalten hat, der Zoowärter und der FeuerwehrRitterRömerPirat im Dauerstreit, Luise grantig, weil die Nacht, die sie bei ihrer grossen Freundin verbracht hatte, zu kurz war, an der Hautür der Postbote mit einem eingeschriebenen Brief, auf dem Küchentisch eine halbfertige Einkaufsliste, gähnende Leere im Kühlschrank und im Magen, dazwischen immer wieder das Telefon und obendrein ein schmutziger Küchenfussboden. Etwas später dann endlich mit dem Prinzchen und Luise in der Migros, um wenigstens der Leere im Kühlschrank Abhilfe zu schaffen, der Zoowärter und der FeuerwehrRitterRömerPirat derweilen bei meiner Mutter untergebracht, wo sie sich wohl weiter die Köpfe einschlugen. Im Laden dann der erste richtig grosse Trotzanfall des Prinzchens. Ein nervtötendes Geschrei, zuerst, weil er keine Banane bekam, danach weil das Brötchen noch bezahlt werden musste und schliesslich, weil er keinen Bagger haben durfte. Nichts Neues eigentlich für eine fünffache Mutter, aber deswegen nicht weniger anstrengend, da die anderen Kunden mit bösen Blicken und gehässigen Bemerkungen nicht eben sparsam umgingen. Wir Mütter kennen das ja….

Zu Hause dann das Vergnügen, die Einkäufe zu verstauen, das Prinzchen ins Bett zu stecken, wieder einen Anruf entgegenzunehmen, die ewigen Streithähne auseinander zu halten, Karlssons Speckstein-Schmuckstück zu bewundern, Mittagessen zu kochen, den Geschirrspüler einzuräumen und das alles sofort, weil eine Stunde später eine Kindergruppe bei „Meinem“ einen Malkurs hatte. „Du meine Güte“, fuhr er mir plötzlich durch den Kopf, „so war mein Leben früher immer. Damals, als ich noch keinen Bürojob hatte, den ich von zu Hause aus erledigen kann. Damals, als noch kein Au-Pair da war, die mir hilft, das Chaos in den Griff zu kriegen. Wie habe ich das bloss alles geschafft, dazu noch mit all den Schwangerschaften?“

Kaum habe ich den Gedanken fertig gedacht, ertappe ich den Zoowärter und den FeuerwehrRitterRömerPiraten dabei, wie sie sich vor dem Mittagessen wie die Heuschrecken über die eben gekauften Getreideriegel hermachen und dann stehe ich plötzlich wieder vor dieser altbekannten Frage: Soll ich gleich jetzt losheulen, oder soll ich vorher lieber noch eine Runde herumschreien, bis ich heiser bin und dann erst heulend ins Schlafzimmer rennen? Und dann wird mir bewusst, dass ich es damals eben nicht geschafft habe, dass Tage wie heute damals zwar die Regel waren, dass Herumschreien und Türen knallen damals aber schon fast so alltäglich waren wie Kinder umarmen und Geschichten erzählen.

Damals habe ich mir fast täglich vorgeworfen, was für eine Versagermama ich doch sei. Heute weiss ich zum Glück, dass es unter gewissen Umständen mit meinem Temperament gar nicht möglich ist, die Ruhe zu bewahren. Und seitdem ich dies weiss, schreie ich deutlich weniger, knalle ich die Tür nur noch, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. Vor allem aber weiss ich, dass diese elende letzte Schulferienwoche mit „Meinem“ bereits wieder an der Arbeit, dem Au-Pair in den Ferien und den Kindern im Widerstand schon zur Hälfte um ist und ich deshalb hoffentlich nicht mehr allzu oft die Fassung verlieren muss.

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