Filmkritik zu ‘Mein Freund, der Delfin’

Filmkritik zu ‘Mein Freund, der Delfin’

Es war im Dezember 2005, als es an der Küste Floridas zu einem ungewöhnlichen Fund kam. Ein Fischer wurde auf einen im Netz gefangenen Delfin Aufmerksam, der daraufhin gerettet und in das Clearwater Marine Aquarium gebracht wurde. Auf den Namen Winter getauft, musste seine verletzte Schwanzflosse amputiert und durch eine Prothese ersetzt werden. Ein Vorgang, der dem Delfin das Leben rettete. Diese wahre Geschichte wurde in dem Buch ‚Dolphin Tale‘ erzählt, dem sich nun wiederum Regisseur Charles Martin Smith (‚Air Bud – Champion auf 4 Pfoten‘) angenommen und mit dem Film ‚Mein Freund, der Delfin‘ für die Kinoleinwand adaptiert hat. Der Film wirft natürlich noch einige Facetten mehr auf, als nur diese schnell erzählte Rettungsaktion von Winter. Es wird die Geschichte erzählt, wie ein engagierter Meeresbiologe, ein Experte für Prothesen und ein treuer Junge und Wegbegleiter für den Delfin das Wunder von Winter wahr machen konnten. Dabei wird aufgezeigt, wie ein Delfin zum Symbol der Hoffnung für behinderte und nicht behinderte Menschen wurde, die von Winters verblüffender Genesung und Rehabilitation gerührt wurden.

Filmkritik zu ‘Mein Freund, der Delfin’

Delfin Winter

Damit wäre die Grundprämisse geklärt und das Ende des Filmes von vornherein deutlich aufgezeigt. Aber wer die Filmwelt Hollywoods kennt, wird natürlich wissen, dass der Weg das Ziel ist. Dass der Delfin Winter am Ende leben und sogar das finanziell in der Notlage steckende Clearwater Marine Aquarium retten wird – diese Finanzmisere ist eine Dramaturgie, die nur im Film stattfindet und in den realen Geschehnissen nicht aufgetreten ist – dürfte von Beginn an vorherzusehen sein. Ein wenig scheint es so, als habe der Regisseur nach einer Möglichkeit gesucht, eine Geschichte wie den 1993er Film ‚Free Wily‘ neu zu erzählen, ohne hier auf die Möglichkeit zurückzugreifen, eine Wiederaufführung des Klassikers um die Freundschaft zwischen einem Jungen und seinem Meeressäuger zu erwägen. Im Gegensatz zu ‚Free Wily‘ ist diese Geschichte natürlich beruhend auf wahren Begebenheiten und in 3D – die Emotionalität soll ins Unermessliche steigen und direkt zum Zuschauer ins Kino transportiert werden.

Vorab: Das funktioniert nicht. Der Film verlässt sich einmal mehr auf die üblichen Motive. Wo in der wirklichen Welt nicht einmal Kinder in die Rettung von Winter involviert waren, ist es hier ein Kind – ‚The Hole‘-Darsteller Nathan Gamble – welches die unerschütterliche freundschaftliche Symbiose mit dem Delfin eingeht. Er lernt die Laute seines Freundes via Internet, vernachlässigt seine Schulpflichten, bekommt dafür aber alles Vertrauen von Winter zugesprochen. Der Junge ist eben jemand ganz Besonderes. Geschichten wie die Vernachlässigung der Schule sind kurze Intermezzos, die die Handlung, die größtenteils auf den Delfin konzentriert ist, ein wenig auflockern und erweitern soll. Dass hier aber nicht zu viel Zeit investiert wird, beweist auch ein Zwischenspiel, in dem ein Hurrikan über das Land fegt und darunter auch das Aquarium zu leiden hat. Wenige Minuten später ist diese Gefahr allerdings schon wieder vom Tisch.

Filmkritik zu ‘Mein Freund, der Delfin’

Morgan Freeman

Während die Kameraführung und die Bilder eher an eine Fernsehproduktion erinnern, sind es Darsteller wie Kris Kristofferson und Morgan Freeman, die den Film auf die Leinwände befördert haben dürften. Sie verkörpern die Figuren, die dem Jungen mit weisen Ratschlägen zur Seite stehen. Vor allem Morgan Freeman sorgt dafür, dass der Film an Schauspiel, Witz und Glaubwürdigkeit gewinnt. Dann wiederum sind es eigentlich gar nicht diese Menschen, die im Mittelpunkt stehen sollen. Ganz nebenbei sehen wir, wie ein Leistungssportler auf einmal mit Gehhilfen leben muss und ein Kind im Rollstuhl den Delfin mit Schwanzflossen-Prothese besucht – Hoffnung wird aufgebaut.

‚Mein Freund, der Delfin‘ soll herzzerreißend und emotional inszeniert sein, die Geschichte eines Delfins aufzeigen und die Hoffnungen die dahinter stecken auf Millionen Menschen übertragen. Auch wenn der Delfin Winter sich selbst darstellt und damit nicht allzu viel falsch machen kann, ist Nathan Gamble der entscheidende Schwachpunkt des Filmes. Jason James Richter konnte seinerzeit in ‚Free Wily‘ auch auf menschlicher Ebene emotionale Gefühle hervorrufen. Gamble hingegen wirkt wie ein Störfaktor in der Umgebung des Delfins. Leider wirkt der Film weit entfernt von seinem realen Vorbild und legt seine eigenen Hoffnungen auf den falschen Jungdarsteller.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Mein Freund, der Delfin’

‘Mein Freund, der Delfin‘

Originaltitel: Dolphin Tale
Altersfreigabe: ohne Altersbeschränkung
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 112 Minuten
Regie: Charles Martin Smith
Darsteller: Nathan Gamble, Harry Connick Jr., Ashley Judd, Kris Kristofferson, Morgan Freeman, Cozi Zuehlsdorff, Austin Stowell


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