Steven Spielberg, 1974: „Sugarland Express“ mit Goldie Hawn

Mit Sugarland Express machte Steven Spielberg im Jahre 1974 sein eigentliches Kinofilm-Regiedebüt, nachdem Duell eigentlich für das Fernsehen gedreht worden ist. Dabei bleibt er im Grunde seiner Erstfilm-Thematik treu, inszeniert abermals ein Duell der Straße, wenn Goldie Hawn (Der Club der Teufelinnen) und William Atherton (Defiance) auf der Flucht vor der Polizei sind, um nach einem Gefängnisausbruch ihren kleinen Sohn zu retten, der droht in einer Pflegefamilie zu landen.

Sugarland Express stellt außerdem den Beginn einer langen Freundschaft dar. Spielberg holt hier zum ersten Mal Komponist John Williams mit ins Boot, mit dem er bis in alle Ewigkeit zusammen arbeiten wird. Das Drehbuch zum Film stammt von Hal Barwood und Matthew Robbins und basiert auf der wahren Geschichte des Ehepaars Ila Fae Holiday und Robert Dent. Sicherlich hätte Spielberg gut daran getan, hier vielleicht doch lieber selbst Hand anzulegen. Denn wenn man etwas über Sugarland Express sagen kann, dann dass die Dialoge unfassbar oberflächlich und dümmlich erscheinen. Aber das scheint nur eine Meinung zu sein. Bei den Filmfestspielen von Cannes des Jahres 1974 gab es für den Film die Beste Drehbuch-Auszeichnung.

Sugarland Express

William Atherton und Goldie Hawn in Sugarland Express von Steven Spielberg

Wenn man sich dann aber vor allem Goldie Hawn anschaut, muss man sich ebenso eingestehen, dass sie eine furchtbar geschriebene Figur an die Hände bekommen hat. Sie ist dumm-rebellisch und taugt damit so überhaupt nicht als Identifikationsfigur oder als Heldin der Geschichte. Selbst wenn sie als Mutter auftritt, möchte man als Zuschauer doch eher den Behörden zustimmen, dass ihr Sohn in einer Pflegefamilie vermutlich besser aufgehoben wäre. Sie ist es auch, die ihren Mann dazu anstiftet, aus dem Gefängnis auszubrechen und ihr bei ihrem Vorhaben zu helfen, obwohl er eigentlich nur noch vier Monate festsitzen würde, bevor er rechtmäßig entlassen werden würde.

William Atherton muss derweil den gehorsamen Ehemann spielen, der nicht mehr darstellt als einen Mitläufer, der sich willenlos herumkommandieren lässt. Er unterliegt den krampfhaft-hysterischen Schrei-Attacken seiner Frau, die damit nur zu gut ihren Willen durchzusetzen versteht.

Sugarland Express

Goldie Hawn als Lou Jean Sparrow Poplin in Sugarland Express

Aber genau hierdurch verstrickt sich das Ehepaar dann auch immer wieder in Probleme, die sich nach und nach hochspielen. Hier ähnelt Sugarland Express am ehesten seinem Vorgänger Duell. Das Ehepaar stellt dieses Mal gemeinsam den kleinen David dar, der sich gegen das übermächtige Gesetz der Polizei zur Wehr setzen muss. Erneut ist es die Schlacht zwischen David und Goliath, die die Handlung von Spielbergs Film bestimmt. Nur bleibt dieses Mal die Spannung aus, die Duell noch so intensiv hat wirken lassen. Hier plätschert die Story vor sich hin.

Auch das Schauspiel ist ein Rückschritt zu Duell, was natürlich das Drehbuch zu verantworten hat, da sich hier vor allem die Dialoge negativ hervorheben lassen. Wo Dennis Weaver noch minimalistisch und eindringlich spielen durfte, wird hier von allen Beteiligten einfach drauflos gebrabbelt. So baut man weder Bezug auf, noch fühlt man sich in die Geschichte gezogen. Man freut sich nicht mit den Figuren, man leidet nicht mit ihnen. Man ist stiller Beobachter dieses Roadtrips durchs Chaos, ohne dabei wirklich Anteil zu nehmen.


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