Filmkritik zu ‘Zwei an einem Tag’

Filmkritik zu ‘Zwei an einem Tag’

Im vergangenen Jahr wurde in Deutschland David Nichols‘ Roman ‚Zwei an einem Tag‘ veröffentlicht. Nach ‚Keine weiteren Fragen‘ (2005) und ‚Ewig Zweiter‘ (2006) ist es das dritte und bisher aktuellste Buch des britischen Schriftstellers. Mit der gleichnamigen Verfilmung seines neuesten Werkes hat Nichols erneut den Stift in die Hand genommen um selbst für das entsprechende Drehbuch zu sorgen. Herausgekommen ist dabei eine Zusammenarbeit mit der Regisseurin Lone Scherfig, die für ihren Film ‚An Education‘, eine Adaption eines Romans von Nick Hornby, bei der Oscar-Verleihung 2010 gleich für mehrere Goldstatuen nominiert wurde – und leider keine erhielt.

Dieses Mal handelt die aus einer Buchvorlage hervorgegangene Geschichte von einer schicksalshaften Begegnung am 15. Juli 1988. An diesem Punkt auf der Zeitleiste lernen sich Emma, gespielt von der zukünftigen Catwoman (‚The Dark Knight Rises‘) Anne Hathaway und Dexter – ‚Across the Universe‘-Gesangstalent Jim Sturgess – bei einer gemeinsamen Nacht nach ihrer Examensfeier kennen. Aber die zurückhaltende Emma und der draufgängerische Dexter verfolgen unterschiedliche Lebensziele. Am nächsten Morgen trennen sich ihre Wege, um sich in den darauffolgenden Jahren immer wieder zu kreuzen – genau am 15. Juli. Trotz aller räumlicher Entfernung, persönlicher Höhen und Tiefen, verlieren sich Emma und Dexter nie völlig aus den Augen, bis sie zwanzig Jahre nach ihrer ersten Nacht endlich erkennen, was sie eigentlich immer gesucht haben.

Filmkritik zu ‘Zwei an einem Tag’

Anne Hathaway

Mit dieser Erzählung, die immer an demselben Tag stattfindet, woher der englische Originaltitel ‚One Day‘ herrührt, hat Regisseurin Lone Scherfig das Genre der romantischen Komödie ein wenig aufgelockert. Nicht zuletzt wegen der stimmigen Chemie zwischen Hathaway und Sturgess entwickelt sich ‚Zwei an einem Tag‘ zu einer unterhaltsamen Zeitreise von den späten 80er Jahren bis in die Gegenwart. Dabei ist es vor allem Jim Sturgess, dessen Figur hervorsticht. Dexter bietet so viel mehr Hintergrund und Komplexität, die es zu erzählen gibt. Der Film schafft es fernab von der literarischen Vorlage, Dexter besser in Szene zu setzen als Anne Hathaways Emma. Während bei ihr versucht wird, den Alterungsprozess hauptsächlich durch unterschiedliche Frisuren hervorzurufen, wirkt das Ergrauen der Haare, der Bartwuchs und die charakterliche Reife bei Dexter ein wahres Wunder in der Inszenierung des Altwerdens. Zwar müssen wir akzeptieren, dass Dexter zwischenzeitlich ein Tief erlebt und sich zu einem wahren Arschloch entwickelt, sich hiervon aber gelungen rehabilitieren kann, so dass wir am Ende immer noch in der Lage sind, seinem Schicksal Anteilnahme entgegen zu bringen.

Somit funktioniert also die zeitliche Komponente des Filmes. Die vielen Jahre, die den Zuschauer immer wieder einen neuen 15. Juli mit Dexter und Emma erleben lässt, werden gelungen in knapp über 100 Minuten verpackt. Allein das Ende wirkt etwas gestreckt, bleibt aber der Romanvorlage damit durchaus treu. Da der Autor selbst die Geschichte für die Leinwand adaptiert hat, darf man an dieser Stelle wohl auch nicht erwarten, dass sich der Film von der Vorlage hätte trennen dürfen. Hier hätte ein anderes Filmende allerdings besser ausgesehen als das, welches wir auch im Buch auf der letzten Seite zu lesen bekommen. Es werden so viele schöne Bilder, mit denen die Kamera sich aus dem Film hätte verabschieden können, geliefert, dass die letzte Einstellung nicht unbedingt überzeugend wirkt.

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Jim Sturgess

Auch die Dramatik der Vorlage bleibt erhalten. Wobei der Film sich nicht der üblichen Muster der RomCom bedient. Der Komödienaspekt wird hier niemals zu sehr ausgespielt. Gleiches gilt für die schmalzigen Liebesszenen, die durch eine gut pointierte und platzierte Drehbuchzeile immer vor dem Schlimmsten bewahrt werden. Dennoch bietet der Film uns einige Momenten, an denen eine Träne die Wange herunterlaufen darf, wobei die vielleicht anrührendste Szene sich zwischen Jim Sturgess und seinem Filmvater Ken Scott – demnächst als einer von dreizehn Zwergen in Peter Jacksons ‚Der Hobbit‘-Verfilmung zu sehen – abspielt. Wo die Dramatik auf Seiten von Dexter liegt, ist Anne Hathaway zumeist für die frech auflockernden Momente verantwortlich, die sie in gewohnter schauspielerischer Qualität charmant heraushaut.

Am Ende sind Sturgess und Hathaway wirklich zwei Seelen, die zusammen gehören. Selten hat es diese Filmgattung in jüngster Zeit geschafft, seine Protagonisten so miteinander zu verbinden. ‚Zwei an einem Tag‘ wirkt niemals realitätsfremd und scheint eine aus dem Leben gegriffene Geschichte darzustellen. Das wird eine der Stärken sein, die den Film so viel besser machen als Filme á la ‚Freundschaft Plus‘ oder ‚Freunde mit gewissen Vorzügen‘ – und das obwohl auch ‚Zwei an einem Tag‘ nicht ganz ohne Humor unter der Gürtellinie auskommt.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Zwei an einem Tag’

‘Zwei an einem Tag‘

Originaltitel: One Day
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 108 Minuten
Regie: Lone Scherfig
Darsteller: Anne Hathaway, Jim Sturgess, Jodie Whittaker, Rafe Spall, Patricia Clarkson, Ken Scott, Heida Reed, Amanda Fairbank-Hynes


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