Filmkritik zu ‘Scream 4′

Filmkritik zu ‘Scream 4′

Als Horrorfilm-Regisseur Wes Craven 1996 mit ‚Scream‘ einen Erfolg an den Kinokassen produzierte, sah er seine Chance gesehen an seinen vergangenen Filmserien-Erfolg ‚A Nightmare On Elm Street‘ anzuknüpfen. Gemeinsam mit ‚Dawsons Creek‘-Schöpfer Kevin Williamson ebnete ‚Scream‘ den Weg für eine neue Welle an Teenie-Horrorfilmen, aber auch für mehrere Fortsetzungen des eigentlichen Produktes. Zum Jahrtausendwechsel wurde mit ‚Scream 3‘ die Trilogie vervollständigt und die vorerst letzte Episode um Hauptopfer Sidney Prescott, Sensationsreporterin Gale Weathers und Vorstadt-Polizist Dwight Riley flimmerte über die Leinwände. Jetzt, viele Jahre später, kehren die ursprünglichen ‚Scream‘-Helden zurück, umgeben von einer Schar von neuen Opfern.

Filmkritik zu ‘Scream 4′

Erik Knudsen, Rory Culkin, Emma Roberts & Hayden Panettiere

Seit den grausamen Morden von Woodsboro hat Sidney (Neve Campbell) ihre Heimatstadt nicht mehr besucht. Doch auf der Lesereise zu ihrem Buch stimmt die inzwischen erfolgreiche Autorin zu, in der Kleinstadt Halt zu machen. Sheriff Dwight Riley (David Arquette) und dessen Ehefrau Gale Weathers (Courtney Cox) bereiten ihr ein herzliches Wiedersehen. Auch Sidneys Tante, ihre fast erwachsene Cousine Jill (Emma Roberts) sowie deren beste Freunde Kirby (Hayden Panettiere) und Charlie (Rory Culkin) freuen sich über Sidneys Ankunft. Mit ihrem Besuch jähren sich allerdings auch die Woodsboro-Morde und rufen einen alten, totgeglaubten Bekannten auf den Plan. Der Ghostface-Killer ist zurück und mit ihm seine sadistische Jagd auf Sidney und ihre Freunde.

Und auch viele Jahre später, gestaltet sich diese Blutjagd als einzige Meta-Ebene, als Rückbezug auf vergangene ‚Scream‘-Filme, als Kritik an der zeitgenössischen Horror-Kultur bestehend aus kreativen Abschlacht-Festen wie ‚Saw‘ sowie an dem neuzeitlichen Trend des Horrorfilm-Remakes. In dieser Horror-Blase bewegt sich ‚Scream 4‘ weder in die Richtung der Fortsetzungen, noch ist der Film in die Remake-Schublade zu stecken, viel mehr etabliert man den Begriff des Reboots, also eines Neuanfangs einer bereits bestehenden Serie.

Filmkritik zu ‘Scream 4′

David Arquette & Courtney Cox

Trotzdem bleibt man der Meta-Ebene treu, was sich bereits in der Eröffnungssequenz offenbart. Im Laufe des Filmes wird der Satz fallen, dass „Mehr Meta nicht mehr geht“, was selbst als Meta-Spruch gewertet, auf ‚Scream 4‘ hervorragend zutrifft. Zum Einstieg bekommt der Zuschauer Szenen aus ‚Stab 6‘ zu sehen, der erfundenen Weiterentwicklung der Ereignisse, die sich in Woodsboro zugetragen haben. Aber selbst der Film im Film arbeitet mit der immer wiederkehrenden Meta-Ebene und nimmt so bereits in den ersten fünf Minuten nicht nur Horror-Fortsetzungen auf die Schippe, sondern auch sich selbst. Damit gelingt ‚Scream 4‘ eine originelle Eröffnungssequenz, die dem Rest des Filmes fast die Show stiehlt. Denn die Neu-Darsteller Hayden Panettiere, Rory Culkin, Emma Roberts, Erik Knudsen und Nico Tortorella wirken zu sehr bemüht in die Fußstapfen ihrer Vorbilder zu treten, als das sie eine überzeugende Leistung erbringen würden. Wobei bei dieser illustren Runde Emma Roberts hervorgehoben werden sollte, die noch am ehesten als gut spielende Darstellerin betitelt werden darf. Wo die Jungdarsteller überfordert wirken, stolpern die alten Hasen eher müde durch die Handlung. Jede der drei Figuren scheint eine neue Rolle bekommen zu haben, weder ist Neve Campbell das Mädchen mit dem die Zuschauer mitleiden- und fiebern, noch ist Gale Weathers die skrupellose Journalistin oder Dewey der tollpatschige Kleinstadt-Cop. Es kommt das Gefühl auf, dass das Drehbuch mehr Wert auf die möglichst komplexe Verwendung von Meta-Ebenen, Zitaten und Bezügen zu anderen Filmen gesucht hat, als seinen Figuren die nötige Zeit zu widmen um mit ihnen mitzufühlen.

Ansonsten hat sich in den vielen Jahren nicht viel verändert. Regisseur Wes Craven und Drehbuchautor Kevin Williamson versuchen ihre ‚Scream‘-Frischzellenkur durch das Auftauchen von Facebook und dem filmen der Morde mit einer Kamera zu rechtfertigen, bleiben aber ihrem altbekannten Muster treu. Einzig ihr Ghostface-Killer ist dieses Mal weitaus aggressiver, bleibt am Telefon nicht mehr ruhig und büßt hierdurch seinen Grusel-Faktor ein. Immer öfter schreit er, vom nächsten Opfer aus der Fassung gebracht, Hasstiraden in das Telefon.

‚Scream 4‘ funktioniert als Zitate-Film. Der geübte Kinogänger oder Filmgucker wird Spaß daran haben, die gar nicht so sehr versteckten Scherze zu entlüften und nachzuvollziehen. Leider bleiben dabei Handlung, Figuren und Gruselmomente auf der Strecke, wodurch man Qualitativ weitaus mehr hätte punkten können.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Scream 4′

‘Scream 4‘

Originaltitel: Scream 4
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 105 Minuten
Regie: Wes Craven
Darsteller: Neve Campbell, David Arquette, Courtney Cox, Emma Roberts, Hayden Panettiere, Alison Brie, Erik Knudsen, Rory Culkin, Nico Tortorella

Deutschlandstart: 5. Mai 2011
Offizielle Homepage: scream-4.com/


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