Filme ohne Farbe: AUF WIEDERSEHEN MR. CHIPS (1939) von Sam Wood

Jedes Kind, jeder Schüler, jede Schülerin sollte einen Mr. Chipping (Robert Donat) gehabt haben. Dieser eine Lehrer, der zuerst irgendwie merkwürdig wirkt, vielleicht noch etwas unerfahren oder exzentrisch und weltfremd, sich letztendlich aber als der prägendste Mensch der eigenen Schulzeit herausstellt. Auf Wiedersehen Mr. Chips erzählt von diesem Lehrer, wie er in seinen alten Tagen auf seinen Sessel sinkt, erschöpft von den Alltäglichkeiten an der Brookfield Public School – wo er noch immer tätig ist – und sich an sein Leben zurück erinnert. Eine ganz spezielle Erinnerung, die mit seinem Amtsantritt an eben dieser Schule beginnt.

Zu dieser Zeit war er gerade einmal 25 Jahre jung. Es ist 1870 und Charles Edward Chipping wird als neuer Lateinlehrer an der Brookfield Schule willkommen geheißen. Bereits an seinem ersten Tag muss er die Späße und Streiche der Schüler über sich ergehen lassen, denen er mit strikter Disziplin begegnet. Er wird zum respektierten, aber nur wenig geliebten Lehrer. Es vergehen 20 Jahre bis Mr. Chipping zum Hauptlehrer der Schule ernannt wird, obwohl er sich enttäuscht darüber zeigt, nicht den Posten als neuer Direktor angeboten bekommen zu haben.

Da kommt der neue Deutschlehrer Max Staefel (Paul Henreid) gerade recht. Er lädt Chipping auf eine Wandertour in seiner Heimat Österreich ein, wo er in den Bergen auf die britische Frauenrechtlerin Kathy Ellis (Greer Garson) trifft. Die beiden verlieben sich ineinander, heiraten und aus Mr. Chipping wird Mr. Chips – ihr Kosename für ihren Ehemann – der sich von der herzenswärme seiner Frau anstecken lässt und damit zum beliebten und inspirierenden Lehrer wird, der seine Schüler zu Bestleistungen anspornen kann. Je älter er wird, desto mehr kann er den neuen Schülern von deren Eltern und Großeltern erzählen, die alle bei ihm auf der Schulbank gesessen haben.

Filme ohne Farbe: AUF WIEDERSEHEN MR. CHIPS (1939) von Sam Wood

Auf Wiedersehen Mr. Chips

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Mr. Chipping (Robert Donat) wird von seiner Frau Kathy (Greer Garson) nur Chips genannt.

Es mag an dem britischen Schulsystem liegen. Aber schaut man sich in heutiger Zeit diesen 1939er Klassiker von Regisseur Sam Wood an, so sieht man sich unweigerlich wieder inmitten von Hogwarts stehen – mit ein bisschen weniger Magie versehen. Da entführt uns der Film in eine gigantische Halle, in der sich die Schüler zum Jahresbeginn versammeln und den Begrüßungsworten der an einer langen Tafel sitzenden Lehrern lauschen. Natürlich sind all diese Kinder via Zug hierher gereist, sie werden an einem Winterball teilnehmen und sich im Teamsport um einen Hauspokal messen.

Aber in Auf Wiedersehen Mr. Chips geht es nicht um die Kinder, sondern um diesen besonderen Lehrer und sein Leben. Am Ende weiß der Film uns Tränen zu entlocken, ebenso wie es Ist das Leben nicht schön? mit James Stewart und Donna Reed jedes Mal wieder schafft. Schon wenn Robert Donat, der für seine Rolle als Chips in allen Altersklassen mit dem Oscar als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, sich in seinen Sessel setzt, erahnen wir einen tragischen Ausgang. Er wird hieraus wieder aufstehen, später aber im Bett friedvoll lächelnd einschlafen. “Es ist eine Schande, dass du niemals Kinder hattest” hören wir noch sanft. Er aber gibt in einem letzten Atemzug von sich “Oh aber ich hatte Kinder…tausende Kinder.”, die dann noch einmal auftauchen, um unseren Tränenfluss endgültig außer Kontrolle zu bringen.

Die Tragik seines Lebens ist, dass er sich zwar verliebt und seine angebetete Kathy gar geheiratet hat, diese aber mitsamt ihrem gemeinsamen Kind bei der Geburt stirbt. Zwar bekommt er die Liebenswürdigkeit seiner Frau geschenkt, stürzt aber dennoch in ein tiefes Loch, aus dem nur das Miteinander mit seinen Schülern ihm heraushelfen kann.

Filme ohne Farbe: AUF WIEDERSEHEN MR. CHIPS (1939) von Sam Wood

Auf Wiedersehen Mr. Chips

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Ein alter Mr. Chips (Robert Donat) mit zwei Schülern.

Aber auch ohne diesen Schicksalsschlag gelingt es Robert Donat ab dem ersten Moment, in dem er als Mr. Chips auftritt, unsere Sympathien zu gewinnen. Er strahlt eine herzliche Vertrautheit aus, als sei er der Weihnachtsmann höchstpersönlich. Auf Wiedersehen Mr. Chips erzählt nicht nur davon, dass es durchaus eine Ehre ist, diesem Mann die Hand zu reichen, der Film zeigt es uns und lässt es uns spüren. Aus welchen Gründen auch immer, denn Mr. Chips ist eine bodenständige Figur, wir würden uns überaus geehrt fühlen, diesem Mann begegnet zu sein. Vielleicht sind wir es irgendwann einmal. Ein Lehrer, ein Mr. Chips, den wir erst sehr spät zu schätzen gelernt haben.

“Und Chips, vergesse niemals, dass du hier nicht nur den Schülern etwas beigebracht hast, sondern zumindest auch einem Schulleiter!” Natürlich trieft Auf Wiedersehen Mr. Chips vor Sentimentalitäten und herzerwärmenden Momenten. Aber diese werden durch Robert Donat runtergespielt, der sich hier mit 300 wirklichen Schülern der Repton School (die Dreh-Location für Brookfield) umgibt, die auf ihre damaligen Schulferien verzichteten um ein Teil des Films sein zu können – und da wäre die Sentimentalität der realen Welt.


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