2007 waren Tom Hanks und Julia Roberts in ‚Der Krieg des Charlie Wilson‘ gemeinsam auf den Kinoleinwänden zu sehen und wurden hierfür prompt jeweils mit einer Golden Globe Nominierung belohnt. Nun sind vier Jahre vergangen und die zwei Oscar-Preisträger wagen erneut eine Zusammenarbeit. Für ‚Larry Crowne‘, nach ‚That Thing You Do‘ (1996) die zweite Regiearbeit von Tom Hanks, schrieb dieser auch gleich noch das Drehbuch und produzierte den Film.
Larry Crowne (Hanks) arbeitet seit Jahren als Manager einer Supermarktkette und war sogar mehrfach Mitarbeiter des Monats. Dann wird er eines Tages aus heiterem Himmel gefeuert, weil er kein Studium vorweisen kann. Von heute auf morgen arbeitslos, entschließt er sich kurzerhand, wieder die Schulbank zu drücken und seinen Abschluss nachzuholen. Eine Entscheidung, die sein Leben verändern wird, denn er trifft nicht nur auf einen bunten Haufen Mitschüler, sondern auch auf die bezaubernde Lehrerin Mercedes Tainot (Roberts). Diese hat sowohl die Lust an ihrem Beruf als auch an ihrer Ehe verloren und steckt mitten in einer Krise. Da kommt der unbeholfene Charme von Larry gerade recht.
Tom Hanks
Wo ‚Larry Crowne‘ doch als romantische Komödie eingeordnet wird, muss der Zuschauer sich fragen, warum die Romantik in diesem Film nicht überspringen möchte. Viel zu sehr widmet sich Tom Hanks, der Regisseur, den Problemchen der Hauptdarsteller, als dass die Liebesgeschichte in den Vordergrund geraten könnte. Das ist erst einmal natürlich nichts schlechtes, wirkt aber in den Momenten, in denen der Film sich dann der Beziehung von Crowne und Tainot widmet, eher deplatziert. Während Julia Roberts als mürrische Sprücheklopferin die besten Dialogzeilen für sich verbuchen konnte, schlägt sich Tom Hanks eher mit einer langweiligen Rolle herum, die weder durch witzige Texte, noch durch den übermäßig langweiligen Gutmensch-Charme wett gemacht werden kann.
Der Humor des Filmes bleibt dabei ähnlich harmlos wie die titelgebende Hauptfigur. Es wird auf Fäkalhumor jedweder Form verzichtet, Slapstick wird ebenfalls ausgeblendet und auch Minderheitenwitze finden sich hier nicht wieder. Tom Hanks arbeitet lieber mit familiengerechter leichter Kost, garniert mit einigen sarkastischen Ausflügen von Frau Roberts. Ansonsten setzt der Film auf überzeichnete, comichafte Figuren, deren realitätsnähe die Zuschauer schnell anzweifeln werden. Weder die Verhaltensweisen der Hauptdarsteller, noch das Handeln von Gugu Mbatha-Raw oder Alex Quijano in den Nebenrollen wirkt in irgendeiner Form nachvollziehbar, viel mehr nutzt der Film diese Überzeichnungen um einen gewissen Witz und Charme aufzubauen.
Gugu Mbatha-Raw & Tom Hanks
Leider entfernt sich der Film dabei dermaßen von der Realität – und versucht mit der Liebeskonstellation Hanks/Roberts immer wieder erfolglos zu dieser zurückzukehren – dass sich die Nachvollziehbarkeit und der Identifikationscharakter mit den Figuren in Luft auflöst. Vielleicht hätte das Gesamtkonstrukt besser funktioniert, hätte man die Liebesgeschichte fallen gelassen und Tom Hanks mehr mit seinen Mitschülern agieren lassen, so dass eine ähnliche Handlung entstanden wäre, wie sie von der durchaus gut konzipierten U.S.-Fernsehserie ‚Community‘ praktiziert wird.
So aber bleibt ‚Larry Crowne‘ zwar stellenweise unterhaltsam, beweist aber das auch zwei Oscar-prämierte Schauspieler aus einem mageren Drehbuch nicht allzu viel herausholen können. Da bleibt es nur zu hoffen, dass Hanks mit seinen nächsten Projekten ‚Extremly Loud and Incredibly Close‘ und ‚Der Wolkenatlas‘ und Julia Roberts mit der Verfilmung ‚Brothers Grimm: Snow White‘ wieder mehr Fingerspitzengefühl bewiesen haben.
Denis Sasse
‘Larry Crowne‘
Originaltitel: Larry Crowne
Altersfreigabe: ohne Altersbeschränkung
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 99 Minuten
Regie: Tom Hanks
Darsteller: Tom Hanks, Julia Roberts, Cedric The Entertainer, Gugu Mbatha-Raw, Alex Quijano, Bryan Cranston, George Takei
Deutschlandstart: 30. Juni 2011
Offizielle Homepage: larrycrowne.com/