Filmkritik zu ‘Cars 2′

Irgendwie fehlte es ‚Cars‘ an Liebe und Emotionen. Der 2006er Film der Pixar Animation Studios ist das bisher umstrittenste Werk aus der erfolgreichen Geschichte von Pixar. Der führende Kopf des Studios – John Lassetter – hat ‚Cars‘ höchstpersönlich ins Leben gerufen und damit nach ‚Toy Story‘ versucht, eine weitere Welt voller eigenwilliger Figuren zu erschaffen. Was bei ‚Toy Story‘ in nunmehr dreifacher Ausführung mitsamt einem Kurzfilm gelungen ist, kann bei ‚Cars‘ auch im zweiten Teil nicht so richtig überzeugen.

Filmkritik zu ‘Cars 2′

Lightning McQueen & Hook

Dieses Mal bricht Rennwagen Lightning McQueen mit seinem besten Freund, dem etwas in die Jahre gekommenen Abschleppwagen Hook, auf eine Reise rund um den Globus auf. McQueen tritt im allerersten World Grand Prix gegen die Rennelite der ganzen Welt an. Währenddessen gerät Hook unwissentlich mitten in eine internationale Spionage-Affäre.

Die Abstinenz von lebenden Figuren macht es auch bei der ‚Cars‘-Fortsetzung schwer, emotional mit den Blechvehikeln mitzufiebern. Selbst in Filmen wie ‚Toy Story‘ treten die Hauptprotagonisten Woody und Buzz Lightyear als menschliche Puppenfiguren auf. In ‚Findet Nemo‘ sind es Fische, in ‚Die Monster AG‘ wilde Kreaturen und in ‚Wall-E‘ verniedlichte Roboter. All das funktioniert, nur die niemals süß anmutenden Autos, Schiffe und Flugzeuge der Filmwelt von ‚Cars‘ – bald wird es eine DVD-Veröffentlichung namens ‚Planes‘ geben – wollen sich nicht in das Pixar-Universum einbetten lassen.

Desweiteren funktioniert die eigentliche Hauptfigur Lightning McQueen in ‚Cars 2‘ nur als Randfigur. Auch wenn McQueen den Auslöser für die Handlung darstellt – die Reise nach Japan, Italien und Großbritannien – sind es doch Hook und der Superagent Finn McMissile, dessen Geschichten die Regisseure John Lasseter und Brad Lewis eigentlich erzählen möchten. Wenn der Zuschauer die ersten Szenen des Filmes zu sehen bekommt, möchte man fast meinen, dass hier eigentlich das Sequel zu ‚Die Unglaublichen‘ erzählt werden sollte. Die Musik von Michael Giacchino, der eben auch für ‚Die Unglaublichen‘ tätig war, verliert sich viel zu sehr in einem Agenten-Stil, der mit der Autorenn-Welt von ‚Cars‘ eigentlich nichts zu tun hat. Der Rennwagen wird ausgeblendet, McMissile und sein Protégé Hook bekommen das Spotlight.

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Finn McMissile

Aber selbst dieses Rampenlicht, welches auf den falschen Figuren liegt, wird dann wieder von den Schauplätzen gestohlen. Bereits die Werbemaschinerie zu ‚Cars 2‘ ließ vermuten, dass die Städte, die von den Hauptprotagonisten bereist werden, viel mehr im Mittelpunkt stehen, als die eigentliche Geschichte. Und hier darf man Pixar auch keinen Vorwurf machen: Die schwache Handlung und die uninteressanten Figuren werden durch das bunt schillernde Tokyo, Italien und Großbritannien untergejocht. Die Bilder sind schön, detailreich und hauchen der menschenlosen Welt einigen Charme ein. Leider bleibt es bei diesen drei Ländern auf der Reiseroute von McQueen und Hook, auch wenn im Vorfeld weitere Stationen wie Russland, Deutschland oder Frankreich durch die Werbeplakate vorgetäuscht wurden.

Es ist wenig verwunderlich, dass auch ‚Cars‘ zu einem ‚Toy Story‘-ähnlichen Franchise aufgebaut werden soll, so ist gerade Pixar-Chef John Lasseter, der seit 2006 für diese Fortsetzung erstmals wieder den Regieplatz übernommen hat, ein begeisterter Automobil-Fan. Leider verpasst es dieses Franchise aber immer wieder, den Charme, die Emotionen und die einmalige Erzählweise, welche von Pixar normalerweise an den Tag gelegt wird, auf die Leinwand zu bannen. Somit bleibt ‚Cars 2‘ ein blasses Licht in der Pixar Filmografie, das nicht an vorherige Erfolge wie ‚Oben‘, ‚Ratatouille‘ oder ‚Wall-E‘ anknüpfen kann.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Cars 2′

‘Cars 2‘

Originaltitel: Cars 2
Altersfreigabe: ohne Altersbeschränkung
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 106 Minuten
Regie: John Lasseter & Brad Lewis
Originalstimmen: Larry the Cable Guy (Hook), Owen Wilson (Lightning McQueen), Michael Caine (Finn McMissile), Emily Mortimer (Holley Shiftwell), Eddie Izzard (Sir Miles Axlerod), John Turturro (Francesco Bernoulli)

Deutschlandstart: 28. Juli 2011
Offizielle Homepage: Disney.go.com/cars/


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