Filme von Frauen: AMELIA (2009) von Mira Nair

George Vidal, der eine Affäre mit der Flugpionierin Amelia Earhart hatte, erklärte seinem Sohn einst, dass er die Frau nicht heiraten wollte, weil er keinen Jungen als Ehefrau wollte. In Mira Nairs Amelia wird Earhart von Hilary Swank gespielt – sie sieht wie ihr Realwelt-Vorbild aus, sie lächelt wie sie, sie hat denselben Körperbau und weiß genau, wer sie sein will und dass sie sich genau so mögen muss, wie Amelia Earhart es einst getan hat. Sie war die erste Person nach Lindbergh – und die erste Frau – die den Atlantik im Alleingang überquerte.

An ihrer Seite hat sie Richard Gere als den New Yorker Verleger G. P. Putnam, der gleich mehrere Rollen in ihrem Leben spielte. Amelia zeigt uns, wie er die Pilotin in ihrer Sache unterstützt, wie er sie den Menschen näher bringt, ihr Buch veröffentlicht und Geld für ihre Flüge auftreibt.

Der Film verschwendet nur wenig Zeit damit zu erklären, wie dieses Tomboy-Girl aus Kansas mit dem Industriellen aus der Großstadt klar kommen konnte – so sehr, dass die beiden heirateten, auch wenn Earhart sich später in einer Affäre mit dem eingangs erwähnten Vidal wiederfand.

Diese Geschichte filmt Mira Nair recht schlicht ab. Der Film erzählt, was man überall nachlesen kann und verblasst in jedem Moment, in dem er in die Tiefe gehen möchte. Solange der Film aber beim Standardmaterial bleibt, kann er Amelia Earharts Relevanz zu ihrer Zeit und vielleicht auch noch heute vorführen.

Filme von Frauen: AMELIA (2009) von Mira Nair

Amelia

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Amelia Earhart (Hilary Swank) mit ihrem Ehemann G. P. Putnam (Richard Gere)

Sie war eine starke Frau in einer von Männern dominierten Welt. Sie war mutig. Sie liebte die Wahrheit. Sie erarbeitete sich Anerkennung und konnte die Welt für die Frauen ein bisschen zugänglicher machen.

Das wird durchaus stark in Szene gesetzt. Zwar muss auch eine Pionierin wie Amelia Earhart sich in ihrer Zeit durch Männer definieren lassen, aber sie hält dagegen, obwohl sowohl der Einfluss ihres Ehemannes sich stark bemerkbar macht als auch Ewan McGregors Auftritt als ihr Liebhaber nicht unbemerkt an uns vorüber zieht. Um Amelia Earhart schwirren diese männlichen Figuren wie kleine Propellermaschinen, die unentwegt Lärm machen müssen.

Hier aber fehlt es Amelia ein wenig am Drama. Bei ihr läuft alles zu gut. Immer wenn sie sich in ihre Pilotinnen-Kluft flüchtet, hat sie auch wieder ein Lächeln im Gesicht. Wo ist das Drama ihres mysteriösen Verschwindens, wo ist die nervliche Belastung der Belagerung durch eine ganze Nation? Alles scheint Amelia Earhart in den Schoß zu fallen, wodurch wir als Zuschauer nie so ganz in Jubelstürme über ihre Erfolge ausbrechen können.

Filme von Frauen: AMELIA (2009) von Mira Nair

Amelia

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Im Flugzeug fühlt sich Amelia Earhart wohl.

Amelia zeigt uns diese Pilotin als eine Frau, die sich selbstbewusst ihrer Leidenschaft hingeben konnte und dabei mit den Erwartungen der Gesellschaft gebrochen hat – ob als Frau am Steuer eines Flugzeuges oder als Liebhaberin, die ihrem Mann bei der Ehe versicherte, dass er sich nicht an die mittelalterliche Vorstellung von Treue halten müsse, wohl mehr aus einem gewissen Eigeninteresse heraus formuliert.

Hilary Swank geht in dieser Rolle auf, weil Amelia Earhart diese männlichen Züge hatte, die Swank in Million Dollar Baby, in Boys Don’t Cry oder zuletzt Logan Lucky – wenn auch nur ganz kurz – in kantigen und burschenhaften Rollen verkörperte.

Dadurch verleiht sie Amelia in einer traditionell erzählten Geschichte den Charakter einer nicht traditionell handelnden Frau in einem Film, der natürlich nicht an Martin Scorseses The Aviator heranreicht, aber immer noch genug Gefühl mit sich bringt, um uns in die Welt der Flieger(innen) zu führen.


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