Filmkritik zu ‘Country Strong’

Filmkritik zu ‘Country Strong’

Ein abgehalfterter Country-Sänger, dessen Karriere schon lange vorüber ist. Der Film ‚Crazy Heart‘ mit Jeff Bridges als Alkoholiker Bad Blake wurde mit zwei Golden Globes und zwei Academy Awards ausgezeichnet, jeweils für den besten männlichen Hauptdarsteller als auch für den besten Filmsong. Was ein gutes Rezept in der Männerwelt ist, scheint nicht für die Frauenwelt bestimmt zu sein. Regisseurin Shana Feste (‚Zeit der Trauer‘) versuchte Schauspielerin Gwyneth Paltrow als alkoholisierte Country-Sängerin zu inszenieren, mehr als ein Live-Auftritt der Hauptdarstellerin mit dem Titelsong ‚Country Strong‘ bei der Oscar-Verleihung 2011 war aber nicht drin.

Filmkritik zu ‘Country Strong’

Gwyneth Paltrow & Tim McGraw

Im Film spielt Paltrow den ehemaligen Country-Star Kelly Carter, die während eines Aufenthalts in einer Entzugsklinik den talentierten Songschreiber und Sänger Beau Hutton (Garrett Hedlund) kennenlernt. Sie beginnt eine Affäre mit dem aufstrebenden jungen Mann und nimmt ihn unter ihre Fittiche. Gemeinsam arbeiten sie an seiner Karriere und ihrem Comeback. Als sie zusammen mit Kellys Manager und Ehemann James (Tim McGraw) auf Tour gehen, führt das zu einigen Komplikationen. Erst recht, als auch noch das attraktive Nachwuchstalent Chiles Stanton (Leighton Meester) dazu stößt.

Der Nachwuchs stiehlt der Hauptdarstellerin die Show, mit einem solchen Gefühl lässt man ‚Country Strong‘ hinter sich. Und irgendwie ist es auch ein Versuch, den Erfolg von ‚Crazy Heart‘ zu kopieren. Aber es bleibt auch nur bei dem Versuch. Auch wenn ‚Tron Legacy‘-Darsteller Garrett Hedlund – hier mit männlicher Gesichtsbehaarung – Gwyneth Paltrow geradezu mit verzauberten Augen anschmachtet, wenn diese ihre Songs trällert, bleiben die Zuschauer doch etwas ratlos bei all dieser Begeisterung, sieht man dort nun nicht gerade das größte Gesangstalent der Filmgeschichte auf der Leinwand. Irgendwie fehlt ihr das gewisse Etwas, Paltrow schafft es nicht eine Country-Seele zu entwickeln. Wo man es einem Jeff Bridges in ‚Crazy Heart‘ abkauft, dass er durch und durch diese Musik lebt, wirkt es bei seiner Schauspiel-Kollegin stets wie ein Schauspiel. Wo ihre Rolle eher mager daherkommt, ist es aber interessant der Rivalität zwischen Kelly Carter und Chiles Stanton, dargestellt von ‚Gossip Girl‘ Leighton Meester, zuzusehen.

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Leighton Meester

Meester verkörpert die Konkurrentin, die eigentlich keine sein sollte. Sie wird als dümmliche Schönheitskönigin betitelt, zeigt aber dass weitaus mehr in ihr steckt. Auf schauspielerischer Ebene kann sie den besseren Südstaaten-Akzent aufweisen, auf filmischer Ebene schafft ihre Figur den Aufstieg, während die Ex-Country-Queen vergeblich versucht wieder an ihre alten Erfolge anzuknüpfen.

In ‚Country Strong‘ wird der Country-Stil nicht nur gesungen, sondern auch auf der Handlungsebene abgearbeitet. Wo in den Songs vom ständigen Auf und Ab, vom Verlust einer Liebe und von Schicksalsschlägen die Rede ist, so werden diese Thematiken auch im Film selbst in den Mittelpunkt gestellt. Dabei werden vor allem zwei Rivalitäten immer wieder inszeniert. Auf der einen Seite kämpfen die beiden Darstellerinnen Paltrow und Meester in ihren Rollen um die bessere, schönere, größere Karriere. Jede von ihnen möchte im Rampenlicht stehen, die eine versucht ihr Comeback, die andere möchte zum ersten Mal durchstarten. Bei den Männern – Hedlund und McGraw – sind es die Frauen, um die sie konkurrieren. Der Kampf ist nicht minder intensiv, wird aber vom Kampf der Frauen überschattet. Für den Film relevant ist dabei, dass es hierbei kein gut und böse gibt. Jede Figur handelt mit einer Berechtigung, mit einem nachvollziehbaren Verhaltensmuster, das am Ende weder die Frauen noch die Männer als Böse darstellt. Es ist die grausame Welt des Showbusiness in der jeder alles dafür tun würde um hier zu bestehen. Dabei hätte dem Film jedoch eine klar definierte Schurkenrolle gut getan, dann würde sich die Handlung nicht irgendwann einfach so im Nichts zerlaufen. Natürlich vertragen sich am Ende irgendwie alle, es endet zur Zufriedenheit einer jeden Figur, weil sie ja auch alle irgendwie lieb und nett sind, auf ihre jeweilige Art und Weise. Dafür müssen auch alle belohnt werden. Hier hält sich der Film dann nicht mehr an seine Country-Song-Handlung. In den Songs endet nicht immer alles gut, dort ist es die Tragik die oft die Oberhand gewinnt.

Freunde des Country sollten einen Bogen um ‚Country Strong‘ machen und sich lieber direkt mit ‚Crazy Heart‘ beschäftigen. Freunde des Mediums Film werden ebenso wenig Freude daran haben, einer Schauspielerin wie Gwyneth Paltrow dabei zuzusehen, wie sie offenbar nur halbherzig versucht eine Rolle zu füllen, die ihr alles andere als auf den Leib geschrieben wurde. Trotz großem Medien-Hype durch Gwyneth Paltrow Gesangsauftritte in Talk-Shows und eine wiederkehrende Nebenrolle in der Fernsehserie ‚Glee‘, will der Funke nicht überspringen, der im Vorfeld entfacht werden sollte.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Country Strong’

‘Country Strong‘

Originaltitel: Country Strong
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2010
Länge: ca. 117 Minuten
Regie: Shana Feste
Darsteller: Gwyneth Paltrow, Garrett Hedlund, Tim McGraw, Leighton Meester

Deutschlandstart: 9. Juni 2011
Offizielle Homepage: country-strong.de/


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