Mit dem romantischen Drama „The Railway Man – Die Liebe seines Lebens“ schuf Regisseur Jonathan Teplitzky eine Verfilmung der bewegenden Autobiographie des britischen Kriegsveteranen Eric Lomax. Ob ihm das gelang, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Es ist Liebe auf den ersten Blick. Als Eric Lomax (Colin Firth) auf einer seiner zahlreichen Zugreisen die Krankenschwester Patti (Nicole Kidman) kennenlernt, funkt es zwischen den beiden sofort und schnell werden sie ein Paar. Und obwohl Eric dank der Beziehung regelrecht aufblüht, kann Patti selbst nach der Hochzeit nicht richtig zu ihrem Ehemann durchdringen. Denn dieser trägt ein düsteres Geheimnis in sich. Während des Krieges musste er als Zwangsarbeiter an einer der berühmtesten Eisenbahnstrecken mitwirken, wo er täglich unvorstellbarer Folter und Demütigung ausgesetzt war. Als Patti sich in ihrer Verzweiflung an Erics besten Freund Finlay (Stellan Skarsgård) wendet, gesteht dieser ihr die traurige Wahrheit. Doch trotz dieser neuen Erkenntnis gelingt es ihr nicht, Eric dabei zu helfen, sein Trauma zu überwinden. Dies schafft nur er allein.
Bereits nach den ersten Szenen denkt der Zuschauer, er habe hier eine typische Romanze vor sich. Person A lernt Person B kennen. Sie verlieben sich und kommen am Ende des Films zusammen. Doch genau so läuft das in „The Railway Man“ nicht ab. Stattdessen erlebt man diese klassischen Elemente quasi im Schnelldurchlauf. Glücklicherweise schadet das dem romantischen Drama keineswegs. Vielmehr entsteht ein neuer Spannungsfaktor, da der Ausgang plötzlich unbekannt ist. Bedauerlicherweise hat dieser besagte Schnelldurchlauf eine entscheidende Schwäche. Es werden nämlich Zeitsprünge genutzt, die doch sehr verwirrend wirken. Stellenweise ist nicht eindeutig erkennbar, wo sich die Szene in den zeitlichen Rahmen einordnen lässt.
Dafür können die Rückblicke auf die Gefangenschaft von Eric überzeugen. Das Elend der Zwangsarbeiter wurde glaubhaft umgesetzt, wodurch die daraus resultierenden emotionalen Folgen, die man in den Passagen mit Eric und Patti erlebt, sehr gut zur Geltung kommen. Tatsächlich blüht der Film erst ab der zweiten Hälfte so richtig auf und kann den Zuschauer fesseln. Besonders weil auch ein Mysterium um eine Tür entsteht, die für den seelischen Zustand von Eric von großer Bedeutung zu sein scheint und dessen Geheimnis natürlich erst zum Ende hin aufgelöst wird. Auch wenn man sich hierbei stellenweise von den romantischen Elementen entfernt, ist das emotionale Gesamtpaket doch so fesselnd, dass man leicht darüber hinwegsehen kann.
In Hinsicht auf die schauspielerischen Leistungen liefert Colin Firth einen ansehnlichen Auftritt ab. Es gelang ihm, das Trauma so authentisch wiederzugeben, dass die gesamte Handlung um Eric in sich stimmig ist. Aber auch Nicole Kidman als Patti kann überzeugen. Zwar steht ihr Charakter nicht unbedingt im Mittelpunkt, dennoch verleiht sie der unscheinbaren Ehefrau-Figur eine unerwartete innere Stärke.
Fazit:
„The Railway Man“ bietet sowohl Romantik als auch Drama, allerdings nicht unbedingt nach dem typischen Schema, was den Film aber gerade interessant macht. Auch positiv: Die Spannung baut sich schrittweise auf und dauert bis zum Ende an. Leider braucht die Verfilmung der Memoiren von Eric Lomax aber etwas zu lange, um in Fahrt zu kommen.