Filmkritik zu ‘Paranormal Activity 3′

Filmkritik zu ‘Paranormal Activity 3′

Vor vier Jahren gelang dem Filmemacher Oren Peli mit seinem Horrorfilm ‚Paranormal Activity‘ ein ‚Blair Witch‘-ähnlicher Überraschungserfolg. Mit seiner ganz eigenen Version eines „Found Footage“-Filmes, in dem er die Hauptrollen mit Laiendarstellern besetzte und in seinen eigenen vier Wänden drehte, holte er bei minimalen Produktionskosten ein maximales Ergebnis heraus. In der Fortsetzung von 2010 trat er die Position des Regisseurs an Tod Williams ab, der mit dem zweiten Teil die Messlatte in Sachen Schockmomente sogar noch ein wenig höher legte. ‚Paranormal Activity 3‘ dient den beiden Vorgängerfilmen nun als Prequel und wurde von dem Regisseur-Duo Ariel Schulman und Henry Joost inszeniert. Sie legen dabei den Fokus auf die Hintergründe der dämonischen Heimsuchungen, die uns achtzehn Jahre in die Vergangenheit führen.

Der Film macht einen Abstecher in die Kindheit der Schwestern Kristi und Katie, die Hauptprotagonistinnen der ersten beiden ‚Paranormal Activity‘-Filme. Die Familie bemerkt schon damals, dass es in ihrem Zuhause nicht mit rechten Dingen zugeht und stellt im ganzen Haus Kameras auf, in der Hoffnung eine Erklärung für die unheimlichen Geschehnisse zu finden. Das alte Filmmaterial aus dem Jahr 1988 zeigt, dass flackernde Lichter und kalte Luftzüge nur harmlose Vorboten dessen sein sollten, was die Zukunft der beiden Schwestern auf schreckliche Weise verändern sollte. Schon bald mehren sich unerklärliche Vorgänge, die einen Schatten auf ihre einst unbeschwerte Kindheit werfen.

Filmkritik zu ‘Paranormal Activity 3′

Chloe Csengery & Jessica Tyler Brown

Bevor wir endgültig in die Vergangenheit und damit in die Aufklärung der Herkunft des todbringenden Schicksals der beiden Schwestern eintauchen dürfen, schickt die Handlung uns noch einmal zu einem anderen Punkt in der Geschichte der erwachsenen Kristie und Katie. Diese finden ihr Zuhause verwüstet vor. Nichts wurde gestohlen, nur die Videobänder der Zeit fehlen, in die wir in den folgenden Minuten den dokumentarischen Horror erleben dürfen – womit auch gleich die Frage aufgeworfen wird, mit wem wir uns die besagten Bänder ansehen? Gar mit dem unsichtbaren Monster, welches die Familie seit Jahrzehnten heimsucht? Es wird nicht aufgeklärt und bleibt eine Ungewissheit am Rande. Wir werden zurück in das Jahr 1988 geschickt, wo mit dem dritten Teil nicht nur gekonnt geschockt wird, sondern immer mal wieder auch ein Schmunzler die Situation auflockert – die zwei Regisseure Schulman und Joost haben bereits mit ihrem Werk ‚Catfish‘ bewiesen, dass sie diese Gratwanderung beherrschen.

Wer allerdings eine Komödienartige Vorgehensweise erwartet, wird bitter enttäuscht. Es sind wirklich nur minimale Sequenzen, die eine Auflockerung der angespannten Körperhaltung hervorrufen können, nur um Sekunden später die Angst zum Zuschauer und auf die Leinwand zurückzubringen. Dabei arbeiten die Filmemacher mit den Urängsten des Menschen. Wie bereits in den beiden Vorgängerfilmen, werden zuallererst die Protagonisten beim Schlaf gefilmt. Eine Situation, in der die Menschen am angreifbarsten sind, nicht sehen was um sie herum geschieht. Im ersten Moment mag es ein Erdbeben sein, welches den Aufweck-Effekt übernimmt, im zweiten Moment sehen wir, wie herunter rieselnder Staub auf einen unsichtbaren Körper trifft – einem Körper, vor den die kleine Katie später beim Spielen vorrennen wird um dann mit panischer Angst in den Augen nach ihrer Mami zu schreien. Wo sie bereits aus dem Alter herausgewachsen ist, in dem sie besonders empfänglich für übernatürliche Wesen ist, spricht ihre kleine Schwester von Anbeginn mit dem Wesen, welches den Namen Toby trägt und zuerst nur als imaginärer Freund angesehen wird. Der Film tut gut daran, die beiden Schwestern durch diesen Unterschied auseinander zu halten, so wird auch der Zuschauer nicht in Verzweiflung geraten, mit welchem der beiden gebeutelten Mädchen es nun gerade mitzittern muss.

Filmkritik zu ‘Paranormal Activity 3′

Christopher Nicholas Smith

So gut wie das Drehbuch von Christopher B. Landon daherkommt, so realistisch das Schauspiel der Darsteller ist, so raffiniert arbeiten die Regisseure bei der Umsetzung des Horrors, welcher die Zuschauer in die Tiefen der Kinosessel hineindrücken soll. Es ist die bedrückende Stille, das Auskommen ohne Filmmusik, die allenfalls durch einen dumpfes Summen gebrochen wird, was eine Anspannung entstehen lässt, die in anderen „Found Footage“-Filmen wenig zur Geltung kommt. Dass dabei der Zuschauer immer ein wenig mehr sieht und weiß als die Protagonisten, fügt der Szenerie eine panische Komponente hinzu. Wie gern würden wir eingreifen, weglaufen, irgendwie Einfluss auf die Handlung nehmen. Eine der effektvollsten und einfallsreichsten Ideen des Filmes, eine Kamera, die auf einem Ventilator montiert durch zwei Zimmer schwenkt – 1988 war die Kameratechnik noch nicht so weit ausgereift – fährt das Bild minutenlang von einem in das andere Zimmer, so dass wir nur ausschnittweise die Handlung verfolgen können. Zwar bekommen wir die wichtigsten Geschehnisse mit, finden uns aber doch immer in der Situation wieder, dass wir zeitgleich gerne auch eine Überwachungsmöglichkeit für das andere Zimmer hätten um nicht der Unwissenheit ausgeliefert zu sein. Und wenn es ein Film schafft, durch einen simplen Schnitt, in dem nichts passiert, die Zuschauer zusammenzucken zu lassen, müssen die Filmemacher etwas richtig gemacht haben.

Mit ‚Paranormal Activity 3‘ wurde nun eine Trilogie zu Ende gestellt, bei der man sagen kann, dass der erste Teil – obwohl ein guter Film – die schwächste Episode der Serie ist. Die konstante Qualitätssteigerung dieser Filme bestätigt die Funktionalität über einen ersten Teil hinaus – etwas was ‚Saw‘ oder ‚Final Destination‘ nicht in der Lage waren zu gewährleisten.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Paranormal Activity 3′

‘Paranormal Activity 3‘

Originaltitel: Paranormal Activity 3
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 91 Minuten
Regie: Ariel Schulman & Henry Joost
Darsteller: Lauren Bittner, Christopher Nicholas Smith, Chloe Csengery, Jessica Tyler Brown, Katie Featherston, Sprague Grayden


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