In Das siebente Siegel kehrt ein Ritter von seinen Reisen in die Heimat zurück. Er befindet sich im tiefsten Mittelalter, wo die Pest – der schwarze Tod – die Bevölkerung dahingerafft hat. Wir sind irgendwo in Europa, vermutlich in Schweden, wo auch Regisseur Ingmar Bergman herkommt, der diesen 1957er Schwarzweiß-Klassiker inszeniert hat.
Sein Ritter findet eine Kirche, in der er seine Sünden beichten möchte. Er habe eine Gleichgültigkeit in sich wohnen, die die Welt für ihn zu einem gespenstischen Land gemacht habe. Er wolle mit Gott sprechen. Er rufe nach ihm, höre aber keine Antwort. Der Mann, der bisher hinter einer Kapuze versteckt war, offenbart sein Gesicht. Es ist der personifizierte Tod, der dem Ritter auf seiner langen Reise gefolgt ist und seinen Ruf erhöht hat. Aber wo nur ist Gott?
Eine Frage mit der sich Ingmar Bergman immer wieder beschäftigt hat, vor allem aber in Das siebente Siegel, vielleicht sein zentrales Werk als Regisseur. Der Film wird als Klassiker des Weltkinos gehandelt, ob er es wirklich ist, muss jeder für sich selbst entscheiden – jedenfalls hat der Film seinen Regisseur zu weltweiter Bekanntheit und Anerkennung verholfen. Mit Das siebente Siegel hat sich Bergman aus seiner kleinen Heimat Uppsala nach Hollywood befördert – und das mit dieser Thematik von Gott und seiner Existenz, eine philosophische Frage mit Diskussionsbedarf, die Bergman offenbar verfolgte.
Das siebente Siegel
" data-orig-size="1000,743" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Ritter Antonius (Max von Sydow) trifft auf eine reisende Schaustellerin (Mimi Andersson).
Denn auch in dem ebenfalls in 1957 erschienenen Wilde Erdbeeren fragt ein sterbender Professor nach dem Sinn seiner Existenz. In Wie in einem Spiegel (1961) glaubt eine Frau gar von Gott besucht zu werden, während Max von Sydow und Gunnar Björnstrand im 1963er Licht im Winter unter der Regie von Bergman vom Zweifel eines Priesters an seinen eigenen Gottesglauben im Angesicht einer nuklearen Katastrophe erzählen.
Beide Darsteller sind auch in Das siebente Siegel bereits äußerst schauspielerisch stark präsent. Während der Titel auf eine Passage im Buch der Offenbarung Bezug nimmt, zeigt der Film die Reise dieses mittelalterlichen Ritters namens Antonius Block (Max von Sydow) und seines Knappen Jöns (Gunnar Björnstrand).
Antonius wird nach seiner Heimkehr vom Tod (Bengt Ekerot) heimgesucht, der dessen Leben für sich beanspruchen will, sich aber auf eine Partie Schach einlässt, bei der es um die Seele des Mannes gehen soll. Ingmar Bergman filmt in jedem seiner Bilder die Abwesenheit Gottes oder die Frage nach seinem Dasein in kontrastreichen Schwarzweiß-Bildern, die ihm Kameramann Gunnar Fischer nachdenklich und poetisch in Szene gesetzt hat.
So auch das Schachspiel am Strand, wo Mensch gegen Tod das Spiel der Könige bestreitet. Damit fragt der Film erneut nach Gott, dem vermeintlichen König, der dem Spiel aber fernbleibt. Soviel Leid hat der Ritter ertragen müssen. Soviel Leid hat er durch den Ausbruch der Pest immer noch vor Augen. Nun muss er gar ganz alleine gegen den Tod kämpfen, der von anderen Menschen in diesem Moment nicht gesehen werden kann. Sein Interesse gilt ganz allein Antonius, der sich natürlich erneut von Gott allein gelassen fühlt.
Das siebente Siegel
" data-orig-size="1000,737" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Das Schachspiel zwischen Antonius (Max von Sydow) und dem Tod (Bengt Ekerot).
So bemerkenswert der Film erscheinen mag – oder die detailreiche Arbeit von Ingmar Bergman und seinem Filmteam – ist Das siebente Siegel ein anspruchsvolles Drama im negativen Sinne, mehr obskur als zugänglich. Die Handlung wurde aus einer Aneinanderreihung an langweiligen Reden zusammengesetzt, die – zugegeben – in starken Bildkompositionen stattfinden. Aber selbst diese wirken wie eine schwere Last, derer man sich über die Laufzeit des Films nicht entledigen kann.
Das siebente Siegel mag Ingmar Bergman zu einem bekannten Namen gemacht haben, der Film mag ebenso das Bild des personifizierten Todes in der Filmgeschichte geprägt haben – der bleiche Mann unter der schwarzen Kapuze – aber wir bekommen hier mehr eine kunstvolle Auseinandersetzung mit einer vom Regisseur leidenschaftlich debattierten Thematik, als einen ansehnlichen Film, der uns mitreissen, inspirieren oder faszinieren könnte.