Filmkritik zu ‘Sex on the Beach’

Filmkritik zu ‘Sex on the Beach’

In Großbritannien sind Simon Bird, James Buckley, Blake Harrison und Joe Thomas durch die Sitcom ‚The Inbetweeners‘ berühmt geworden. Der Serie und den Darstellern wurden mehrmals der British Comedy Award, der British Academy Television Award und sogar die Rose d’Or, eine der wichtigsten internationalen Auszeichnungen der Fernsehbranche verliehen. Der Schritt auf die große Leinwand war also nach dem Ende der Serie nur eine Frage der Zeit. Wo sich die drei Staffeln starke Serie auf die Kleinstadteinöde und die darin stattfindenden Eskapaden der vier Freunde beschränkt, bricht der Film aus diesem heimatlichen Gefilde aus und schickt die vier Briten auf einen Trip nach Kreta. Das erinnert dann an eine britische Version von ‚American Pie‘, die vom ‚The Inbetweeners‘-Regisseur Ben Palmer mit ‚Sex on the Beach‘ – im Original ‚The Inbetweeners Movie‘ – inszeniert wurde.

Die vier Freunde Will (Simon Bird), Neil (Blake Harrison), Simon (Joe Thomas) und Jay (James Buckley) sind nicht gerade das, was man als Traumtypen bezeichnen würde. Sie sind optisch nicht einmal als durchschnittlich zu bezeichnen, ihr Coolness-Faktor ist gleich Null und sexuell sind sie chronisch unterfordert. Immerhin schaffen die Jungs wenigstens ihren Schulabschluss. Ein unerwarteter Erfolg, der entsprechend gefeiert werden muss. Also geht es für die Freunde nach Kreta, wo Sonne, Strand, Partys, Alkohol und heiße Sex-Nächte auf sie warten – zumindest in ihren Träumen. Dann landen sie aber in einer Absteige, die weit entfernt von einem Traumhotel ist, leiden an Dauerkater ohne Frühstück, müssen die Avancen von Seniorinnen statt scharfer Strandflirts über sich ergehen lassen und in der Urlaubskasse herrscht auch schneller Ebbe als gedacht. Erst die Aussicht auf eine Bootsparty mit vier süßen englischen Touristinnen lässt bei dem verzweifelten Quartett Hoffnungen aufkeimen.

Filmkritik zu ‘Sex on the Beach’

Laura Haddock & Simon Bird

Die deutschen Kinogänger werden in erster Linie damit Probleme haben, dass die britische Vorlage in Form der ‚The Inbetweeners‘-Serie hierzulande kaum bekannt ist. Da ist es zwar von Vorteil, dass die Figuren so oberflächlich ausgestaltete Charakterzeichnungen besitzen, dass man schnell weiß, wem welche Rolle zugesprochen wurde, dennoch fehlt jede Identifikation oder gar Empathie für die Figuren. Wir sehen Jay, der jede Peinlichkeit über sich ergehen lassen muss, Simon, der noch an die wahre Liebe glaubt und seiner Ex-Freundin hinterher trauert, Neil, den etwas dümmlichen Mitstreiter und Will, den gut erzogenen Hauptprotagonisten, der uns aus dem Off an dieser Geschichte teilhaben lässt.

Es ist der Erfolg, der Witz und der Humor der britischen Fernsehserie, der hier in ein typisches US-Format à la ‚American Pie‘, ‚Road Trip‘ oder ‚Eurotrip‘ gezwängt werden soll. Dass das von wenig Erfolg gekrönt ist, beweist die Einfallslosigkeit mit der man die vier Hauptfiguren durch den Film manövriert. Auf diversen Partys wiederholen sich immer wieder die gleichen Szenarien. Dazwischen gibt es kleine peinliche Episoden zu sehen, wo ein Mix aus Fäkalhumor und dem hilflosen Kennenlernen von vier weiblichen Äquivalenten zu den Jungs stattfindet – mal am Hotelpool und dann wieder beim Nackt- und Nachtbaden, hauptsache die Urlaubsmomente des Durchschnittsteenagers finden nicht während Museumsbesuchen oder Sight-Seeing-Touren statt, ein Motiv welches ‚Eurotrip‘ zumindest noch im Stande war zu thematisieren.

Filmkritik zu ‘Sex on the Beach’

Tamla Kari & Joe Thomas

Wenn die Urlaubstruppe mit pinken „Pussy Patrol“-Shirts durch die Flughafenhalle stolziert oder sich als „Player“ fühlt, sobald sie zu einer Party eingeladen werden, fehlt wirklich sämtliche Identifikation, dafür steigert es den Willen, diesen Jungs beim Leiden zuzusehen. Umso unverständlicher, wieso es am Ende zu einem übertrieben inszenierten Happy End kommen muss, bei dem alle Figuren noch von ihrem Leid erlöst werden und sogar die große Liebe finden. Gar nicht mal so unterschwellig, sondern mit der beliebten Holzhammer-Methode versucht ‚Sex on the Beach‘ eine moralische Note zu verfolgen um nicht gänzlich die Wirkung eines Proll-Films zu zelebrieren. Aber die gewollte Rettung kommt viel zu spät und wirkt dann nur noch deplatziert.

‚Sex on the Beach‘ bietet Unterhaltung auf dem Niveau der Reality-Formate im Vormittagsprogramm des deutschen Fernsehens. Ob der Kinogänger genau das für sein Eintrittsgeld geboten bekommen möchte, soll ihm selbst überlassen werden. Wenn man allerdings noch ein paar Euro oben drauf legt, kann man sich genauso gut die weitaus bessere Fernsehserie als UK Import bestellen und wird damit bestens unterhalten.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Sex on the Beach’

‘Sex on the Beach‘

Originaltitel: The Inbetweeners Movie
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: GB, 2011
Länge: ca. 97 Minuten
Regie: Ben Palmer
Darsteller: Simon Bird, James Buckley, Blake Harrison, Joe Thomas, Tamla Kari, Theo James, Anthony Head, Henry Lloyd-Hughes


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