Filmkritik zu ‘Die Lincoln Verschwörung’

In seiner achten Regiearbeit nimmt sich Robert Redford einem historisch denkwürdigen Ereignis der Vereinigten Staaten an. Er inszeniert mit ‚Die Lincoln Verschwörung’ die Verwicklungen um den Mordanschlag auf den sechzehnten Präsidenten der U.S.A. Abraham Lincoln am 14. April 1865. Redford, der in sehr sporadischen Abständen hinter der Kamera tätig wird – zuletzt 2007 für ‚Von Löwen und Lämmern’, davor 2000 mit ‚Die Legende von Bagger Vance’ – legt den Fokus allerdings nicht auf die Ermordung, sondern auf den Gerichtsprozess der nach der Tat folgt.

Der Film steigt nach dem Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südstaaten in die Handlung ein. Der Krieg ist zwar vorüber, das Land kommt aber dennoch nicht zur Ruhe. In diesem Tumult wird Präsident Abraham Lincoln bei einem Besuch im Theater ermordet. Die verwitwete Südstaatlerin und Pensionsbetreiberin Mary Surratt (Robin Wright) wird zusammen mit sieben Männern der Kollaboration mit dem Attentäter angeklagt und vor ein Militärgericht gestellt. Ausgerechnet der junge Frederick Aiken (James McAvoy), ein Kriegsheld der Nordstaaten und frischgebackener Anwalt, soll ihre Verteidigung übernehmen. Nur widerwillig erklärt er sich dazu bereit. Während das aufgebrachte Volk nach Rache schreit, wächst bei Frederick im Laufe des Prozesses mehr und mehr die Bewunderung für die geheimnisvolle Frau. Doch um das Gericht von Marys Unschuld zu überzeugen und sie vor dem Galgen zu bewahren, muss er sich erst einmal selbst die Frage beantworten, ob sie nur ein unschuldiges Opfer, eine aufopfernde Mutter oder eine geschickte Lügnerin und kaltblütige Verschwörerin ist?

Filmkritik zu ‘Die Lincoln Verschwörung’

Robin Wright

Aber bevor die Handlung tatsächlich einsetzt, dürfen die Zuschauer einen kurzen Blick auf den Protagonisten werfen, wie er gemeinsam mit seinem Kriegskamerad – dargestellt von Justin Long, dem man eine ernste Rolle nicht unbedingt zugestehen möchte – auf dem Schlachtfeld liegt. Halb am verbluten weist er die Rettungssanitäter an, zuerst seinem Freund zu helfen, dann erst ihm. Schnell wird das Bild klar: James McAvoys Figur geht das Leben anderer Menschen vor sein Eigenes. Binnen weniger Bilder wird dies hervorgehoben, so dass auch sein späterer Einsatz für Mary Surratt vor Gericht seine Legitimation erhält. Er setzt auch dort seinen Ruf aufs Spiel, lässt nichts unversucht um der Frau, die von der ganzen Bevölkerung gehasst wird, doch noch zu einem gerechten Urteil zu verhelfen.

Der Filmtitel ‚Die Lincoln Verschwörung’ oder im Original ‚The Conspirator’ – zu Deutsch: Der Mitverschwörer – spielt dabei nicht allein auf die Beschuldigte an. Viel mehr dreht und wendet Redford als Filmemacher die Verschwörung in mehrere Richtungen. Zum einen wird natürlich die Angeklagte gemeinsam mit mehreren Männern der Beihilfe an dem Attentat an dem Präsidenten, Vize-Präsidenten und dem Secretary of the State William H. Seward beschuldigt. Auf der anderen Seite vertieft sich Frederick Aiken in seinen Ermittlungen immer mehr in den Glauben, dass der Staat nur einen Vorzeigeprozess gegen die Beschuldigten führt. Eine weitere Verschwörung, die in den eigenen Reihen vollzogen wird und dessen Ziel es ist, Mary Surratt am Galgen hängen zu sehen, ohne das Aiken eine reelle Chance hat, seinen Prozess zu gewinnen. Der Ausspruch „Unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist“ gerät hier zur Farce.

Filmkritik zu ‘Die Lincoln Verschwörung’

James McAvoy

‚Die Lincoln Verschwörung’ präsentiert sich nach einem typischen Muster: Es ist das Gerichtsdrama in dem ein junger, aufstrebender Anwalt einen Fall übernimmt, der unlösbar scheint, in den er aber all seinen Enthusiasmus hineinsteckt. In diesem Fall spielt sich dieses Szenario vor einem historischen Hintergrund ab, bleibt aber in seiner Quintessenz den Gerichtsfilm-Motiven treu. Durch stetig auftretende Twists und Wendungen schafft es Redford allerdings, seinen Film in jeder Minuten Authentizität und Spannung einzuverleiben. Der Wille des jungen Aiken wird zusätzlich getestet, als sein Mentor (Tom Wilkinson) im die Möglichkeit bietet aus dem Fall auszusteigen. Sollte er ihm die Schuld von Mary Surratt beweisen können, würde er von ihrer Verteidigung abgezogen werden. Somit schafft der Film ein Spiel, in dem James McAvoys Neuanwalt vor Gericht die Verteidigung einer Frau übernehmen muss, deren Schuld er gleichzeitig beweisen möchte, um den Prozess abtreten zu dürfen. Ein ebenso gelungenes Wechselspiel wie das Verschwörungshin- und her zwischen Mary Surratt und dem Staat.

Da Mary Surratt als erste Frau in die Geschichte der Vereinigten Staaten eingegangen ist, die am Galgen erhängt wurde, dürfte auch klar sein, wie sich der Prozess im Verlauf des Filmes entwickeln wird. Aber hier ist eindeutig der Weg das Ziel. Wo am Anfang die Ermordung des Präsidenten und am Ende die Erhängung der Angeklagten stehen, befindet sich dazwischen ein spannender Thriller, der erfolgreich die geschichtlichen Hintergründe dieses einschneidenden historischen Moments aufleben lässt.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Die Lincoln Verschwörung’

‘Die Lincoln Verschwörung’

Originaltitel: The Conspirator
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2010
Länge: ca. 123 Minuten
Regie: Robert Redford
Darsteller: James McAvoy, Robin Wright, Kevin Kline, Evan Rachel Wood, Tom Wilkinson, Justin Long, Danny Huston, Colm Meaney, Alexis Bledel, Toby Kebbell

Deutschlandstart: 29. September 2011
Offizielle Homepage: tobis.de/film/die-lincoln-verschwoerung/


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