Filme ohne Farbe: „Wer hat Angst vor Virginina Woolf“ (1966) mit Elizabeth Taylor

Wenn zwei Menschen im wahren Leben verheiratet sind, dann sollten sie so gut zusammen harmonieren, dass man es auch auf der Kinoleinwand spürt. Die Ehe von Elizabeth Taylor und Richard Burton, die von 1964 bis 1972 anhielt zeigt, wie intensiv und glaubwürdig zwei Partner erscheinen, die auch im Film Eheleute spielen. In Regisseur Mike Nichols’ (Die Reifeprüfung, Der Krieg des Charlie Wilson) Wer hat Angst vor Virginia Woolf? lassen sie uns im Jahre 1966 ihre Routine des Miteinanders deutlich spüren.

Taylor und Burton spielen Martha und George, ein altes Ehepaar, das einen illustren Abend mit dem jüngeren Pärchen Nick und Honey verbringt (gespielt von George Segal und Sandy Dennis). Je mehr der Abend allerdings voranschreitet, desto größer werden die verbalen Auseinandersetzungen, die sich abwechselnd rotierend zwischen allen Anwesenden abspielen. Das ganze wird durch eine ordentliche Portion Alkohol verstärkt.

Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

Richard Burton und Elizabeth Taylor im 1966er „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“

Basierend auf dem Theaterstück von Edward Albee, ist Wer hat Angst vor Virginia Woolf? die Blaupause zu anderen Bühnenstücken, die zum Film umfunktioniert wurden: die französische Komödie Der Vorname von den Regisseuren Alexandre de la Patellière und Matthieu Delaporte (die selbst auch die Theaterversion geschrieben haben) und natürlich Roman Polanskis Der Gott des Gemetzels (nach Yasmina Rezas Vorlage). Beide Stücke/Filme funktionieren ebenso als dialogstarke Charakterstücke auf kleinstem Raum. Aber so gut jeder dieser Filme auch sein mag, Virginia Woolf treibt den sich hochschaukelnden Zorn wirklich auf die Spitze, angetrieben durch die wunderbaren schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten.

Wer Virginia Woolf dieser Tage zum ersten Mal erleben darf, dem sei purer Neid entgegen gebracht. Dieser Film gehört auf jede All-Time-Favourite-Liste, die denkbar wäre. Allein der Non-Stop Verbal-Schlagabtausch ist großartig. Hier werden nicht nur bissig-sarkastische Beleidigungen ausgepackt, hier wird unter die Gürtellinie geschlagen. Den Unterhaltungen werden Emotionen einverleibt und die vier Hauptdarsteller dürfen sich untereinander in ihrem Wort-Zwist auch gleich noch charakterisieren. Hier steckt eine ganze Menge Handlung in den äußerst intelligent geschriebenen Drehbuchzeilen (das Drehbuch stammt von Ernest Lehman, der zuvor schon Der unsichtbare Dritte und die West Side Story geschrieben hatte).

Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

George Segal und Sandy Dennis

Wenn man nun den Hauptfokus auf Elizabeth Taylor werfen möchte, weil sie die extravagante Drama-Queen der Realwelt ihrer Zeit war, so übersieht man den wahren Schatz von Virginia Woolf. Richard Burton ist hier der beste Player im Game. Natürlich ist er auf seine Mitspieler angewiesen, aber er zeigt hier in den Mid-60er Jahren schon modernes, realitätsnahes Schauspiel, wo seine Kollegen noch mehr überdramatisiert agieren: das Overacting als Überbleibsel der Stummfilmzeit. Aber Burton spielt sich in rage, spielt natürlich und ehrlich, zeigt sich weder als Mann der Theaterbühne, noch vergangener Schauspielkunst, sondern könnte mit seiner damaligen Performance auch den Darstellern heutiger Zeit das Wasser reichen.

Nicht jeder Film ist in der Lage, durch Dialoge, lediglich in einem Wohnzimmer ausgetauscht, eine immense Atmosphäre der Anspannung zu schaffen. Wer hat Angst vor Virginina Woolf? gelingt aber genau das. Wer wird als nächster gegen wen in die Schlacht ziehen? Bleibt alles beim Wort-Duell oder wird die Auseinandersetzung in körperliche Gewalt übergehen? Hier stehen eine ganze Menge Andeutungen und Androhungen im Raum, die diesen Film wahrlich zu einem Klassiker werden lassen.


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