Filmkritik zu “Fright Night”

Filmkritik zu “Fright Night”

Fünf Jahre lang war Drehbuchautorin Marti Noxon für die Fantasyserie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ tätig und ließ die Titelheldin Buffy in immer neuen Geschichten auf Vampire und andere Wesen aus der Unterwelt antreten. Mit dem Ende der Abenteuer der Vampirjägerin übernahm Noxon mehrere Autorenjobs für Fernsehserien, bis sie in diesem Jahr in die Spielfilmwelt wechselte. Mit „Ich bin Nummer 4“ gab sie ihren Einstand, mit „Fright Night“, dem Remake des 1985er Originals „Eine rabenschwarze Nacht“ führt sie ihre Arbeit nun fort. Damit kehrt die in Kalifornien geborene Noxon zu ihren Wurzeln zurück. Nur tritt dieses Mal nicht die Vampirjägerin Buffy gegen die Blutsauger an, sondern ein Teenager aus einem öden Vorort von Las Vegas und ein Scharlatan und selbsternannter Vampirspezialist.

Für den Teenager Charley – dargestellt von Anton Yelchin, der bereits in der Neuauflage von „Star Trek“ als Chekov zu sehen war – könnten die letzten Monate der High School nicht besser laufen. Er gehört neuerdings zu den coolen Kids und geht mit Amy (Imogen Poots), dem heißesten Mädchen von allen, aus. Kein Wunder, dass er seinen langjährigen, aber verschrobenen, Freund Ed (Christopher Mintz-Plasse) mit seinem Vampir-Geschichten nicht mehr besonders ernst nimmt. Doch das entpuppt sich schnell als ein Fehler, als in Charleys Nachbarschaft ein Fremder namens Jerry (Colin Farrell) auftaucht, mit dem sich die Fälle von Vermissten häufen. Während nicht nur Charley Mutter (Toni Collette) dem Charme des neuen Nachbarn erliegt, muss ihr Sohn schnell feststellen, dass Ed mit seinem Verdacht tatsächlich Recht hat. Jerry ist ein Vampir und Charleys Umfeld sein Jagdgebiet. Weil niemand ihm Glauben schenkt, bleibt dem Schüler nichts anderes übrig, als die Hilfe von Peter Vincent (David Tennant), einem Las Vegas Magier zu suchen, der sich jedoch mehr als Scharlatan denn als tatkräftige Unterstützung erweist.

Filmkritik zu “Fright Night”

Anton Yelchin & Colin Farrell

Offenbar hat sich der Film bei allen erdenklichen Vampirfilmen Hilfe gesucht, so auch beim Kameramann Javier Aguirresarobe, der bereits die Bilder für die beiden Twilight-Verfilmungen „New Moon“ und „Eclipse“ einfing. Hier in „Fright Night“ legt er vor allem in der ersten Hälfte des Filmes einen großen Wert auf Bildzusammenstellungen, die zum einen Teil die Kleinstadt einfangen, zum anderen Teil aber immer den Himmel im Fokus behalten. So verliert sich der Zuschauer niemals in Irritationen, ob der Vampir nun gerade berechtigt im Freien herumspaziert. Aber auch sonst sind die Bilder hübsch anzusehen. Aguirresarobe rückt Häuser an den Bildrand, erschafft dadurch kleine Gemälde von Landschaftsbildern, die zeitgleich den gewollt tristen Eindruck des kleinen Vororts wiedergeben, der den dort ansässigen Menschen ein Fließbandleben attestiert. Hier ist alles konform, niemand tanzt aus der Reihe. Da ist das Eindringen eines Vampirs nicht nur als Angriff auf die Realitätsstruktur zu werten, sondern auch auf den Vorstadtalltag, der durch Jerry hier gehörig durcheinander gewirbelt wird.

Und um bei dem Hauptvampir von „Fright Night“ zu bleiben – dieser wird herrlich diabolisch von Colin Farrell dargestellt, der bereits mit „Kill the Boss“ bewiesen hat, dass ihm die gemeine Arschlochrolle Freude bereitet. Da kommt es ihm auch sehr zu Gute, dass sein wahres Ich relativ schnell enttarnt wird, so dass er charmant Böse über die Leinwand huschen darf um die Stadtbewohner auszusaugen. Ihm entgegen stellen sich zwei Darsteller, die lange Zeit nur in den hinteren Hollywoodreihen zu sehen waren. Anton Yelchin bekam als „Charlie Bartlett“ nur wenig Aufmerksamkeit, verblasste neben Christian Bale und Sam Worthington in „Terminator: Die Erlösung“ und spielte in „Der Biber“ als wütend trauriger Sohn von Mel Gibson nur die zweite Geige. An seiner Seite steht David Tennant als Fachmann für Vampirkunde. Neben einer kleinen Rolle in „Harry Potter und der Feuerkelch“ konnte der ehemalige „Doctor Who“-Darsteller (von vielen als der Beste aus der Neuzeit der Serie genannt) bisher in keiner Großproduktion Fuß fassen. In „Fright Night“ funktionieren Yelchin und Tennant aber ähnlich gut zusammen, wie seinerzeit William Ragsdale und Roddy McDowell in der Originalversion. Zu Tennants Leidwesen fällt seine Peter Vincent Rolle jedoch weitaus kleiner aus, als die 1985er Version, was aber durch seine übermäßige Skurrilität wieder wett gemacht wird.

Filmkritik zu “Fright Night”

David Tennant

Um bei dem Vergleich mit dem Original zu bleiben – „Fright Night“ gelingt es sein Vorbild in die heutige Zeit zu übertragen. Man erkennt die Ähnlichkeit der Handlung, weiß um dessen Herkunft Bescheid, wenn man „Eine rabenschwarze Nacht“ gesehen hat. Aber auch alleinstehend funktioniert „Fright Night“. Somit ist es Regisseur Craig Gillespie gelungen, sowohl einen Horrorfilm für die Massen zu inszenieren, als auch dem Original genügend Respekt zu zollen. Die Figuren finden sich bis zu Charleys merkwürdigen Freund Ed wieder, nur Vampir Jerry ist noch ein Stück gefährlicher und schlauer geworden – so dass er sich dieses Mal keine Einladung in das Haus der Brewsters erschleichen muss, er fackelt es einfach nieder. Wo kein Haus ist, ist auch keine Einladung nötig.

Womit der Humor klar zurückgeschraubt wurde. Ist „Eine rabenschwarze Nacht“ noch deutlich als Horrorkomödie angelegt, überwiegen in „Fright Night“ die Spannungs- und Horrorelemente. Der Humor geschieht am Rande. Die Reaktion Jerrys auf Charleys rotbraune Schuhe, die nur ein richtiger Mann tragen könne, die iPhone App wie man Schlösser knackt oder so manch anderer Spruch den das Drehbuch für Herrn Farrell parat hat sorgen zumindest vereinzelt für Schmunzler. Einen Aha-Effekt gibt es derweil für die Kinogänger, die bereits die Originalversion verinnerlicht haben. Colin Farrell darf in einer Szene seinen Vorgänger Chris Sarandon töten, der den Vampir 1985 gespielt hat.

Natürlich wirkt bei „Fright Night“ alles ein wenig vorhersehbar. Der Vampir ist schnell enttarnt und der Zuschauer wird wissen, dass unser Hauptheld die Jagd überleben wird. Das Ende kommt derweil sogar ein wenig zu versöhnlich daher, taucht doch plötzlich ein vom Erzengel Michael höchstpersönlich getaufter Pflock auf, der nicht nur den Vampir töten, sondern auch alle seine Opfer wieder in Menschen zurückverwandeln kann. Nichtsdestotrotz fühlt man sich von dem Schaffen des Regisseurs durchaus unterhalten. Wie bereits Remakes von Horrorklassikern wie „Freitag der 13.“, „A Nightmare on Elm Street“ oder „Halloween“ bewiesen haben, kann sowas auch gehörig in die Hose gehen. „Fright Night“ wiederum steht seinem Original in Nichts nach.

Denis Sasse

Filmkritik zu “Fright Night”

‘Fright Night‘

Originaltitel: Fright Night
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: GB/USA, 2011
Länge: ca. 106 Minuten
Regie: Craig Gillespie
Darsteller: Anton Yelchin, Colin Farrell, David Tennant, Toni Collette, Imogen Poots, Christopher Mintz-Plasse, Dave Franco, Emily Montague, Lisa Loeb, Chris Sarandon


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